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Die verlorene Koenigin

Die verlorene Koenigin

Titel: Die verlorene Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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Pferdekutsche blieb am braunen Turm stehen. Tania hatte zwischendurch kurz in ihrem Schlafgemach haltgemacht, um wieder ihre Alltagskleider anzuziehen, und dann hatte Eden sie nach Bonwn Tyr gefahren.
    »Wie spät ist es eigentlich?«, fragte Tania.
    »Das letzte Viertel der Nacht ist angebrochen«, sagte Eden.
    »Ich hatte auf eine etwas konkretere Antwort gehoff t – so etwas wie halb drei oder so.«
    »Immer wieder kommt dein sterblicher Teil zum Vorschein, um Verwirrung in deinem lieben Herzen zu stiften«, sagte Eden zärtlich. »Wir zählen die Augenblicke nicht so wie die Sterblichen. Denk an deine Elfenseele, Tania! Lass dich nicht durch die Zeit beherrschen.«
    Tania seufzte. »Ein schöner Gedanke, aber im Moment nicht umzusetzen.« Sie gab ihrer Schwester einen Abschiedskuss und stieg aus der Kutsche. »Ich komme so bald wie möglich zurück«, versprach sie. »Und mit etwas Glück ist dann Titania bei mir!«
    »Leb wohl, liebe Tania. Mögen die Engel der Barmherzigkeit jeden deiner Schritte bewachen, sowohl im Elfenreich als auch in der gefahrvollen Welt der Sterblichen mit ihren dunklen Pfaden.«
    Tania sah von der Tür aus zu, wie Eden ganz leicht mit den Zügeln schnippte und die Pferde zwischen den Espenbäumen davontrabten.
    Tania betrat den Turm und schloss die Tür hinter sich. Da der Mond bereits sehr niedrig stand, war die Wendeltreppe dunkel, und sie musste sich langsam nach oben tasten, da sie die Stufen nicht sehen konnte. Sie warf einen letzten sehnsüchtigen Blick aus dem schmalen Fenster, dann kehrte sie der Elfennacht den Rücken zu. Sie konzentrierte sich in Gedanken auf ihr Zuhause in Camden, holte tief Luft und vollführte wie schon so oft den Seitwärtsschritt zwischen den Welten.
    Unter ihren Füßen befand sich auf einmal wieder Teppich, kein Holzboden. Das Rascheln der Baumkronen war verstummt. Ihr Zimmer lag in tiefer Dunkelheit. Sie ging auf Zehenspitzen zu ihrem Bett und schaute auf die rote Leuchtanzeige ihres Weckers. 0 3 Uh r 52. Kein Wunder, dass sie so müde war!
    So leise wie möglich ertastete sie sich ihren Weg und zog sich den Schlafanzug an. Dann setzte sie sich auf die Bettkante und überlegte, ob sie es wagen sollte, ins Badezimmer zu gehen, um sich das Gesicht zu waschen und die Zähne zu putzen.
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die Vorderzähne. Ja, die mussten dringend geputzt werden. Sie stand auf und schlich zur Tür.
    Gerade wollte sie nach der Türklinke greifen, als diese heruntergedrückt wurde und die Tür aufging.
    Erschrocken keuchte Tania auf und zog blitzschnell die Hand zurück.
    Die Tür öffnete sich etwas weiter und in dem Spalt erkannte Tania das Gesicht ihres Vaters.
    »Dad! Du hast mich fast zu Tode erschreckt! Was ist denn?«
    Ihr Vater blickte sie ernst an. »Du bist also wieder da. Würdest du mir bitte erklären, wo du die ganze Nacht gesteckt hast?«
    Tania starrte ihren Vater bestürzt an.
    »Wo bist du gewesen, Anita?«, hakte er nach.
    »Auf einer Party«, sagte sie und ihre Stimme klang fast gespenstisch im Stockdunkeln. »Weiß Mum, dass ich weg war?«
    »Nein.«
    »Wirst du’s ihr sagen?«
    Eine scheinbar endlose Pause folgte. »Nein«, sagte er schließlich und trotz der peinlichen Situation verspürte Tania Erleichterung. »Ich bin im Moment zu wütend, um mit dir darüber zu reden«, sagte er. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie enttäuscht ich bin.«
    »Es tut mir leid«, sagte sie.
    »Geh jetzt ins Bett.«
    Behutsam schloss er die Tür. Sie stand noch eine Zeit lang da und lauschte seinen leisen Schritten im Flur. Dann schloss sich die Schlafzimmertür ihrer Eltern mit einem Klicken.
    Tania ging zu ihrem Bett hinüber und setzte sich auf den Rand, die Ellbogen auf die Knie gestützt, das Gesicht in den Händen. Wie gern hätte sie geweint, und sei es nur, um die Spannung zu lösen. Doch es wollten keine Tränen kommen, die den Schmerz fortwuschen.
    Sie hasste es zu lügen. Es war schrecklich, dass sie ihren Vater in dem Glauben lassen musste, sie wäre ungehorsam, während sie in Wahrheit alles tat, um die beiden Seiten ihres Wesens zu versöhnen. Sie konnte nicht erwarten, dass ihre Eltern verstanden, wer sie wirklich war, aber hieß das, dass sie ihnen gegenüber niemals aufrichtig sein konnte?
    Würde sie sie für den Rest ihres Lebens belügen müssen?

Das Leben der Sterblichen

VI
    » D u bist ein Fisch und dein Element ist das Metall. Dein Sternzeichen ist das weiblichste von allen. Du bist gutmütig und hast das Herz am

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