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Die verlorene Koenigin

Die verlorene Koenigin

Titel: Die verlorene Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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blieb stehen und drückte die Schnauze an Cordelias Schulter. Die Prinzessin streichelte ihm über den Kopf.
    »Willkommen im Schein des Mondes, Tania«, sagte Cordelia mit einem ernsten Lächeln. »Und Euch, Mylord, danke ich ganz herzlich dafür, dass Ihr euch als Reittier zur Verfügung gestellt habt.«
    Tania rutschte vom Rücken des Hirschs hinunter. Sie war froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
    Tania legte die Hand auf den muskulösen Nacken des Hirschs. »Vielen Dank«, sagte sie. »Wie heißt er?«
    In Cordelias Augen glänzte das Mondlicht. »Tiere mögen es nicht, wenn man ihren wahren Namen ausspricht«, sagte sie.
    »Oh. Okay.« Tania tätschelte dem Hirsch wieder den Nacken. »Dann sag ihm bitte vielen Dank von mir.«
    Cordelia neigte sich zu einem Ohr des Tieres und sprach leise hinein. Tania konnte die Worte nicht verstehen, aber Cordelias Stimme klang wie der Wind in den Bäumen, wie leise Huftritte auf Kiefernnadeln, wie die Schwingen einer Eule im Sturzflug.
    Der Hirsch neigte den Kopf vor Cordelia, dann drehte er sich um und trabte davon.
    »Hast du ihn zu mir geschickt, damit er mich abholt?«, fragte Tania, als sie ihrer Schwester die Stufen hinauffolgte. »Woher wusstest du, dass ich hier bin?«
    »Eden hat deine Rückkehr ins Elfenreich sofort gespürt und auch deinen großen Kummer«, erwiderte Cordelia. Sie blickte Tania an. »Deine Schwestern warten. Komm, lass alles, was dich in der Welt der Sterblichen bedrückt hat, hinter dir.« Sie zögerte kurz, ehe sie durch die Tür ging. »Heute Nacht liegt etwas in der Luft«, sagte sie und Tania sah die Beklommenheit in ihren Augen.
    »Was denn?«
    Cordelia schüttelte den Kopf. »Noch weiß ich es nicht. Unheil droht. Die Tiere spüren es und sind unruhig. Die Luft ist drückend schwül wie vor einem Gewitter, doch nirgends sind dunkle Wolken zu sehen, und der Wind weht aus Südosten.« Sie kniff die Augen zusammen. »Vielleicht kommt die Bedrohung von dor t … Ich vermag es nicht zu sagen.« Sie sah Tania an. »Aber genug davon. Es ist eine bezaubernde Nacht. Komm, du wirst sehnsüchtig erwartet!«
    Cordelia ließ die Tür zu den weiträumigen Dachgemächern der Prinzessinnen aufschwingen. »Seht, da ist sie!«
    »Hi allerseits«, sagte Tania und betrat den Raum mit seinen dicken, gemusterten Teppichen, den vielfarbigen Wandbehängen, den bequemen Sesseln und Sofas.
    Ihre Schwestern waren alle d a – außer Rathina natürlich. Hopie und Sancha saßen zu zweit auf einem breiten Kanapee und lasen in einem großen Buch, das aufgeschlagen vor ihnen in der Luft schwebte. Auf eine Handbewegung von Sancha hin klappte das Buch zu und schwebte zu einem nahen Tisch. Eden stand an einem der Fenster und blickte in die Nacht hinaus. Ihre Miene war sehr ernst, die Hände hatte sie hinter dem Rücken verschränkt. Zara saß am Spinet t – einem kleinen klavierähnlichen Instrument, das auf einem Podium stan d –, und spielte eine heitere Melodie, indem sie die Saiten zupfte.
    Eden kam auf Tania zu und legte ihr zur Begrüßung die Hände auf die Schultern. »Ich habe deinen Kummer gefühlt, geliebte Schwester«, sagte sie beinahe feierlich. »Wovor fürchtest du dich?«
    Tania sah sie überrascht an, während auch die übrigen Schwestern näher herantraten.
    »Tut mir leid, ich weiß nicht genau, was du meinst«, sagte sie zögernd. »Ich habe mich aufgeregt, weil ich Streit mit meinen Eltern hatte. Das musst du gespürt haben.« Sie blickte Eden in die Augen. »Außer, du meinst Gabrie l …«
    »Was ist mit diesem abscheulichen Verräter?«, fragte Eden. »Hat er dir noch mehr Alpträume geschickt?«
    »Das nicht«, sagte Tania. »Erinnerst du dich noch an deine Worte? Du sagtest, in der Welt der Sterblichen gäbe es Menschen, deren er sich bedienen kann, um mich anzugreifen? Also, ich habe einen von ihnen getroffen. Und du hattest Recht: Gabriel hat mich zu sich nach Ynis Maw entführt. Zumindest kam es mir so vor, aber möglicherweise hat sich das alles auch bloß in meinem Kopf abgespielt. So oder so war diese Erfahrung ganz schön furchterregend.« Sie schauderte bei der bloßen Erinnerung. »Ich bin entkomme n – mit knapper Not.«
    »Gut gemacht!«, sagte Eden. »Jedoch ist die Gefahr, die von ihm ausgeht, noch viel größer, als ich befürchtet habe. Sei stets auf der Hut, Tania. Sei wachsam und erlaube nicht, dass er dich in einem unbedachten Moment überwältigt.« Sie runzelte die Stirn. »Doch Drake ist nicht unser einziger

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