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Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Titel: Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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Verbindung und stellen für den Hauptturm keine Gefahr dar.«
    »Ich habe dich nicht gerufen, weil ich deine Fragen beantworten will!« wies ihn Dendybar zurecht. »Jetzt sag mir, wer vor einer Gefahr flieht. Und was ist das für eine Gefahr?«
    »Sieh es dir selber an«, gab der Geist zurück. Mit einer Handbewegung ließ Morkai dem bunten Zauberer vor dessen geistigem Auge ein Bild erscheinen. Es zeigte einen schwarzgekleideten Mann, der ungestüm über die Tundra ritt. Das Zaumzeug seines Pferdes war weiß von Spuren großer Anstrengung, aber der Reiter trieb das Tier rücksichtslos weiter. »Der Halbling flieht vor diesem Mann«, erklärte Morkai, »aber die Absicht des Reiters ist mir ein Rätsel geblieben.« Es verärgerte den Geist sogar, daß er diese Information Dendybar mit teilen mußte, aber er konnte sich den Befehlen seines Peinigers nicht widersetzen. Er merkte, daß der Wille des Zauberers, der ihn festhielt, schwächer wurde, und er vermutete, daß die Beschwörung sich ihrem Ende näherte.
    Dendybar hielt inne, um über die Informationen nachzudenken.
    Offenbar stand nichts von dem, was Morkai ihm berichtet hatte, in direktem Zusammenhang zum Gesprungenen Kristall, aber zumindest wußte er jetzt, daß die vier Freunde nicht die Absicht hatten, lange in Luskan zu bleiben. Und er hatte einen möglichen Verbündeten, also eine weitere Informationsquelle gefunden. Der schwarzgekleidete Reiter mußte wahrhaftig mächtig sein, wenn die gefährliche Gruppe um den Halbling seinetwegen die Flucht ergriffen hatte.
    Dendybar dachte über sein weiteres Vorgehen nach, als er in seiner Konzentration plötzlich durch Morkais hartnäckige Widerstandskraft gestört wurde. Außer sich vor Wut warf er dem Geist einen drohenden Blick zu und begann das Pergament aufzurollen. »Unverschämtheit!« knurrte er, und obwohl er seine Herrschaft über den Geist ein wenig länger h ätte beibehalten können, wenn er seine Energien in einem Machtkampf um den stärkeren Willen eingesetzt hätte, machte er sich daran, die Schriftrolle vorzulesen.
    Morkai schreckte zurück, obgleich er Dendybar bewußt dazu herausgefordert hatte. Der Geist konnte die Folter ertragen, denn sie bedeutete das Ende der Befragung. Und Morkai war erleichtert, daß Dendybar ihn nicht gezwungen hatte, über die Ereignisse weit entfernt von Luskan im Tal unmittelbar hinter den Grenzen von Zehn-Städte zu berichten.
    Als das Verlesen der Schriftrolle zerstörerisch auf die Harmonie seiner Seele einzuwirken begann, richtete Morkai seine Konzentration über Hunderte von Meilen hinweg auf das Bild einer Handelskarawane, die jetzt einen Tag von Bremen, der abgeschiedensten der zehn Städte, entfernt war, und auf das Bild jener mutigen jungen Frau, die sich den Händlern angeschlossen hatte. Der Geist war erleichtert darüber, daß zumindest sie erst einmal den Nachforschungen des bunten Zauberers entgangen war.
    Es war keineswegs so, daß Morkai selbstlos gehandelt hatte.
    Niemals war ihm nachgesagt worden, daß diese Eigenschaft bei ihm übermäßig vorhanden gewesen wäre. Es erfüllte ihn einfach mit tiefster Zufriedenheit, dem Schuft, der für seinen Tod verantwortlich war, auf jede denkbare Weise hinderlich zu sein.
    Catti-bries rotbraune Locken flogen ihr um die Schultern. Sie saß oben auf dem ersten Wagen der Handelskarawane, die sich am Tag zuvor von Zehn-Städte auf den Weg nach Luskan aufgemacht hatte. Ohne auf den eiskalten Wind zu achten, hielt sie den Blick auf die Straße vor sich gerichtet und forschte nach Hinweisen darauf, daß der Meuchelmörder hier vorbeigekommen war. Sie hatte Cassius Informationen über Entreri gegeben, die er an die Zwerge weiterleiten würde. Catti-brie fragte sich jetzt, ob ihre Entscheidung richtig war, sich mit der Handelskarawane davonzuschleichen, bevor die Sippe Heldenhammer ihre eigene Verfolgungsjagd organisiert hatte. Aber nur sie hatte den Meuchelmörder bei seinem Anschlag erlebt. Sie wußte nur zu gut, daß noch viele von der Sippe sterben würden, wenn sie ihn zu einem Frontalangriff herausforderten, denn in ihrem Rachedurst für Fender und Grollo würde jede Vorsicht bei ihnen wie weggefegt sein.
    Vielleicht war es selbstsüchtig, aber Catti-brie hatte entschieden, daß der Meuchelmörder ihre Angelegenheit war. Er hatte sie zermürbt, hatte sie die Jahre der Ausbildung und der Disziplin vergessen lassen und dermaßen erniedrigt, daß von ihr nur noch ein bebendes, verängstigtes Kind übriggeblieben war.

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