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Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Titel: Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)
Autoren: Stefanie Mohr
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verstrickte sich immer tiefer in seine Gedanken. Vor allem der Auftritt der Stammtischbrüder auf dem Friedhof ging ihm nicht aus dem Kopf. Immer wieder kreisten seine Überlegungen darum, dass Jürgen Degel ab morgen wieder in Brandenburg sein würde. Der Gedanke bereitete ihm ein ungutes Gefühl. Er hätte versuchen müssen, heute nochmals mit Degel zu sprechen.
    Hackenholt seufzte. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, wo und mit wem er hier war. Abrupt blieb er stehen. Er war so in seine Gedankenversunken gewesen, dass er Sophie völlig vergessen hatte. Er schämte sich. Da war er seit Jahren einmal wieder mit einer Frau unterwegs für die er sich ernsthaft interessierte, und dann konnte er nicht einmal ein paar Minuten lang seine Arbeit beiseiteschieben.
    »Entschuldigen Sie bitte, es tut mir wirklich leid. Ich bin heute wohl kein besonders aufmerksamer Begleiter.« In seiner Stimme lag echtes Bedauern.
    »Das passiert mir auch manchmal, machen Sie sich nichts daraus.« Sophie lächelte ihn an. »Dürfen Sie mir davon erzählen?«, fragte sie, während sie sich auf einer verwitterten Holzbank in die Sonne setzte.
    Hackenholt gesellte sich zu ihr und berichtete von der Beerdigung.
    »Das klingt nach einem würdigen Spektakel. Peter hätte es sicher sehr genossen, er mochte so verrückte Sachen. Für ihn waren seine Freunde unheimlich wichtig. Wichtiger als alles andere. Vor allem Jürgen Degel. Peter ist regelmäßig zu ihm nach Brandenburg gefahren, und wenn Jürgen hier war, dann bekam es immer das ganze Haus zu hören. Peter hätte von seinen Kumpels etwas Spektakuläres erwartet.«
    »Ach! Uns gegenüber hat Jürgen Degel behauptet, er wäre inzwischen zu der Erkenntnis gekommen, dass sich Peter Siebert sehr verändert hätte, seit er nach Brandenburg gegangen ist und sie sich gar nicht mehr richtig kannten.«
    Sophie sah Hackenholt ungläubig an. »Wenn jemand mit Peter sehr eng befreundet war, dann Jürgen.«
    »Wir hatten bislang keinen Anhaltspunkt, ihm das Gegenteil zu beweisen, den hat er uns ansatzweise erst heute Morgen geliefert. Aber als ich vorhin nochmals bei Degels vorbeigefahren bin, war leider niemand zu Hause, und morgen fährt er wieder nach Brandenburg.« Hackenholt klang angespannt.
    »Mit anderen Worten«, murmelte Sophie, »Sie sollten jetzt nicht hier sein, sondern auf der Suche nach Jürgen Degel, um eventuell doch noch etwas aus ihm herauszubekommen.« Sie hatte die Enttäuschung nicht aus ihrer Stimme heraushalten können.
    Es waren dieser niedergeschlagene Tonfall und der traurige Gesichtsausdruck, mit dem sie konzentriert auf den Boden sah, die Hackenholt zu handeln veranlassten. Ohne lange über sein Tun nachzudenken legte er seinen Arm um ihre Schulter, zog sie an sich und küsste sie auf die Augenbraue.
    »Nein«, murmelte er mit Nachdruck, »ich möchte mir diesen schönen Nachmittag mit dir nicht kaputt machen lassen, Sophie.«
    »Aber deine Arbeit ...« Sie ließ den Satz in der Schwebe.
    Hackenholt kämpfte einen Moment lang mit sich, bevor er in die Tasche griff und sein Handy herausholte. Er tippte Wünnenbergs Nummer ein und wartete. Nach ein paar Mal Klingeln meldete sich die lachende Stimme seines Kollegen. Hackenholt bat ihn, nochmals zu versuchen, Jürgen Degel zu erreichen. Dann steckte er sein Telefon weg.
    »Jetzt gehört der Rest des Tages uns allein«, versprach er und drückte Sophie erneut an sich, bevor er sie zärtlich küsste.
    »Wollen wir weitergehen?«
    Hackenholt nickte und reichte ihr seine Hand. Von dem Moment an schenkte er ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit und ließ sich von ihrem Lachen und ihrer unbeschwerten Art anstecken. Er merkte, wie er immer mehr abschaltete und seine Arbeit allmählich in den Hintergrund rückte. Ganz tief in ihm drin breitete sich langsam ein lang verloren geglaubtes Gefühl aus. Er hatte bislang kaum von sich selbst gesprochen, aber nun spürte er, dass er alles erzählen konnte – auch von seiner Vergangenheit, auch von Svenja. Sophie hingegen fühlte die tiefe Ruhe und Zufriedenheit, die er mit einem Mal ausströmte.
    Als sich die Sonne so weit gesenkt hatte, dass sie nicht mehr über die Baumwipfel schien, beschlossen sie umzukehren. Die Schatten der Bäume wurden rasch länger. Kurz bevor sie wieder bei Hackenholts Auto waren, rief Wünnenberg an, um mitzuteilen, dass er bei Degels trotz mehrfacher Versuche niemanden erreicht hatte und nun nach Hause ging. Hackenholt dankte ihm und verabschiedete sich schnell. Er wollte
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