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Die verlorene Koenigin

Die verlorene Koenigin

Titel: Die verlorene Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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auf einmal angespannt. »Dieser altehrwürdige Herr ist in der Tat ein seltener Gast an diesen Gestaden, besonders zu dieser Jahreszeit«, murmelte sie. »Vielleicht bringt er uns Neuigkeiten.« Sie kauerte sich vor dem Wesen in den Sand und legte die Hand auf seinen Kopf. Während es so zwischen den plätschernden Wellen lag, sprach sie leise mit ihm.
    Schließlich beendete Zara ihr Flötenspiel und trat wieder aus dem Wasser, die Flöte in der einen Hand, den nassen Saum ihres Kleides in der anderen. Fische und Delfine waren verschwunden. Die Riesenschildkröte wandte sich mühevoll um und kroch zurück in die schäumende See. Cordelia gesellte sich schließlich mit nachdenklichem Gesicht zu Zara und Tania.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte Tania.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Cordelia. »Der Meereswandler erzählte mir, dass er sich oft jenseits der Felsenküste von Dinsel aufhalte und in den Gewässern, die zwischen unserem Reich und der finsteren Insel Lyonesse liegen.«
    »Oh lasst uns nicht von diesem Ort sprechen!«, bat Zara. »Nicht heute Nacht!«
    »Was ist denn damit?«, wollte Tania wissen.
    »Er sagte, dass er in den Ruinen der Königsfestung Bale Fole Licht gesehen hat«, erwiderte Cordelia. »Licht, wo eigentlich keines sein dürfte.«
    »Vermutlich waren es leuchtende Kürbisse oder Sumpfkobolde«, sagte Zara mit einem Schaudern. »Es ist bereits Tausende von Jahren her, dass sich der König von Lyonesse und seine Grauen Ritter an diesem düstren Ort das letzte Mal zu Unheil verschworen haben. Solange unser Vater im Elfenreich regiert, brauchen wir keine Angst zu haben.« Sie fasste Tania am Arm. »Ich habe großen Durst, nachdem ich solch salzige Lieder gespielt habe. Kommt, lasst uns essen und trinken und lustig sein. Noch ist die Nacht jung und bis morgen Früh wollen wir noch viel erleben.«
    Tania sah sie an. »Morgen Früh?«, fragte sie. »Zara, ich kann nicht so lange bleiben. Ich bekomme große Schwierigkeiten, wenn meine Eltern merken, dass ich nicht in meinem Zimmer bin.«
    »Ach pfui!«, rief Zara. »Das soll uns keine Sorgen machen. Eden wird einen Kometen für dich rufen, wenn es an der Zeit ist. Du wirst so hoch am Himmel reiten, dass die Sterne dich auf dem Rückweg in die Welt der Sterblichen streifen, und keiner der Schlafenden wird jemals von deiner Reise erfahren.«
    Von Zaras Zuversicht angesteckt, tanzte und sang Tania und vergnügte sich nach Herzenslust. Nur am Rande nahm sie wahr, wie der riesige Mond am Elfenhimmel langsam zu schwinden begann. Erst als Tania die große weiße Scheibe hinter dem Hügel untergehen sah, wurde ihr bewusst, wie viel Zeit vergangen sein musste.
    Rasch machte sie sich auf, um Eden zu finden. Ihre weise Schwester saß auf einem Teppich im Sand. Mehrere Lords und Ladys waren bei ihr, alle redeten in gedämpftem, aber eindringlichem Ton.
    Bei Tanias Anblick erhob sich Eden.
    »Wovon habt ihr gerade gesprochen?«, fragte Tania. »Ihr saht so ernst aus.«
    »Cordelia erzählte uns, dass Licht in der Festung von Bale Fole auf Lyonesse gesehen wurde«, antwortete Eden. »Wir fragen uns, welche Ursachen es dafür geben könnte. Die schwarze Festung war lange Zeit verlasse n – es wäre grauenvoll, wenn das Unheil dort je wieder Einzug halten sollte.«
    »Aber ist der König von Lyonesse nicht immer noch im Verlies unter dem Elfenpalast gefangen?« Vor ihrem inneren Auge sah Tania die verstaubten, trüben Bernsteinkugeln entlang der Gänge. An ihnen war sie vorbeigekommen, als sie zu Edrics Befreiung geeilt war, damals als Drake ihn in seiner Gewalt gehabt hatte. In jeder dieser Kugeln steckte ein Feind des Elfenreiches, der bei lebendigem Leib in den Stein eingeschlossen worden war.
    »Ja, auf dass er dort bleibe bis in alle Ewigkeit«, sagte Eden. »Denn in den Großen Kriegen hätte er uns fast ausgelöscht und nur die vereinten Streitmächte von Oberon und Titania konnten ihn besiegen. Doch als Bale Fole zerstört und die Macht des Hexenkönigs gebrochen war, blieb seine Königin, die niederträchtige Lady Lamia, spurlos verschwunden. Man hoffte, sie sei geflohen, da sie ohne ihren Lord keine Macht mehr besaß. Doch ihre Rückkehr ist möglich und sie würde sicher versuchen, uns Böses zu tun.« Sie lächelte bitter. »Aber genug von solchen Reden. Das Licht in Bale Fole bedeutet höchstwahrscheinlich gar nichts. Tania, wünschst du, in die Welt der Sterblichen zurückzukehren?«
    »Ja. Zara meinte, du könntest mir vielleicht helfen, indem du mir

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