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Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Martin
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hegen könnte. Dann hatte sie sich wieder gefangen.
    »Sie werden Ihre Tochter nie wiedersehen, Sie infames Subjekt.«
    Claire tat, als habe sie nicht gehört. »Wo ist meine Toch ter?«, wiederholte sie ihre Frage.
    »Frau Hallhuber!« Die ältere Frau winkte die Haushälterin, die offenbar im Gang gewartet hatte, zu sich heran. »Würden Sie Frau Neu… Würden Sie diese Frau bitte jetzt sofort hinausbegleiten.«
    »Friederike ist meine Tochter.«
    »Sie haben nach der Entführung jedes Recht auf dieses Kind verwirkt.«
    »Sie ist meine Tochter«, wiederholte Claire. Mittlerweile zitterte ihre Stimme. »Ich will sie sehen. Jetzt.«
    »Frau Hallhuber, ich möchte das jetzt nicht noch einmal sagen müssen.«
    Als die rundliche Haushälterin auf sie zukam und nach ihrem Arm griff, riss Claire sich los.
    »Wagen Sie es nicht, mich anzufassen.«
    Sie hörte ihre eigene Stimme, schrill und unbekannt, sah beinahe im gleichen Moment das zufriedene Lächeln auf Noras Gesicht und presste die Lippen aufeinander. Nora trat etwas näher an das Geländer, legte eine elfenbeinfarbene Hand auf das dunkle Holz. Ihr Lächeln ließ Claire unmittelbar frösteln.
    »Machen Sie nur so weiter, Claire, Sie bestätigen damit nur, was ich immer vermutet habe. Sie sind dabei, den Verstand zu verlieren. Der Wahnsinn liegt in Ihrer Familie, oder heißt es nicht, Ihr Vater habe Hand an sich gelegt? Wer sollte Ihnen ein unschuldiges Kind anvertrauen?«

A chtes Kapitel
    »Meine Tochter Felicitas.«
    Frau Sander nickte zu dem zarten Wesen an ihrer Seite hin, das Nora im nächsten Moment schon eine schlaffe Hand reichte. Wilhelm, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, zwang, während er näher trat, ein freundliches Lächeln auf seine Lippen. Felicitas Sander sah aus, als sei sie direkt aus dem 19. Jahrhundert in die Moderne gefallen: ein zartes Wesen, dessen Taille sich sicher atemberaubend schmal schnüren ließ und das gewiss bezaubernd in weißen Spitzenkleidern aussah. In jedem Fall hatte sie nichts von der kräftigen weiblichen Schönheit, die heute in Mode war. Oberweite war auch kaum zu sehen. Aber was sollte es. Wilhelms Lächeln vertiefte sich. Wenn alles lief wie geplant, würde er auf absehbare Zeit eine neue Mutter für seine Tochter benötigen. Sie hatten Erkundigungen über die Sanders eingezogen. Die Fami lie war perfekt. Der Ruf würde auch nach der Scheidung gewahrt bleiben.
    »Frau Sander«, er beugte sich über die Hand der älteren Frau, küsste sie galant und schaute dann die jüngere an. »Darf ich Sie Felicitas nennen, oder wäre das zu vermessen?«
    Er ließ ein verschmitztes Lächeln auf seinen Lippen auf scheinen, das seinem Ruf als Draufgänger gerecht wurde, wie er fand. Felicitas wechselte einen Blick mit ihrer Mut ter, die aufmunternd nickte.
    »Ja«, hauchte sie. Wilhelm küsste nun auch ihre Hand, achtete darauf, Felicitas danach tief in die Augen zu bli cken. Pflichtschuldig errötete Schneewittchen und ließ sich dann zum Kaffeetisch führen. Wilhelm unterdrückte ein Gähnen. Wenigstens gab es Kuchen und sogar eine Torte, dachte er, dann war der Nachmittag doch nicht ganz so elend und umsonst.
    Johanne wurde nicht zum ersten Mal ausgeschlossen, doch das hatte sie bisher nie bekümmert. Heute allerdings war sie misstrauisch. Zum Kaffeetrinken hatte sich an diesem Samstag ihre ganze Familie im Wintergarten versammelt. Eine Frau Sander und ihre Tochter waren zu Besuch. Johanne kannte die Sanders gut, eine wohlhabende Familie. Sie selbst war einige Jahre mit Felicitas auf einer Schule gewesen, bevor deren Eltern entschieden hatten, ihr Kind von einem Privatlehrer unterrichten zu lassen, um es schlechten Einflüssen zu entziehen.
    Johanne kauerte sich auf der breiten Fensterbank ober halb des Wintergartens zusammen, wie sie das schon als Kind getan hatte, wenn sie lauschen wollte.
    Das Kaffeetrinken und die langweiligen Gespräche zogen sich ermüdend lange hin, doch endlich brachen die San ders auf, und Johanne hoffte, nun mehr zu erfahren. Wenn ihre Mutter und ihr Bruder für ihr Gespräch nur in den Wintergarten zurückkehren würden, doch sie hatte Glück. Wilhelm konnte einem weiteren Stück Kuchen offenbar nicht widerstehen, denn sie hörte bald das Klappern von Besteck und gleich darauf seine etwas undeutliche Stimme. Der Vater hatte sich offenbar zurückgezogen, von ihm war jedenfalls nichts zu hören.
    »Wie findest du sie?«
    »Perfekt.« Nora klang zufrieden. »Das Geschäft der San ders ist

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