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Die verlorene Koenigin

Die verlorene Koenigin

Titel: Die verlorene Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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schwarzen Satinrock, der mit großen roten Rosen gemustert war, und dazu eine weiße Baumwollbluse. Außerdem hatten sie einen großen Rucksack aufgetrieben, in dem sie die Krone verstauten, die sie vorher wieder in den weißen Seidenstoff eingewickelt hatten.
    Eine halbe Stunde später hatte Zara sich endlich zu einem langen dunkelblauen Folklorerock aus indischer Baumwolle und einem weiten, hochgeschlossenen Oberteil mit langen Ärmeln herabgelassen.
    Nachdem Tania den Prinzessinnen in ihre Kleider geholfen hatt e – vor allem die Reißverschlüsse irritierten sie zunächs t –, schickte sie rasch eine SMS an Jade: Sag deinen Eltern, ich bin angekommen und alles ist okay. Liebe Grüße von Mum und Dad. T.
    Dann waren sie alle zu Bett gegangen.
    Das Letzte vor dem Einschlafen, an das sich Tania erinnerte, war Zaras Stimme dicht an ihrem Ohr: »Warum hast du diese roten Zahlen an deinem Bett?« Sie meinte den Wecker.
    »Damit ich sehe, wie spät es ist«, hatte Tania schläfrig entgegnet.
    »Ah ja, Eden hat uns erzählt, dass die Sterblichen alle von der Zeit beherrscht werden«, hatte Zara gesagt. »Das ist närrisch, Tania. Du stammst aus dem Elfenreich. Riech die Luft, schau dir an, wie der Mond über den Nachthimmel wandert, und orientiere dich tagsüber an der Position der Sonne. Mehr muss man doch nicht von der Zeit wissen!«
    »Okay«, hatte Tania gesagt und laut gegähnt. »Wenn du meinst.«
    Und dann war sie eingeschlafen. Zumindest für eine kurze Weile, bis Gabriel sich in ihre Träume gedrängt und sie aus dem Schlaf gerissen hatte.
    Vorsichtig öffnete Tania die Zimmertür und glitt in den Flur. Ihre Augen hatten sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt, und sie fand ohne Schwierigkeiten den Weg über die Treppe ins Erdgeschoss. Die Wohnzimmertür stand offen. Im Türrahmen blieb sie stehen und sah zu Edric hinüber, der auf dem Sofa unter einer Decke zusammengerollt lag.
    Sie hatte das starke Verlangen, sich einfach neben ihm auf den Boden zu setzen. Sie wollte nur seine Nähe genießen und ihn betrachten. Doch sie wollte nicht riskieren, ihn aufzuwecken.
    Sie schlich in die Küche. Ihre Kleider fühlten sich klamm und zerdrückt an, weil sie in ihnen geschlafen hatte.
    Sie öffnete den Kühlschrank, ein bläulicher Lichtschein fiel schräg auf den Boden. Sie nahm eine Milchtüte heraus und trank einen großen Schluck. Das Getränk war kalt und belebend. Dann ging sie zur Tür, die in den Garten hinausführte.
    Da sie mehrere Stunden mit drei Menschen auf engstem Raum verbracht hatte, sehnte sich Tania nach unverbrauchter Luft. Sie drehte den Schlüssel im Schloss und trat mit der Milchtüte in der Hand hinaus. Erfrischende Kühle wehte ihr entgegen. Die Pflastersteine fühlten sich eiskalt unter ihren bloßen Füßen an.
    In der Nacht waren nur die Lichter der Stadt zu sehen, keine Sterne. Am Rand der Terrasse blieb Tania stehen, weil ihr ein sonderbarer Geruch auffiel. Sie schnupperte. Unerklärlicherweise musste sie an Gewitter denken. Sie fröstelte unwillkürlich.
    Mit einem Mal erhob sich ein kalter, schneidender Wind, der ihr die Haare ins Gesicht blies und die Kleidung gegen den Körper drückte. Sie wandte sich zum Haus um, die mit einem Mal eisig gewordene Luft stach ihr in die Augen.
    Plötzlich vernahm sie im Zischen des Windes ein lautes Wiehern. Es klang wild und böse und schien die gesamte Luft um sie her zu erfüllen.
    Einen Augenblick später vernahm sie Hufgeklapper. Die Tüte fiel ihr aus der Hand auf den Steinboden, die Milch lief aus.
    Im hinteren Bereich des Gartens setzte ein Reiter über den Gartenzaun. Das Fell des Pferdes schimmerte silbern wie Mondlicht, doch seine Augen waren blutunterlaufen, sein Blick wild. Ein markerschütterndes Wiehern drang aus seinem Maul. Als der Reiter die Zügel straffte, keilte es schnaubend aus. Ein fahles Leuchten umgab das Tier wie eine Aura.
    Der bloße Anblick des Reiters ließ Tania erschaudern: Der Mann trug einen schweren, schwarzen Umhang, der im Wind flatterte. Der Blick seiner silbern glänzenden Augen war auf Tania gerichtet, und sein bleiches, schönes Gesicht wurde von einem grausamen triumphierenden Lächeln verzerrt. Tania starrte zu ihm hinauf, unfähig, sich zu regen. Die Luft gefror in ihren Lungen und in ihrem pochenden Herzen erstarb jede Hoffnung.
    Der Reiter zog ein weißes Schwert und richtete es auf sie.
    »Seid gegrüßt, Mylady«, sagte Gabriel Drake, »meine wunderschöne Braut!«

XV
    T ania betrachtete wie betäubt

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