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Die Verratenen

Die Verratenen

Titel: Die Verratenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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keiner dabei, der mich überzeugt.
    Fleming, Tycho und Dantorian beraten sich miteinander, Tycho gestikuliert heftig, aber was sie sagen, kann ich im allgemeinen Tumult nicht verstehen. Tomma sitzt allein neben Yann, der besitzergreifend einen Arm um sie gelegt hat. Sie vermeidet es, in unsere Richtung zu schauen.
    Dann wird es mit einem Mal ruhiger. Ich begreife nicht sofort, woran es liegt, eine Mauer aus Prim-Rücken versperrt mir die Sicht. Erst als einer zur Seite geschubst wird, sehe ich Sandor, stehend, beide Hände auf den Tisch gestützt.
    »Natürlich können wir die Lieblinge eintauschen«, sagt er. »Sie meinen allerdings, dass sie dann von ihren eigenen Leuten umgebracht würden.«
    »Na und?«, ruft ein alter Jäger. Ihm fehlen zwei der oberen Schneidezähne und das Wolfsfell, in das er sich gewickelt hat, ist so abgewetzt, dass nur noch einzelne Haarbüschel aus dem Leder ragen. »Wenn die Lieblinge sich gegenseitig an die Kehle gehen, umso besser für uns.«
    Wieder Jubel. Sie müssen uns wirklich hassen.
    »Da hast du recht, Ulris. Ich fürchte nur, wenn wir diese jungen Lieblinge ausliefern, tun wir ihren Herrschern damit einen großen Gefallen. Sie suchen sie und sie geben sich viel Mühe dabei. Eins der Mädchen hat mir berichtet, dass sie deshalb getötet werden sollen, weil sie sich gegen die Sphären verschworen haben.« Sandor sieht seine Leute an, sein Lächeln ist kaum sichtbar, aber man kann es spüren. Grauko wäre begeistert von so viel Talent.
    »Wollen wir den Sphärenfürsten diese Freude wirklich machen? Ihnen geben, was sie suchen?«
    Keiner antwortet. Da und dort wird gemurrt; ich kann Yanns finsteres Gesicht im Profil sehen, aber seine Wut gilt nicht uns, sondern Sandor, der eben seine Idee zunichtemacht.
    »Aber was ist mit den Geiseln?«, wirft er ein. »Eine solche Chance kommt nicht wieder! Kann sein, dass es euch egal ist, aber Vadim ist mein Onkel!«
    »Und mein Freund.« Quirin hat sich neben Sandor gestellt. »Wir haben eine halbe Nacht lang gemeinsam nach einer entlaufenen Ziege gesucht, obwohl es so kalt war, dass unsere Münder zugefroren sind. Er hat mir seine Kinder anvertraut und ich ihm meine. Ich vermisse ihn sehr.«
    Er schweigt und ich sehe Aureljo an. Glaubst du, was sie erzählen?, frage ich ihn stumm. Haben wir unser ganzes Leben lang unter Schlächtern verbracht?
    Aureljos schönes, verändertes Gesicht ist von Trauer gezeichnet. Für ihn ist der Gedanke, dass den Menschen hier so grausam mitgespielt wurde, ohne Frage noch schlimmer als für mich. Normalerweise ist er niemand, der nach Schuldigen sucht. Aber was, wenn wir zu ihnen gehören? Wenn wir mitschuldig sind? Alles spricht dafür, dass die Sphären Blut vergießen, ohne lange zu zögern: Lennis’ Erzählung, Fiores Anklage, einzelne Bemerkungen von Sandor und Andris. Und auch das, was ich aus dem Mund des farblosen Sentinel gehört habe, als er unseren Tod forderte. Es ist noch nicht einmal drei Wochen her, doch es fühlt sich an, als seien seitdem Jahre vergangen.
    Es ist jetzt ganz still in der Halle, Quirin zieht alle Blicke auf sich. Die Clanmitglieder wollen keins seiner Worte verpassen.
    »Ich glaube nicht, dass die Geiseln noch leben«, fährt er fort. »Sie wurden vor mehr als einem Jahr verschleppt und in all der Zeit hat niemand Forderungen an uns gestellt. Nicht einmal, dass wir uns friedlich verhalten und keine Transporte mehr überfallen sollen. Nichts.« Seine Augen sind traurig, aber seine Stimme ist fest. »Selbst wenn wir einen Austausch versuchen, glaube ich nicht, dass es ihn geben würde.«
    Yann hat noch nicht aufgegeben. »Sicher«, höhnt er, »manche von uns können leicht große Töne spucken. Sandor zum Beispiel. Für ihn ist es nicht schwer, freundlich zu den Lieblingen zu sein, ihm hat man nicht die Geschwister geraubt, seine Mutter wurde nicht erschlagen, er hat nicht die ganze Familie verloren.«
    »Nein«, entgegnet Sandor knapp. »Er hat nie eine gehabt, wie du sehr wohl weißt.«
    Ich bin dem Wortwechsel in einem Zustand merkwürdiger Betäubung gefolgt, als würde mich all das gar nicht betreffen.
    »Es ist ganz einfach«, sagt Quirin und sein Blick ruht dabei erst auf mir, dann auf Aureljo. Wieder dieses Lächeln, als würde er sich nichts mehr wünschen, als uns endlich kennenzulernen. »Wenn ihr sie nicht als Arbeitskräfte wollt, beanspruche ich sie für mich. Sie sind gut ausgebildet, ich bin sicher, sie werden mir hervorragende Dienste leisten.«
    Das scheint

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