Die verlorene Kolonie (German Edition)
Lösung wurde nicht gefunden, bis der Protektor das Wort ergriff. Es war einige der wenigen Reden, die Manfred I. seit Einführung des Protektorenamtes in der großen Ratshalle gehalten hatte. „Verehrte Ratsmitglieder, es tut mir Leid, heute in dieser Situation das Wort ergreifen zu müssen, aber ich bin überzeugt davon, das es zum Überleben unseres Volkes nötig ist.“ Die atemlose Stille, die bei der Wortmeldung des Protektors die riesige Halle erfüllt hatte, wurde von leisem Gemurmel durchbrochen, als die ersten Ratsmitglieder begriffen, auf was diese Rede des Protektors hinauslaufen würde. „Bisher habe ich in dieser Runde nichts gehört, wie wir auf das Problem einer fremden, eventuell feindseligen Raumflotte in unserm System reagieren können. Auch wenn es bisher nicht zu Feindseligkeiten gekommen ist, so können wir sie trotz des uns innewohnenden Willens zum Frieden leider nicht ausschließen. Wir werden selbstverständlich alles daran setzen, einen friedlichen Kontakt herzustellen, aber wir würden unsere Pflicht gegenüber unserem Volk vernachlässigen, wenn wir uns nicht auch auf den Verteidigungsfall vorbereiten würden. Ich habe deshalb nach reiflicher Überlegung und nach Konsultation meiner Berater beschlossen, gemäß dem mir laut unserer Verfassung zustehenden Recht den Verteidigungsfall auszurufen!“
Das leise Gemurmel im Ratssaal wurde durchbrochen von Zwischenrufen. „Viel zu früh!“ „Gegen so viele Schiffe gibt es keine Verteidigung!“
Als wieder Ruhe eingekehrt war, fuhr Manfred I. ruhig fort. „Im Rahmen des Verteidigungsfalls werden die mit Maxwellantrieb ausgerüsteten Frachtschiffe in die Werften von Techno zurück beordert, wo eine Umrüstung durch die FIA in Hilfskriegsschiffe erfolgt. Die FIA stellt auch geschulte Besatzungen für den Kampfeinsatz zur Verfügung. Des Weiteren wird ein Schiff mit konventionellem Antrieb den Fremden entgegen geschickt, ausgerüstet mit einer modernen Kommunikationseinrichtung. Um keine Menschenleben zu riskieren, wird dieses Schiff ferngesteuert. Sollten die Fremden dieses Schiff zerstören oder angreifen, tritt der Kriegsfall in Kraft! Die Planung und Ausführung aller für die Verteidigung unserer Heimat wurde von mir der FIA und Doktor Maxine van Bibber übertragen. Ab heute 12 Uhr haben sie Zugriff auf jedwede Ressource mit protektoraler Priorität!“
Und in beruhigendem Tonfall fügte er hinzu. „Verehrte Ratsmitglieder, es ist noch nichts entschieden über unsere Zukunft. Sei es, dass die Pegasus friedlichen Kontakt mit den Fremden herstellen kann oder das es dem Kommunikationsschiff gelingt, wir hegen alle die Hoffnung, dass unsere Zukunft eine friedliche ist. Aber wir müssen auch auf den gegenteiligen Fall vorbereitet sein. Ich danke ihnen für das in uns gesetzte Vertrauen!“
Mit diesem Worten verließ er das Rednerpult und die Ratshalle, in der die übrigen Ratsmitglieder wieder wild durcheinander schrieen.
Kampfgruppe 1
SpaceNet Meldung
An: Kampfgruppe 1
Gruppe Raumfahrt - Gefahren
Gruppe Raumfahrt - Entdeckung
Sendezeit: 01.03.2256, 05:17
Absender: Verkehrsleitzentrale Lagoon
Priorität: Alpha
Header: Auftrag Kampfgruppe 1
Text: Abfangen, wenn möglich Kontakt herstellen, bei weiteren feindlichen Handlungen Feuererlaubnis. Viel Glück! Manfred I.
Sechs Tage später saß Max in einem zur Flagbrücke umgebauten Konferenzraum an Bord der Labora. Das Datennetz zwischen ihren sechs Schiffen, das auf einer abhör- und störsicheren Laserverbindung beruhte, war aufgebaut. Die Labora und die vier umgerüsteten Frachter mit Maxwellantrieb, die Black Pearl, die Kittywake, die Black Rose und die Tramp folgten in einem Abstand von 100000 km dem von der Labora ferngesteuerten Forschungsschiff Albert Einstein. Auch wenn nach der Vernichtung der Pegasus die Hoffnung auf einen friedlichen Kontakt gering war, wollte man jede noch so kleine Chance ergreifen.
Man hoffte auch durch die Ortungsgeräte der Albert Einstein zusätzliche Daten über die fremden Schiffe zu erhalten, außerdem hatte sie am Rumpf vier Raketen befestigt. Die kleine Kampfgruppe, die alles war, was Laguna aufbieten konnte, befand sich im Bremsmanöver. Max hatte sich entschieden, lieber die Fremden bei niedriger Geschwindigkeit zu bekämpfen als einen Vorbeiflug mit hoher Geschwindigkeit durchzuführen, der nur dazu geführt hätte, dass sie mit ihren Schiffen nicht rechtzeitig hätte zurückkehren können.
„Bremsmanöver
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