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Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Titel: Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Aber sie war jetzt eine junge Frau und kein kleines Mädchen mehr. Sie selber mußte auf diese Demütigung reagieren, oder sie würde die Narben davon mit ins Grab nehmen, und sie würden sie bei der Entfaltung ihrer wahren Fähigkeiten im Leben immer wieder lähmen und beeinträchtigen.
    Sie wollte ihre Freunde in Luskan finden und vor der Gefahr im Rücken warnen, und gemeinsam würden sie sich dann mit Artemis Entreri befassen.
    »Wir kommen schnell voran«, versicherte ihr der Fahrer des ersten Wagens, der ihrem Wunsch nach Eile mitfühlend gegenüberstand.
    Catti-brie sah ihn nicht an. Ihre Augen hingen an dem flachen Horizont vor ihr. »Mein Herz sagt mir, daß es nicht schnell genug geht«, klagte sie.
    Der Fahrer musterte sie neugierig, aber er war klug genug, sie an diesem Punkt nicht zu bedrängen. Von Anfang an hatte sie klargemacht, daß ihre Geschäfte privater Natur seien. Und da sie die Adoptivtochter von Bruenor Heldenhammer war und den Ruf einer guten Kriegerin genoß, hatten sich die Händler glücklich geschätzt, sie mitzunehmen, und ihren Wunsch nach Geheimhaltung respektiert. Hinzu kam ein Argument, das einer der Fahrer bei ihrer zwanglosen Reisebesprechung mit einem plastischen Bild beschrieben hatte: »Bei der Vorstellung, fast dreihundert Meilen auf den Hintern eines Ochsen starren zu müssen, behagt mir der Gedanke, dieses Mädchen als Gesellschaft neben mir sitzen zu haben!«
    Aus Gefälligkeit hatten sie sogar den Abreisetermin vorverlegt.
    »Mach dir keine Sorgen, Catti-brie«, tröstete sie der Fahrer, »wir bringen dich schon schnell genug dorthin!«
    Catti-brie schüttelte sich das Haar aus dem Gesicht und sah auf die Sonne, die am Horizont aufging. »Wird es wirklich rechtzeitig sein?« fragte sie leise und rhetorisch, da sie wußte, daß der Wind ihr Flüstern verschlucken würde, sobald ihr die Worte über die Lippen gekommen waren.

Die Felsspitzen
    Drizzt übernahm die Führung, als die vier Gefährten den Fluß Mirar entlangmarschierten und versuchten, einen so großen Abstand wie möglich zu Luskan zu gewinnen. Obwohl sie seit vielen Stunden nicht mehr geschlafen hatten, hatten ihre Begegnungen in der Stadt der Hochsegel sie so erregt, daß keiner von ihnen Müdigkeit verspürte.
    In jener Nacht lag etwas Magisches in der Luft, ein erfrischendes Prickeln, daß es selbst der müdeste Wanderer nicht übers Herz gebracht hätte, die Augen zu schließen. Ein Fluß, der von der Frühlingsschmelze noch hoch stand, brauste schnell dahin und glänzte im Mondlicht. Die weißen Schaumkronen fingen das Sternenlicht ein und warfen es wie einen Sprühregen in die Luft zurück, und die Tropfen funkelten wie Juwelen.
    Obwohl sie stets sehr vorsichtig waren, konnten die Freunde es nicht verhindern, daß sie in ihrer Wachsamkeit nachließen. Sie nahmen in ihrer Umgebung keine Gefahr wahr und spürten nichts als die schneidende, erfrischende Kälte der Frühlingsnacht und die geheimnisvolle Anziehungskraft des Himmels. Bruenor verlor sich in Träumen von Mithril-Halle, Regis in Erinnerungen an Calimhafen, und selbst Wulfgar, der nach seiner so glücklosen ersten Begegnung mit der Zivilisation anfangs mutlos und verzweifelt gewesen war, merkte, wie sich seine Stimmung hob. Er dachte an ähnliche Nächte in der offenen Tundra, als er noch davon geträumt hatte, was wohl jenseits des Horizonts seiner Welt läge. Jetzt, wo er sich jenseits dieses Horizonts befand, mußte Wulfgar feststellen, daß etwas Wesentliches fehlte. Zu seiner Überraschung und im Widerspruch zu aller Abenteuerlust, zu der diese angenehmen Gedanken wenig paßten, wünschte er sich jetzt, Catti-brie bei sich zu haben, die Frau, die er im Laufe der Jahre schätzen und lieben gelernt hatte. Mit ihr hätte er gern diese wunderschöne Nacht geteilt.
    Wären die anderen an diesem Abend nicht so in ihre eigenen freudigen Gedanken versunken gewesen, hätte ihnen an Drizzt Do'Urdens anmutigem Gesang noch größerer Schwung auffallen können. In diesen zauberhaften Nächten, wenn die Him melskuppel sich so tief zum Horizont neigte, fühlte sich der Dunkelelf in der wichtigsten und schwierigsten Entscheidung bestärkt, die er je gefällt hatte, in der Entscheidung, sein Volk und seine Heimat zu verlassen. Denn über Menzoberranzan, der dunklen Stadt der schwarzen Elfen, funkelten keine Sterne. Von den kalten Steinen der riesengroßen lichtlosen Höhlendecke ging nicht dieser unerklärliche Reiz aus, der einem das Herz zerriß.
    »Wieviel

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