Die Verlobte des Prinzen
Antonio hatte erklärt, dass dieser Ort die größtmögliche Sicherheit vor neugierigen Paparazzi bot. Zum Glück hatten sie zugestimmt, einen Reporter zuzulassen. Der Intruder wäre nicht unbedingt seine erste Wahl gewesen – nicht einmal die fünfzigste –, um über solch ein wichtiges Familienereignis zu berichten, doch er hatte sich damit abgefunden, da er Kate unbedingt dabeihaben wollte.
Wie wäre es, wenn er ihr einen besseren Job verschaffte? Er verdrängte den Gedanken sofort wieder.
Wenn Antonio am Ende des Monats heiratete, würde Kate mit Bildern und einer Exklusivstory abreisen, die ihr viel Geld einbringen würden. Doch warum störte ihn die Vorstellung, dass er sie dann nicht wiedersehen würde? Er kannte sie doch erst seit ein paar Tagen.
Antonio unterbrach seine Gedanken, als er meinte: „Ich bin schon gespannt auf deine Verlobte. Hoffen wir, dass unser alter Herr sich vor Freude darüber wieder erholt. Dann kannst du diese ganze Charade mit der angeblichen Verlobung beenden.“
„Wie kommst du darauf, dass es nur eine Charade ist?“
„Hey, ich weiß, dass wir uns nicht wöchentlich sehen, aber wir reden miteinander, und ich bin sicher, dass du mir erzählt hättest, wenn du dich ernsthaft für jemanden interessierst, vor allem, wenn es sich dabei um die Frau handelt, die unser Geheimnis aufgedeckt hat.“
„Vielleicht habe ich es dir deshalb nicht erzählt. Mich mit Kate einzulassen war nicht gerade das Vernünftigste, was ich je getan habe.“ Das war wohl die Untertreibung des Jahres. Aber er hatte die Sache begonnen und würde jetzt keinen Rückzieher machen. „Hätte ich dich um deine Meinung gebeten, dann hättest du mir wohl kaum die Antwort gegeben, die ich hätte hören wollen.“
„Da magst du recht haben“, meinte Antonio und lachte. „Du hast diese Beziehung also wirklich monatelang geheim gehalten? Du hast dich tatsächlich in jemanden verliebt?“
Das Beste wäre, Antonio die Wahrheit zu sagen. Auch wenn er und seine Brüder sich selten sahen, standen sie sich nahe und vertrauten einander, was sicherlich damit zusammenhing, dass sie in ihrer Kindheit nur sich gehabt hatten.
Doch aus irgendeinem Grund wollte er sich Antonio nicht anvertrauen. „Warte, bis du sie kennenlernst.“
„Mich mit Reportern abzugeben war noch nie meine Lieblingsbeschäftigung. Bist du sicher, dass du dem alten Herrn nicht nur eins auswischen willst?“
Duarte ließ sich in einen Sessel fallen und überlegte, ob an Antonios Frage etwas dran war. Nein, entschied er. Damit würde er seinem Vater viel zu viel Macht über sein Leben einräumen.
Die Verlobung mit Kate schien ihm viel komplexer zu sein, als nur eine verspätete Rebellion gegen seinen Vater. „Er wird von ihrer offenen Art begeistert sein. Was gibt es Neues von Carlos?“
„Nichts. Wie immer verschanzt er sich im OP. Er hat aber versprochen, zur Hochzeit zu kommen, und er will Dad im Krankenhaus anrufen.“
Ihr ältester Bruder lebte im Grunde genauso zurückgezogen wie ihr Vater, nur dass er sich nicht auf einer Insel versteckte, sondern im Operationssaal. Er war Spezialist für Kinderchirurgie.
Antonio sprach weiter von seinen Hochzeitsplänen, und als er die Blumenauswahl für den Brautstrauß erwähnte, konnte Duarte nicht anders und zog ihn lachend damit auf.
Als Kate jedoch im gleichen Moment in einem knielangen T-Shirt aus ihrem Zimmer kam, verstummte er, weil sein Gehirn aussetzte.
„Brüderchen“, meinte er dann, „ich rufe dich später noch einmal an, um dir meine Reisepläne mitzuteilen. Jetzt muss ich Schluss machen.“
Kate flocht ihr nasses Haar zu einem Zopf und eilte barfuß in den Wohnbereich zwischen ihrem und Duartes Schlafzimmer.
Nach ihrem Gespräch mit Harold wäre es vermutlich besser gewesen, schlafen zu gehen, doch die Drohung ihres Chefs, eine Geschichte über Jennifer zu veröffentlichen, hatte sie schrecklich aufgeregt. Ohne nachzudenken, war sie nach nebenan gestürmt, in der Hoffnung, dass Duartes Ruhe auch auf sie abstrahlen würde.
Er legte sein iPhone zur Seite und ließ sie nicht aus den Augen. „Tut mir leid, dass meine Assistentin vergessen hat, Nachthemden zu bestellen.“
„Deine Assistentin hat nichts vergessen. Dies gehört mir. Ich hatte es in meiner Kameratasche.“ Kate zupfte am Saum des abgetragenen Schlafshirts. „Alles in Ordnung?“ Sie nickte zum Telefon hin.
Hoffentlich war sein Telefonat nicht so unangenehm gewesen wie ihres.
„Der Gesundheitszustand meines
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