Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die verlorene Koenigin

Die verlorene Koenigin

Titel: Die verlorene Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
Vom Netzwerk:
wie ihr hergekommen seid«, sagte sie und sah von einer Schwester zur anderen. »Wenn Drake nicht daran schuld war, wer dann?«
    »Rathina«, erwiderte Zara tonlos.
    Tania stockte der Atem.
    Rathina?
    »Es war seltsam, dass Eden sie nicht aufspüren konnte«, sagte Cordelia. »Wie wir später herausfanden, lag das daran, dass sie den Palast gar nicht verlassen hatte.«
    »Sie war im Palast?«, fragte Tania.
    »In der Tat«, sagte Sancha. »Zu spät erst begann Eden zu begreifen, welch niederträchtigen Plan unsere Schwester verfolgte. Wir konnten uns zwar noch retten, Rathinas List jedoch nicht mehr vereiteln, und so traf sie das Elfenreich direkt ins Mark.«
    »Etwas Grauenerregendes ist geschehen. Der Palast fiel unserem ärgsten Feind in die Hände«, berichtete Cordelia erschöpft. »Dem König von Lyonesse!«
    »Er war aber doch im Bernsteinverlies gefangen!«, stieß Tania ungläubig hervor. »Hat Rathina ihn befreit?«
    »Ja«, sagte Sancha grimmig. »Unsere eigene Schwester hat das Böse entfesselt.«
    »Doch noch ist nicht alles verloren«, fügte Zara hinzu und schaute Tania mit ihren leuchtend blauen Augen an. »Unsere ganze Hoffnung ruht auf dir, Tani a – unsere letzte Hoffnung.«
    »Ihr müsst mir aber noch genauer erzählen, was passiert ist. Wie konnte Rathina so etwas Furchtbares tun? Und wie hat sie den König von Lyonesse befreit? Ich dachte, es gäbe im ganzen Elfenreich keine Waffe, die einen Bernsteinkerker zerstören kann.«
    »Das ist wahr. Kein Werkzeug und keine Substanz im Elfenreich vermag Bernstein zu zerstören«, sagte Sancha. »Es war ein Gegenstand, der aus der Welt der Sterblichen zu uns gelangte. Ein Schwert aus Isenmort. Ein Schwert, das im Verlies lag. Es war die Waffe, die du ins Elfenreich gebracht hast, um Edric Chanticleer zu retten.«
    Bestürzt sah Tania sie an. Als Gabriel Drake gemerkt hatte, dass Edric sich gegen ihn wandte, hatte er seinen Diener in einer Bernsteinkugel eingesperrt. Tania war daraufhin in die Welt der Sterblichen zurückgekehrt, um etwas aus Isenmor t – aus Metal l – zu finden, mit dem sie ihn befreien konnte. Sie war damals mit einem Seitwärtsschritt in den Hampton Court Palace im heutigen London gelangt und hatte sich das Schwert einer dort ausgestellten Ritterrüstung geschnappt. Diese Waffe hatte Tania durch das Pirolglas mit ins Elfenreich genommen. Eden führte sie dann ins Verlies, wo sie Edric gefunden hatte. Durch die Berührung mit dem Schwert war die Bernsteinkugel geborsten, aber da Edric so schwach gewesen war, hatte sie beide Hände benötigt, um ihm bei der Flucht zu helfen. Deshalb hatte sie damals das Schwert einfach auf dem Boden liegen lassen.
    »Es ist meine Schuld!«, flüsterte Tania. »Der König von Lyonesse ist meinetwegen frei!«
    »Nein«, entgegnete ihr Sancha scharf. »Rathina beging die Untat. Niemand sonst ist schuld.«
    »Zunächst weckte mich Eden mitten in der Nacht«, erzählte Sancha. »›Komm mit mir‹, bat sie mich. ›Wir müssen die anderen aufwecken. In dieser Nacht gehen fürchterliche Dinge vo r – Rathina ist zurückgekehrt.‹ ›Woher weißt du das?‹, fragte ich sie. Sie legte einen Finger an die Stirn. ›Ich kann es vor meinem inneren Auge sehen‹, sagte sie. ›Leider war es mir nicht möglich, dies alles zu verhindern, aber ich hoffe, dass wir trotzdem dem Unheil entgehen.‹ Und so liefen wir von Schlafgemach zu Schlafgemach, bis alle Schwestern wach waren.« Sancha leckte sich über die trockenen Lippen. »Rathina hat ihre Flucht aus dem Palast nur vorgetäuscht«, fuhr sie fort. »Sie zeigte sich dem Stallburschen auf einem Pferd, damit alle dachten, sie sei auf und davon.«
    »Hätte Eden daran gedacht, auch im Verlies zu suchen, wäre Rathina gefunden worden«, meinte Cordelia. »Da ihr inneres Auge aber immer in die Ferne schweifte, blieb ihr die Schwester verborgen.«
    »Rathina hat sich bis zu jener Nacht versteckt, als du in unsere Gemächer kamst«, sagte Sancha zu Tania gewandt. »Denn Eden holte mich, kurz nachdem ich dir beim Bonwn Tyr Lebewohl gesagt hatte und in meinem Gemach eingeschlafen war.« Sie nahm das rundliche Bündel und knüpfte es auf. »Und hier ist die Erklärung dafür, dass Rathina die Berührung mit Isenmort überlebte und sogar imstande war, das Schwert zu schwingen, das den Hexenkönig befreite.« Behutsam faltete sie den Seidenstoff auseinander und darunter kam Königin Titanias weiße Kristallkrone zum Vorschein. Tania hatte das filigrane Meisterwerk bereits

Weitere Kostenlose Bücher