Die Verlockung des Glücks Teil 2
anderen Ende der Leitung klingt warm, erfreut und ein bisschen wehmütig.
„Ich mache gleich heute ein Paket fertig, Sophie. Ich freue mich sehr, dass es dir gut geht!“
Wir beenden das Gespräch ganz schnell wieder, ich glaube, wir haben beide Sorgen, sonst noch rührselig zu werden.
Obwohl das Telefonat mit Lukas nur so kurz gewesen ist, hat es mich irgendwie aufgewühlt. Ein Anflug von Heimweh überkommt mich. Ich brauche Ablenkung und zwar ganz dringend.
Nachdem ich das Telefon mit einem tiefen Seufzen auf die Seite gelegt habe, schaue ich auf die Uhr. Bis Matt nach Hause kommt, sind es noch zwei Stunden. Zu lang, um alleine hier zu sitzen und zu warten.
Auf meinem Weg zurück zu Matts Haus habe ich gestern einen kleinen, asiatischen Lebensmittelladen gesehen. Also werde ich jetzt einkaufen gehen und danach etwas kochen. Dann habe ich etwas zu tun und Matt wird sich hoffentlich freuen, wenn er nach Hause kommt und eine warme Mahlzeit bekommt.
Wie das Heimchen am Herd!
Ich schiebe meine sarkastischen Gedanken schnell wieder zur Seite. Schließlich ist es nicht verwerflich, wenn man sich ein bisschen nützlich macht und ab und an auch mal etwas Nettes für seinen Partner tut.
Vorsichtshalber stecke ich auch mein Handy inklusive Headset ein, sicher ist sicher.
Es stellt sich allerdings schnell heraus, dass meine Sorge völlig unbegründet war; ich finde den kleinen Lebensmittelladen schnell und ohne Umwege. Die Auswahl hier ist riesig und es sieht alles sehr frisch aus. Ich muss an unseren Restaurantbesuch in Amsterdam denken und ein Lächeln stiehlt sich auf mein Gesicht. Ich bin immer noch erleichtert, dass wir das Essen unbeschadet überstanden haben. Trotzdem fällt mir dabei der seltsame chinesische Schnaps ein, den Matt in Amsterdam bestellt hat und ich mache mich danach auf die Suche.
Vor dem Regal mit den Spirituosen bin ich einen Moment unaufmerksam und erwische mit dem Einkaufwagen eine andere Kundin am Bein.
„Oh, Verzeihung !“, sage ich erschrocken.
Ich hätte schwören können, dass sie ein paar Sekunden vorher noch nicht da gewesen ist. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass s ie sich mit Absicht vor meinen Wagen geworfen hat, ja auch eher gering.
„Nicht schlimm, es ist kaum etwas passiert“, erwidert sie und diese zuckrige Kleinmädchenstimme kommt mir irgendwie bekannt vor.
„Chelsea!“ Kurz wundere ich mich, was sie hier macht. Sie kommt mir eher nicht wie der Typ Frau vor, der gerne selbst kocht oder überhaupt kochen kann. Aber vielleicht habe ich ja nur Vorurteile.
„Oh, Sophie!“ Sie lächelt mich an und s ieht hoch erfreut aus. „Schön Sie wiederzusehen! Ich freue mich!“ Sie schenkt mir ihr lieblichstes Lächeln.
Da ich diese Freude nicht wirklich teilen kann, sage ich lieber nichts und lächele nur zurück.
„Gehen Sie für ihren Freund einkaufen?“ Sie klimpert mit ihren langen Wimpern und wirft einen neugierigen Blick in meinen Einkaufwagen.
„Ja, ich wollte heute Abend etwas kochen!“
„Ach wie schön!“ Ihre Augen bekommen einen träumerischen Ausdruck. „Für meinen Exfreund habe ich auch immer gekocht. Er liebt asiatisches Essen!“ Sie atmet tief ein und ich bin mir sicher, dass ich in ihren Augen ein paar Tränen glitzern sehe. Da ich befürchte, dass sie mit ihrer eigenen Lebensgeschichte ähnlich indiskret umgeht, wie sie es mit der von anderen tut, nicke ich nur mitleidig und lege mir ein paar Abschiedsworte zurecht, um dann die Flucht zu ergreifen. Auf gar keinen Fall habe ich Lust und Nerven dazu, mir jetzt ihre Beziehungsdramen anzuhören.
Doch Chelsea ist erbarmungslos mit mir. Noch bevor ich auch nur den Mund aufmachen kann, um mich freundlich von ihr zu verabschieden, hat sie auch schon losgelegt.
Nie bereue ich es mehr, dass es mir zuwider ist, hilflose Menschen absichtlich vor den Kopf zu stoßen, als in Momenten wie diesen.
Chelseas Stimme ist weinerlich und viel zu hoch und sie spricht viel zu schnell. Wenn man Minnie Mouse zu viele Aufputschmittel geben würde, wäre ihre Art zu sprechen immer noch ruhig und angenehm im Vergleich zu Chelsea.
Ob es wohl Menschen gibt, die ihr länger als zehn Minuten zuhören können, ohne Kopfschmerzen zu bekommen?
Ich zumindest bezweifele das ernsthaft.
Ihre Zähne sind bewundernswert weiß. Wie kommt man nur an solche Zähne? Nicht, dass meine jetzt gelb und braun wären, aber sie sehen eben aus .. ja .. wie Zähne! Nicht wie Schnee. Irgendwie wirkt das fast
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