Die Verlobte des Prinzen
Kleides schon wunderte, ihr aber auch schmeichelte.
„Wir müssen über meine Schwester reden“, sagte sie schnell.
„Rede!“
Duarte trieb es ein bisschen weit mit seinem Prinzen-Gehabe, aber sie war gerade nicht in der Stimmung, jetzt darüber zu diskutieren. Es gab Wichtigeres zu besprechen.
„Ich habe dir vorhin ja schon gesagt, wie es um meine Schwester bestellt ist. Jetzt, nachdem du sie gehört hast, verstehst du sicher, was ich gemeint habe.“
„Ich habe zwei Schwestern gehört, die sich sehr nahestehen“, erwiderte er und ging zu den Schmuckkästen, die neben dem Safe lagen. Er öffnete einen davon und nahm goldene Manschettenknöpfe heraus. „Du hast gesagt, sonst müsstest du niemanden anrufen. Was ist mit dem Rest deiner Familie passiert?“
Sie beobachtete ihn, wie er geschickt die Knöpfe schloss, erneut erstaunt darüber, dass sie einem Fremden beim Anziehen zusah. „Unsere Mutter ist bei Jennifers Geburt gestorben.“
„Das tut mir leid“, sagte er mit ehrlichem Mitgefühl.
Kate entspannte sich ein wenig. „Ich wünschte, ich könnte mich besser an sie erinnern, um Jennifer von ihr zu erzählen. Ich war sieben, als unsere Mutter gestorben ist.“ Jennifer war jetzt zwanzig. „Wir haben nur ein paar Fotos und Videos von ihr.“
Duarte nickte. „Hatte der Tod deiner Mutter etwas mit der Behinderung deiner Schwester zu tun?“
Normalerweise redete sie nicht gern darüber und fand auch nicht, dass es irgendjemanden etwas anging, aber wenn sie einen Monat lang mit diesem Mann zusammen verbringen wollte, musste er begreifen, dass Jennifer für sie immer an erster Stelle stand. „Unsere Mom hatte ein Aneurysma während der Geburt. Die Ärzte haben Jennifer so schnell wie möglich geholt, aber sie musste zu lange ohne Sauerstoff auskommen. Dadurch ist sie zwar körperlich gesund, geistig aber ein wenig zurückgeblieben.“
„Wie alt ist deine Schwester?“
„Sie ist eine Achtjährige im Körper einer Zwanzigjährigen.“
„Und wo ist dein Vater?“
Traurigerweise noch nicht in der Hölle. „Nicht zugegen.“
„Was heißt das?“
„Er gehört nicht zu unserem Leben.“ Und das würde er auch nie wieder, wenn es nach ihr ging. Mit diesem egoistischen Mistkerl wollte sie nichts mehr zu tun haben. „Er hat sich aus dem Staub gemacht, kaum dass Jennifer achtzehn war. Wenn du mehr wissen willst, musst du einen Privatdetektiv anheuern.“
„Du hast dich bereit erklärt, für Jennifer die Vormundschaft zu übernehmen.“ Er zog die Smokingjacke vom Bügel. „Kein Gesetz verlangt, dass du diese Verantwortung tragen musst.“
„So, wie du das sagst, klingt es, als wäre sie eine Last“, entgegnete sie aufbrausend. „Sie ist meine Schwester, und ich liebe sie. Deine Familie mag sich nicht nahestehen, aber wir tun es. Wenn du ihr irgendetwas antust, dann …“
„Halt, stopp. Niemand will deiner Schwester etwas tun. Ich werde veranlassen, dass sie rund um die Uhr beschützt wird, damit niemand ihr zu nahe kommt.“
Wie erstaunlich, dass er sich mit ihrer Familie solche Mühe geben wollte. Kate entspannte sich wieder ein wenig. „Und du lässt nicht zu, dass deine Sicherheitsleute sie erschrecken?“
„Das sind Profis, sie achten die Persönlichkeit desjenigen, den sie beschützen sollen.“
„Danke“, sagte sie leise und verschränkte ihre Hände, um der Versuchung zu widerstehen, die glänzenden Revers glatt zu streichen. Solch uneingeschränktes Verständnis hatte sie von ihm nicht erwartet.
„Dreh dich um!“, befahl er mit geradezu hypnotisierender Stimme, und ohne nachzudenken, gehorchte sie.
Seine Hand streifte ihren Nacken, und sofort verspürte sie ein köstliches Kribbeln auf der Haut. Was tat er da? Verflixt, was tat sie hier?
Etwas Kühles glitt über ihre erhitzte Haut, kalt und metallisch. Ihre Finger berührten seine Finger …
Schmuck. Kate schnappte nach Luft.
Duarte umfasste ihre Schultern und schob Kate zum Spiegel, wo sich ihre Blicke trafen. Diamanten funkelten an ihrem Hals, so viele, dass sie mit Sicherheit jahrelang für Jennifer sorgen könnte.
„Steh still, dann befestige ich die passenden Ohrringe.“ Sie baumelten von seinen Fingerspitzen, so wie vorhin ihre Ohrringe mit den eingebauten Miniaturkameras. Nur dass diese hier weitaus mehr wert waren.
Was war, wenn sie einen verlor? „Kann ich nicht lieber meine wiederhaben?“
„Ich denke nicht.“ Mühelos befestigte er die Ohrringe. Wie ein Wasserfall perlten die kleineren
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