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Die Verratenen

Die Verratenen

Titel: Die Verratenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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zwischen den toten Wölfen, während Andris und Yann ihnen mit geübten Bewegungen die Felle abziehen. Das, was übrig bleibt, sieht erbärmlich aus.
    Ich nutze die Zeit, um das eben Gesprochene noch einmal durchzugehen. Exekutoren, hat Andris gesagt.
    Wenn es eine Gruppe von Sentineln gibt, deren Aufgabe das Töten ist, müssten wir das nicht wissen? Hätten wir das nicht erfahren, irgendwann, zumindest hinter vorgehaltener Hand?
    Eine Erinnerung stellt sich ein, hart wie ein Schlag. Das Bild von Tudor, die Angst in seinen Augen, als er den farblosen Sentinel vor den Reihungstafeln entdeckt hat.
    Tudor wusste es. Er wusste, was die Anwesenheit des Fremden zu bedeuten hatte. Hatte er Angst, dass er es sein könnte, nach dem der Sentinel sucht? War ihm klar, dass es eine Einheit gibt, die auf Exekutionen spezialisiert ist? Ich wünschte, ich hätte ihn gefragt.
    Sandor steht etwas abseits. Sein Blick ist gen Himmel gerichtet, aus dem einzelne Schneeflocken fallen. Dann stößt er einen durchdringenden Pfiff aus und hebt die Hand mit dem langen Lederhandschuh.
    Etwas kommt von oben angeschossen, fängt sich, steigt wieder ein Stück, kreist über uns. Es ist weiß wie der Schnee und schwarz wie die Lange Nacht. Schließlich landet es auf Sandors Hand.
    Ein Vogel. Aber er ähnelt nicht den langschnäbeligen Krähen, die ich oft über die Sphären habe fliegen sehen. Dieser hier hat einen kurzen, gebogenen Schnabel, gelb an der Basis, grau an der Spitze. Auch seine Augen sind gelb umrandet, dunkel schauen sie umher, sind den ruckenden Bewegungen des Kopfes immer ein wenig voraus. Weiße Federn mit schwarzen Sprenkeln, an den Beinen wachsen sie reinweiß und so dick, dass sie wie Hosen aussehen.
    Sandor streicht dem Vogel mit der rechten Hand über den Rücken, flüstert ihm unhörbare Worte zu und reibt seine Nase an dem Schnabel. Zum ersten Mal sehe ich ihn wirklich lächeln, sehr kurz nur, aber es berührt mich.
    Idiotin, beschimpfe ich mich stumm. Auch Prims lächeln. Sieh dir Andris an, der grinst die ganze Zeit, er verkneift es sich gerade mal dann, wenn er Maia trägt.
    Für die Tote haben sie eine Art Bahre mitgebracht, ein Gestell aus Metall- und Holzstangen, auf das sie nun das Mädchen legen. Mit den Wölfen sind sie inzwischen fertig, alles weist auf einen Aufbruch hin.
    Vor uns baut sich Yann, der Wütende, auf und deutet mit seiner Keule auf uns. »Wir gehen los. Ihr werdet Schritt halten, egal wie. Wer zurückbleibt, wird zurückgelassen. Aber nicht lebend.« Er wirft einen bedeutungsvollen Blick auf seine Waffe, dann auf Tommas Füße. »Bin neugierig, wie lange es dauert.«
    Sie wartet, bis er uns den Rücken zuwendet, dann beginnt Tomma lautlos zu weinen. »Ich spüre meine Füße jetzt schon nicht mehr«, flüstert sie. »Das schaffe ich nicht. Nie.«
    Sie tut mir unendlich leid, trotzdem ist da ganz tief in mir ein kleiner Teil, der ihr ins Gesicht schreien möchte, dass sie selbst schuld ist.
    Ich rufe mich zur Ordnung, Empfindungen dieser Art bringen uns nicht weiter. »Wenn wir sie tragen, du ein Stück und ich ein Stück …«, wende ich mich an Tycho. »Was denkst du?«
    Er zuckt mit den Schultern, nickt. »Versuchen wir es. Aber ihre Füße werden trotzdem erfrieren, wenn wir sie nicht vor der Kälte schützen.«
    In meinem Notfallset ist noch der Wasserfilter. Kein Vergleich zu den Thermoschuhen, aber besser als nichts, solange er trocken bleibt. Ich wickle noch ein Stück Plastikfolie darum und hoffe, dass es hält. Tommas zweiten Fuß verhüllen wir mit den Utensilien aus Tychos Set, wir schaffen es gerade noch so, bevor es losgeht.
    Am Anfang ist es noch einfach. Tomma versucht nach besten Kräften, sich auf Tychos Rücken leicht zu machen, und er ist wirklich in guter Verfassung, bedenkt man, was wir alles hinter uns haben. Sie sind kaum langsamer als der Rest der Gruppe – die Prims mit der Trage, Aureljo und Fleming mit dem verwundeten Dantorian.
    Doch dann beginnt das Gelände anzusteigen. Ich höre Tycho keuchen, sehe, wie er immer wieder ins Rutschen gerät. Wir erreichen eine Kuppe.
    »Ab hier übernehme ich sie«, verkünde ich mit viel mehr Zuversicht in der Stimme als im Herzen.
    Tomma klettert von Tychos Rücken auf meinen, schafft es, ohne dabei den Boden zu berühren. Sie ist klein und dünn, trotzdem ist mir sofort klar, dass ich mit ihrer Last auf den Schultern höchstens zehn Minuten durchhalten werde.
    Egal. In Bewegung setzen. Ein Fuß vor den anderen, immer wieder und

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