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Die verlorene Koenigin

Die verlorene Koenigin

Titel: Die verlorene Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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einen Kometen herbeirufst, auf dem ich nach Hause reiten kann.«
    Eden lachte. »Ach, Zara übertreibt meine Fähigkeiten stets maßlos! Aber ich werde für dich tun, was ich kann. Nun sag Freunden und Familie Lebewohl, dann komm ans Ufer, bis dahin habe ich eine Reisemöglichkeit aufgetan.«
    Das kleine, schmale Boot hatte einen einzelnen, spiralförmig gewundenen Mast, der wie das Horn eines Schwertfisches aussah, und ein breites dreieckiges Segel aus einem halb durchsichtigen Stoff, der wie Korallen leuchtete. Das Innere des Rumpfes hatte einen seidenen, perlmuttfarbenen Schimmer, die äußeren Seiten waren geriffelt wie bei einer Muschel. Es war gerade genug Platz darin für die beiden Mädchen. Tania konnte vorne sitzen, mit dem Rücken zum Bug, und Eden hinten, die Hand am Ruder.
    Eden blickte zur Mastspitze hinauf. Ihre Lippen bewegten sich stumm. Nur wenige Augenblicke später bauschte ein Wind die Segel und das kleine Schiff entfernte sich mit atemberaubender Geschwindigkeit von der Insel.
    Das Boot bewegte sich so geschmeidig, dass Tania sich fragte, ob es überhaupt das Wasser berührt e – aber die feine Gischt, die ihr ins Gesicht spritzte und in ihrem Haar glitzerte, ließ keinen Zweifel daran.
    Binnen weniger Sekunden schrumpfte die Insel zu einem hellen Punkt, bis sie schließlich gar nicht mehr zu sehen war, und Tania befand sich mit ihrer Schwester allein auf hoher See.
    »Kannst du sprechen oder musst du dich konzentrieren?«
    »Einmal gerufen, tun die Geister alles unaufgefordert«, erklärte Eden. »Ich habe den Eindruck, dich bedrückt etwas.«
    Tania nickte. »Ich hatte einen Traum«, gab sie zu. »Darin kam Drake vor.«
    Sie beschrieb, was sie gesehen hatte: den peitschenden Regen, das fürchterliche Gewitter, die rasiermesserscharfen Felsen, die Bestie, die Edric und ihr auf den Fersen war, während sie Hand in Hand um ihr Leben liefe n – und wie sich Edric dann in Gabriel Drake verwandelt hatte.
    Ihr werdet nie von mir loskommen! Wusstet Ihr das nicht? Wir sind für alle Zeiten miteinander verbunden!
    »Ich frage mich, ob er die Wahrheit gesagt hat«, meinte Tania nachdenklich. »Und wo war ich im Traum?«
    »Auf der Insel Maw«, sagte Eden und in ihrer Stimme schwang ein Schaudern mit. »Ynis Maw liegt öde und verlassen ganz im Norden des Elfenreichs im Meer, noch hinter der rauen, stürmischen Küste von Prydein. Ich kenne sie nur aus Büchern und Erzählungen. Man nennt sie auch die ›Insel ohne Wiederkehr‹ oder die ›Insel des letzten Abschieds‹.« Sie lächelte bitter. »Aber fürchte dich nicht vor Drake, liebste Schwester. Aus diesem Exil kommt keiner zurück, jedenfalls nicht, solange Oberon die Elfenkrone trägt.«
    »Aber könnte Drak e … könnte er mich mit bloßer Willenskraft dorthin entführen?«
    Eden runzelte nachdenklich die Stirn. »Hab keine Angst vor den Zauberkünsten des Erzverräters. Er sitzt auf der Insel fest und vermag kaum mehr, als deine Träume zu störe n – es sei denn, in der Welt der Sterblichen gäbe es jemanden, der ihm hilft, jemanden mit der Gabe, eine Brücke zwischen den Welten zu bauen. Ich hörte, dass es solche Leute in der Welt der Sterblichen gibt, aber es sind wenige, und es ist sehr unwahrscheinlich, dass du auf einen solchen Menschen triffst.« Sie blickte Tania an. »Die Vereinigung der Hände, das alte Hochzeitsritual, hat eine gewisse Macht, das ist wohl wahr, dennoch musst du dich nicht sorgen. Die Verbindung zwischen euch hat nicht die Kraft, dich zu ihm oder ihn zu dir zu ziehen.« Sie beugte sich vor und berührte mit den Fingerspitzen Tanias Stirn.
    Sie fühlte Gelassenheit in ihre Seele strömen, wie kühler Wolkendunst oder ein sanfter Sommerregen.
    »Möge die Berührung deiner Schwester den Verräter aus deinen Gedanken verbannen, so wie Oberon ihn aus dem Elfenreich verbannt hat«, murmelte Eden. Sie blickte über Tanias Schulter. »Unsere Reise ist gleich zu Ende. Wir sind an der Mündung des Flusses Tamesis. Siehst du die Lichter des Königspalastes? Wir werden am östlichsten Steg von Fortrenn-Quay anlegen und eine Kutsche nach Bonwn Tyr nehme n – zum braunen Turm auf dem Grashügel.«
    Tania wandte den Kopf. Sie sausten über das Wasser auf ein großes dunkles Stück Land zu, das von einer Flussmündung in zwei Hälften geteilt wurde. Eden hatte Recht: Es war die Tamesis und am Nordufer der Mündung konnte Tania die flackernden Lichter des Königspalastes sehen. Schon bald würde sie zu Hause sein.
    Die

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