Die Verlockung des Glücks (German Edition)
mich dann mal schnell frisch machen. Nichts läge mir ferner, als deine Familie um deine Urlaubsberichte zu bringen!“ Schnell verschwinde ich in Richtung Bad.
Schnell frische ich mein Make-up auf und tausche dann noch die Jeans und das Top, die ich für die Fahrt gewählt hatte, gegen ein leichtes Sommerkleid mit Blümchen und ein paar Ballerinas. Eigentlich trage ich lieber Schuhe mit hohen Absätzen, aber für eine Sightseeingtour durch Amsterdam siegt selbst bei mir die Vernunft und ich entscheide mich für die bequemere Variante.
Als ich zurück zu Matt gehe, sehe ich, dass er irgendwelche Zettel in der Hand hält.
„Hast du schon geplant, was wir uns alles ansehen?“ Ich mache eine Kopfbewegung in Richtung der Zettel.
„Natürlich habe ich das! Ich will ja schließlich nicht, dass wir im totalen Chaos versinken.“ Er wirft mir mit einem Augenzwinkern einen Blick zu, den ich nicht deuten kann.
Was soll das denn heißen?
Weil ich mir nicht ganz sicher bin, ob er damit wirklich behaupten will, dass es mir an Organisationstalent mangelt oder nicht, und weil ich mich tatsächlich kein kleines bisschen auf diese Reise vorbereitet habe (allerdings hatte ich ja auch keine Zeit), halte ich lieber den Mund. Manchmal kann ich ja auch ganz brav sein und so tun, als ob ich nicht ständig Widerworte würde geben müssen.
Kapitel 16
Matts Organisationstalent ist in der Tat nicht zu verachten. Er hat auf einem Stadtplan eine Route festgelegt, auf der wir alle wichtigen Sehenswürdigkeiten staunend betrachten können und dabei immer nur die kürzest mögliche Strecke gehen müssen.
Ich bin froh, dass er in diesem Fall die Führung übernimmt, denn mein Orientierungssinn ist so unterentwickelt, dass ich es sogar fertigbringen würde, mich in einer Telefonzelle zu verlaufen.
Amsterdam fasziniert und schockiert mich. Es ist eine Stadt voller Gegensätze, ähnlich unseres Hotels liegen auch hier Alt und Neu dicht nebeneinander, Tradition und Moderne wechseln sich in einer so rasanten Geschwindigkeit ab, dass einem beinahe die Sinne schwinden.
Wir betrachten staunend ganz seriöse Museen und keine zehn Meter weiter käufliche Frauen im Schaufenster, bewundern historische Gebäude neben Coffeeshops. Das Publikum hier reicht vom seriösen Geschäftsmann bis hin zum Junkie. Was für eine Mischung! Der süßliche Geruch von Marihuana vermischt sich mit dem Essensgeruch aus zahlreichen Restaurants, dem Duft handgeschöpfter, parfümierter Seife aus einem kleinen Laden und dem Geruch von zu vielen Menschen. Aus einem geöffneten Fenster dringt klassische Musik, die ein paar Meter weiter durch die rhythmischen, karibischen Klänge einiger Straßenmusiker abgelöst wird. Amsterdam ist laut, schrill, erhaben, heruntergekommen, abstoßend und anziehend zugleich.
Ein Mann läuft hinter uns her und will uns irgendetwas verkaufen, er hat einen so starken Akzent, dass wir ihn erst gar nicht verstehen. Erst nachdem er es ein paar Mal wiederholt hat, wird mir klar, das sein mit rollendem „R“ ausgesprochenes „Kokkain? Kokkain? Herreihn? Herreihn?“ wohl der Versuch darstellen soll, uns Drogen zu verkaufen.
Es schockiert mich ein bisschen, dass jemand von mir denkt, dass ich Kokain oder gar Heroin kaufen könnte. Sehe ich wirklich so fertig aus?
Ich beruhige mich erst wieder, als ich feststelle, dass der Typ der spießig aussehenden Mutti hinter uns auch versucht Drogen anzudrehen. Matt sieht sich ebenfalls um und grinst, als er es bemerkt.
„Ob der Typ wohl je Erfolg hat? Ich glaube, er wendet sich deutlich an die falsche Zielgruppe!“ Matt ist ein paar Meter weiter stehen geblieben und betrachtet das Geschehen mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Wenn ich mir seine heruntergekommenen Klamotten anschaue … viel Erfolg kann er nicht haben. Vielleicht ist er aber auch einfach nur ein Schauspieler, der vom Tourismusverantwortlichen engagiert wurde, um den Touris auch ja das Gefühl eines authentischen Amsterdam-Erlebnisses als Urlaubserinnerung mit auf den Weg zu geben!“ Wir lachen beide und gehen weiter, aber wenn ich genauer darüber nachdenke, ist es eigentlich furchtbar, dass es Menschen gibt, die sich gezwungen sehen, völlig heruntergekommen auf offener Straße Drogen zu verkaufen. Und dass es Menschen gibt, die eben diese Drogen kaufen.
Ich schlinge meinen Arm um Matt und er drückt mich eng an sich, als wir unsere Tour fortsetzten und ich bin einen Moment von einer tiefen
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