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Die verlorene Koenigin

Die verlorene Koenigin

Titel: Die verlorene Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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entscheiden würde hierzubleiben, dann würde der Elfenteil in mir sterben. Was, wenn das bereits geschehen ist? Was, wenn ich nie mehr zurückkann?«
    Als sie das erste Mal ins Elfenreich gekommen war, hatte man ihr erzählt, dass es dort bestimmte Stellen gebe, wo die Haut, die die beiden Welten trenne, dünner sei als an anderen. Hampton Court Palace war einer dieser Orte, wo die abgrenzende Membran so hauchzart wie ein Libellenflügel war: Wenn auch nur das klitzekleinste Fünkchen von Tanias Elfennatur übrig war, hätte sie eigentlich in der Lage sein müssen, hier ins Elfenreich hinüberzuwechseln.
    Und trotzdem gelang es ihr nicht.
    Edric nahm ihre Hand. »Du hast noch immer eine Elfenseele«, versicherte er. »Das kann ich spüren. Es muss also einen anderen Grund geben.«
    »Gestern Abend ist mir etwas Sonderbares passiert«, erinnerte sich Tania. »Nachdem ich mit meinen Eltern gesprochen hatte, ging ich nach oben, um dich anzurufen. Dann kann ich mich nur noch daran erinnern, dass ich in meinem Zimmer auf dem Boden aufgewacht bin.«
    Mit einem Schlag kehrte die Erinnerung zurück und sie starrte ihn an. »Beim Aufwachen hatte ich den Geschmack von Eisen im Mund. Genau wie jetzt.« Sie riss die Augen auf. »Oder auf dem Markt bei der Wahrsagerin. Glaubst du, dass Gabriel Drake irgendetwas mit der Sache zu tun hat? Hindert er mich vielleicht daran, ins Elfenreich zu gelangen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Edric. »Hat er so große Macht über dich?«
    Tania schluckte schwer. »Womöglich schon«, murmelte sie. »Das kann die Vorstufe zu etwas noch Schlimmerem sein.« Sie warf Edric einen gequälten Blick zu. »Als Erstes verhindert er, dass ich ins Elfenreich fliehen kann, dann kommt er mich holen.«
    »Er kann dir nichts tun, wenn du gegen ihn kämpfst«, beruhigte Edric sie. »Das hast du bei der Wahrsagerin bewiesen. Du hast dich von ihm befreit.«
    »Ja«, erwiderte Tania tonlos, »aber nur knapp.«
    »Hör mal, du bist erschöpft. Lass uns nach Hause gehen. Du solltest vorerst deine Versuche einstellen und deine Kräfte schone n – jedenfalls für eine Weile. Und vielleicht liegt es ja gar nicht an Drake. Möglicherweise ist es eine Art mentale Blockade, weil wir kurz davor sind, die Königin zu finden. Und selbst wenn es Drake ist, würde das nichts machen, denn bald bist du ja ganz weit weg von hier. Du musst nur noch ein paar Tage durchhalten, dann kann Drake deinen Aufenthaltsort nicht mehr aufspüren.«
    Das war kein großer Trost für Tania. »Aber was ist, wenn ich zurückkomme?«
    »Dann finden wir die Königin, und sie wird wissen, was zu tun ist.«
    Tania wurde auf einmal von einem tiefen Gefühl der Liebe zu Edric ergriffen. Sie legte ihm die Hände auf die Wangen und sah ihm in die Augen. »Versprochen?«
    Edric lächelte. »Versprochen.«
    »Aber was, wenn ich nie mehr zurückkehren kann?«, fragte sie. »Dann bist auch du hier gefangen und kannst nie wieder nach Hause.«
    Er lächelte leicht. »Ich gehe, wohin mein Herz mich trägt«, sagte er ruhig. »Und mein Herz ist bei dir.«
    Sie machten einen Schritt aufeinander zu und umarmten sich. Lange standen sie so da, am reißenden Fluss, und hielten einander fest, während sich die Wolken am Himmel auflösten und die Sonne auf sie herabschien.

XII
    T ania lag mit geschlossenen Augen auf dem Bett, die Arme über dem Gesicht. Der Eisengeschmack war so intensiv, dass sie sich fast übergeben musste, und seit ihrem letzten Versuch, ins Elfenreich zu gelangen, brannte ihre Haut.
    Es war Sonntag, früher Nachmittag. Draußen vor ihrem Fenster war ein heller, klarer Tag und ein leichter lauer Sommerwind strich über das Land. Doch Tania vermochte das nicht aufzuheitern. Sie lag steif auf ihrem Bett und versuchte, die aufkommende Panik zu unterdrücken. Sie hatte Angst, nie wieder ins Elfenreich zurückkehren zu können. Sie fürchtete, dass Gabriel Drake ihr die Gabe des Weltenwanderns genommen hatte und dass noch viel schrecklichere Dinge folgen würden. Einzig die Tatsache, dass Drake ihr nicht in ihren Träumen erschienen war, verschaffte ihr eine gewisse Erleichterung. Sie hatte letzte Nacht zwar schlecht geschlafen, aber die wenigen Augenblicke, in denen sie weggedöst war, waren glücklicherweise frei von jeglichem Albdruck gewesen.
    Tania hatte Edrics Rat beherzigt und am Samstag keine weiteren Versuche mehr unternommen, ins Elfenreich zu gelangen. Auch heute Morgen beim Aufwachen hatte sie sich zurückgehalten. Mit wachsender Ungeduld

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