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Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition)

Titel: Die verlorene Geschichte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Martin
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Lea beim Betreten des Hauses fast über Tom, der direkt hinter der Tür im Flur kniete, als sie eben durch die Haustür stürmen wollte. Sie stürzte beinahe und wollte eben schon losfluchen, als ihr Blick unvermittelt auf seinen Rücken fiel und von dort wie von selbst auf Toms Hinterteil in den gut sitzenden Jeans rutschte.
    Lea errötete. Ein weiches Gefühl breitete sich in ihrer Magengrube aus, ihr Herz schlug schneller. Gleichzeitig waren ihr die Gedanken, die ihr durch den Kopf schossen, peinlich.
    »Guten Morgen!«, sagte sie, froh, dass es im Flur dämmrig war.
    »Guten Morgen!«, erwiderte Tom und nichts weiter. Sonderlich gesprächig war er heute ja nicht. Nun, manchmal war das eben so, das hatte sie in der kurzen gemeinsamen Zeit schon bemerkt. Dann war es besser, ihn in Frieden zu lassen.
    Lea suchte noch nach einem belanglosen Gesprächsthema, als Tom doch selbst etwas sagte.
    »Ich war neugierig und dachte, ich schaue mir das mal näher an.« Er deutete auf den Boden mit seinem kunstvollen Muster aus größeren schwarzen und kleineren weißen, sechseckigen Fliesen. »Sie sind wirklich schon alt«, fuhr er fort, »bestimmt an die zweihundert Jahre. Es wäre doch schön, wenn sie sich alle retten ließen, was?«
    »Hm«, entgegnete Lea, dann platzte eine Frage aus ihr heraus, die sie schon seit seinem Auftauchen auf dem Gut umtrieb: »Wo arbeitest du eigentlich normalerweise?«
    Tom, immer noch auf den Knien, legte den Kopf schief, um sie anzusehen.
    »Mal hier, mal da. Ich habe mich, ehrlich gesagt, noch nicht recht entscheiden können. Na ja, man könnte auch sagen, ich habe keine feste Stelle.«
    Plötzlich wirkte er seltsam beschämt, stand dann auf und klopfte den Staub von seinen Jeans. Lea senkte den Blick.
    O Mann, was hatte sie sich dabei gedacht? Eigentlich ging sie das alles ja gar nichts an. Sie räusperte sich.
    »Es tut mir leid, ich wollte dich nicht ausfragen.«
    »Ist schon okay.«
    Sie blickten einander in die Augen, dann ging Tom erneut auf die Knie. Lea sah zu, wie seine Hände über den Boden glitten. Schließlich nahm er eine Taschenlampe zur Hand und beleuchtete eine der Fugen.
    »Wann ist es eigentlich so weit?«, fragte er unvermittelt, ohne den Kopf zu heben, während er den Boden weiter sorgsam ableuchtete.
    Perplex gab Lea zurück: »Wann ist was so weit?«
    Tom sah sie irritiert an. »Oh, tut mir leid, bist du nicht schwanger? Ich dachte … Du hast manchmal so eine Haltung … Ich, also … äh …«
    »Nein! Doch schon …« Lea spürte, wie sie errötete. »Sieht man es etwa schon? Ich bin noch am Anfang …«
    »Ich sehe es.« Tom grinste sie jetzt wissend an, stand erneut auf und legte in einer bestimmten Geste die Hände auf den Bauch. Alarmiert schaute Lea ihn an.
    »Nein, nein«, beruhigte er sie im nächsten Moment, »eigentlich sieht man es nicht. Mein bester Freund hat drei ältere Schwestern, daher weiß ich es wohl. Keine Sorge, die meisten sehen es dir sicherlich nicht an. Vielleicht habe ich ja auch nur geraten.«
    Er zwinkerte ihr zu.
    »Beruhigend.« Lea lachte. »Außer mir weiß es nämlich noch niemand.«
    Mit einem Mal fühlte sie sich seltsam befreit. Gut, nun wusste es Tom, als Nächstes würden es die anderen erfahren … Es war eigentlich gar nicht so schlimm, wie sie gedacht hatte. Wieder einmal heftete sich ihr Blick auf Toms dunkles, lockiges Haar, glitt dann über die breiten Schultern im Karohemd und zu den schmalen Hüften in den eng sitzenden Jeans, die er heute anstelle der Cordhosen trug.
    Verdammt, er sieht gut aus.
    »Ich werde das Kind wohl alleine großziehen müssen«, sagte sie und war selbst erstaunt darüber, wie unbefangen sie sich gegenüber einem doch immer noch Fremden äußerte. Irgendetwas regte sich in ihrem Hinterkopf. Ein Gedanke, umso weniger greifbar, je mehr sie ihn zu packen suchte. Tom blickte auf.
    »Kinder sind etwas Wunderbares«, sagte er leise.
    Lea runzelte die Stirn. Woher wollte er das wissen?
    »Na ja, mein Freund und ich haben uns gerade erst deswegen getrennt«, bemerkte sie laut. »Es gibt also Leute, die ein Kind alles andere als wunderbar finden.«
    Er lächelte. »Dann ist er zu bedauern.«
    Lea starrte Tom kurz an. Ja, womöglich war er das, aber zuweilen hatte sie durchaus den Eindruck, dass da etwas auf sie zukam, das sie alleine eigentlich nicht bewältigen konnte oder wollte. Alleinerziehend. Armutsbedroht. Davon hatte sie nicht geträumt, als sie sich ihre Zukunft mit ihrer Familie ausgemalt

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