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Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Martin
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seines Gutes stand und winkte.
    Tom musterte die Nummernschilder der umstehenden Autos, während er aß: ein Niederländer, drei Deutsche, Franzosen und Italiener. Nachdem er gegessen hatte, öffnete er eine Flasche Mineralwasser. Das Wasser war lauwarm, aber es stillte den Durst.
    Bei Como hielt er auf einem Campingplatz, um die Nacht dort zu verbringen.
    Früh am nächsten Morgen ging es weiter. Je näher er seinem Ziel kam, desto dringlicher wurde die Frage, was er zu Lea sagen sollte. Die Fahrt war lang, und doch war ihm bisher nichts eingefallen.
    Die Wahrheit, sag ihr die Wahrheit. Sag ihr, dass du sie liebst.
    Bei Genua erreichte er nach kurvenreicher Strecke erst mals das Meer. Er trank einen Espresso in einer kleinen Bar, kaufte sich einen kleinen Snack und mehr Mineralwasser. Es war mittlerweile recht warm, sodass er die Jacke ausgezogen und nach hinten auf die Rückbank gelegt hatte.
    Bei nächster Gelegenheit fuhr er ans Meer, parkte den Wagen und zog den Schlüssel ab. Auf das Meer hinauszublicken hatte etwas Beruhigendes. Das Geräusch der Wellen, die die Steine zum Strand und wieder von ihm wegtrugen, lullte ihn förmlich ein.
    Als er wieder aufwachte, war es später Nachmittag, und seine Haut spannte. Er hoffte nur, dass er sich keinen Sonnenbrand zugezogen hatte. Im nächsten Ort aß er eine einfache Pizza und fuhr langsam weiter. Die Unsicherheit verstärkte sich wieder. Vielleicht hatte er diese Reise viel zu früh angetreten. Vielleicht war es besser umzukehren.

S iebtes Kapitel
    Am späten Nachmittag ging Lea mit Neele an den Strand. Sie spannte einen großen Sonnenschirm auf und legte die Kleine bäuchlings auf die Decke in den Sand. Für eine Weile starrte sie aufs Meer hinaus, lauschte dem Geräusch der Wellen, die gegen den Strand schlugen. Später setzte sie sich zu Claire auf den Balkon.
    Die Großmutter sah nach dem Sturz und den folgenden Aufregungen immer noch müde und abgespannt aus. Die Entscheidungslust war vollkommen aus ihrem Ausdruck verschwunden. Obwohl die Wunde für eine Frau ihres Alters erstaunlich gut verheilte und sich die Ärztin, die an den folgenden Tagen zur Versorgung gekommen war, sehr zufrieden zeigte, blieb Claire gedrückter Stimmung. Über Tage hinweg saß sie nun schon da, die Hände reglos im Schoß, als gehörten sie nicht zu ihr.
    Lea, die für einen Moment in der Balkontür gestanden hatte, rückte sich nun einen Hocker heran und setzte sich ebenfalls. Ihr Blick schweifte zum Meer. Zwei ältere Damen in feinen Kostümen machten ihren Spaziergang. Sanft und beruhigend war das Rauschen des Meeres zu hören.
    »Du musst etwas essen«, sagte sie zu Claire.
    »Ich habe keinen Hunger«, entgegnete die in störrischem Tonfall.
    Lea blieb noch einen Moment sitzen und stand dann erneut auf, um ihrer Großmutter den Rücken zuzukehren. Dann jedoch drehte sie sich abrupt wieder um. »Es reicht jetzt, Claire, ich habe dein Selbstmitleid satt.«
    Unvermittelt hob Claire den Kopf und blitzte ihre Enkelin wütend an. »Wie redest du denn mit mir?«
    »Wie mit jedem vernünftigen Menschen«, entgegnete Lea.
    »So sehe ich das auch.« Unbemerkt war Rike zu ihnen getreten. Sie zögerte offenbar noch, dann räusperte sie sich. »Ich muss euch beiden etwas zeigen.«
    »Du hast diesen Brief die ganzen Jahre aufgehoben?« Claire drehte bedächtig das Kuvert in den Händen. »Mein Brief … Ich weiß es noch wie damals, wie ich ihn auf der Post aufgegeben habe, und dann habe ich gewartet … und gewartet … Ich wusste ja nicht, dass Johanne ihn nie erhalten hatte. Danach habe ich noch ein paar Briefe geschrieben, aber …«
    Sie hob hilflos die Schultern. Rike runzelte die Stirn.
    »Ich habe ihn vor Großmama versteckt.«
    »Vor Nora?« Für einen Moment lang presste Claire die Lippen aufeinander. Diese Frau hatte nicht nur ihr das Leben schwer gemacht, sondern auch ihrer Tochter.
    »Ich hatte immer darauf gehofft, dass sie dich als Tochter ihres Sohnes sehen würde.«
    »Nein, das hat sie nicht.« Rike musste vorübergehend die Arme vor der Brust verschränken. Ihr war mit einem Mal, als würde ihr Körper auseinanderfallen. »Ich habe die Briefe zufällig entdeckt.«
    »Die Briefe?«
    »Deine Briefe. Sie hatte sie alle versteckt.«
    Claire runzelte die Stirn. »Das hätte ich mir eigentlich denken können. Ich dachte immer, du wolltest nichts von mir wissen.«
    »Das wollte ich auch nicht.« Rike zögerte. »Ich kannte doch nur Großma… Noras Geschichte.«
    Claire nickte.

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