Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels
stolperten in den Thronsaal, wobei sie beinahe den armen Zwerg umrannten, der als erster eingetreten war, um sie anzukündigen. Da war natürlich Harkle, der eine Bandage über seinem Gesicht trug, da seine Augen bereits in Mithril-Halle waren. Er wurde von dem dicken Regweld geführt, der auf einem seltsamen Reittier in die äußere Halle geritten war, dessen vordere Hälfte einem Pferd glich, während die Rückseite und die Hinterbeine die eines Frosches waren. Regweld hatte das Ding treffenderweise Pfützenspringer genannt.
Den dritten Harpell kannten Bruenor und Regis nicht, und der Zauberer nannte seinen Namen auch nicht. Er knurrte nur leise und nickte ihnen zu.
»Ich bin Bella don DelRoy Harpell«, verkündete die vierte, eine kleine, junge Frau, die recht hübsch war, nur daß ihre Augen nicht in die gleiche Richtung blickten. Beide waren grün, aber während das eine mit einem wilden inneren Licht leuchtete, war das andere verschleiert und gräulich. Dies schien jedoch nur zu Bellas Äußerem beizutragen und gab ihren zarten Zügen etwas Exotisches.
Bruenor erkannte einen der Namen und verstand, daß Bella wahrscheinlich die Führerin dieser Gruppe war. »Die Tochter von DelRoy, dem Ältesten von Langsattel?« fragte der Zwerg, woraufhin die kleine Frau eine so tiefe Verbeugung machte, daß ihre glänzende blonde Mähne fast über den Boden strich.
»Ich bringe Grüße aus Langsattel, o Achter König von Mithril-Halle«, sagte Bella höflich. »Deine Bitte ist nicht unerhört geblieben.«
Wie schade, dachte Bruenor, schwieg aber taktvoll.
»Mit mir gekommen sind...«
»Harkle und Regweld«, unterbrach Regis sie, der die beiden recht gut von einem früheren Besuch in Langsattel kannte. »Schön, euch wiederzusehen! Und schön zu sehen, daß deine Experimente bei der Kreuzung von Pferden und Fröschen Früchte getragen haben.«
»Pfützenspringer!« erwiderte der gewöhnlich eher abwesende Regweld glücklich.
Dieser Name versprach einen Anblick, den Regis sich nicht entgehen lassen wollte!
»Ich bin DelRoys Tochter«, sagte Bella ziemlich scharf und blickte den Halbling streng an. »Bitte unterbrich mich nicht noch einmal, oder ich muß dich in etwas verwandeln, das Pfützenspringer gerne essen würde.«
Das Funkeln in ihrem gesunden grünen Auge, als sie Regis anblickte, verriet diesem, daß Bella nur eine leere Drohung ausgesprochen hatte. Er fügte sich ihr dennoch und war plötzlich darauf bedacht, sich mit ihr gut zu stellen. Der Halbling wurde sich bewußt, daß sie keine fünf Fuß groß und robust gebaut war, wodurch sie ein wenig einer etwas größeren Version von Regis selbst ähnelte – nur, daß ihre weiblichen Formen nicht zu verkennen waren. Jedenfalls nicht für ihn.
»Mein dritter Begleiter ist Bidderdoo«, fuhr Bella fort.
Der Name kam Regis und Bruenor seltsam bekannt vor, und als Bidderdoo die Vorstellung mit einem Bellen beantwortete, wurde ihnen alles klar.
Bruenor stöhnte; Regis klatschte in die Hände und lachte laut auf. Als sie auf ihrer Suche nach Mithril-Halle in Langsattel gewesen waren, hatte Bidderdoo die Rolle des Familienhundes der Harpells gespielt, nachdem er einen schlechten Zaubertrank getrunken hatte.
»Die Verwandlung ist noch nicht ganz vollständig«, entschuldigte sich Bella, und sie erinnerte Bidderdoo mit einem Schlag auf die Schulter daran, die Zunge wieder in den Mund zu stecken.
Harkle räusperte sich und trat unruhig von einem Bein aufs andere.
»Selbstverständlich«, sagte Bruenor, der den Wink verstanden hatte, sofort. Der Zwerg pfiff schrill, und einer seiner Bediensteten kam aus der Nebenkammer. In jeder Hand trug er eines der körperlosen Augen. Man mußte ihm zugute halten, daß er versuchte, sie ruhig zu halten, und er richtete sie beide in Harkles Richtung.
»Oh, es ist schön, mich wiederzusehen!« rief der Zauberer aus und drehte sich herum. Indem er dem folgte, was er sehen konnte, ging er auf sich zu oder besser: auf seine Augen oder noch genauer: auf die Rückwand und die Tür, durch die er und seine Begleiter gerade gekommen waren. Er rief »Nein, nein!« aus und drehte sich einmal im Kreis in dem Versuch, die Orientierung wiederzufinden, was nicht einfach war, wenn man sich selbst dabei von der anderen Seite des Raumes aus zusah.
Bruenor stöhnte erneut.
»Es ist so verwirrend!« meinte Harkle ärgerlich, als Regweld ihn packte und versuchte, ihn in die richtige Richtung zu drehen.
»Ah ja«, sagte er dann, drehte sich erneut
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