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Die Verratenen

Die Verratenen

Titel: Die Verratenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Wärmesensoren, vielleicht sogar mit Kamera. Wurde entwickelt, um die Stämme zu orten.«
    Das Wort Kamera bleibt in meinen Gedanken stecken wie ein vergifteter Widerhaken. Körperwärme, das kann irgendein beliebiger Mensch sein oder auch ein Tier, aber Kamerabilder zeigen dem Empfänger sofort, dass wir leben. Welche Richtung wir eingeschlagen haben. Wo man uns finden kann. Unter normalen Umständen könnte ein solcher Fahnder unsere Rettung sein.
    Ich denke nicht lange darüber nach. In dieser Sache stehen wir auf der gleichen Seite wie die Prims. »Es ist ein Gerät, das uns ausspioniert«, sage ich halblaut. »Wir müssen es loswerden.«
    Sandor zieht eine Axt aus seinem Gürtel, dreht die Schneide nach oben und drischt mit der eisenbeschlagenen Rückseite auf das Gerät ein.
    Der Fahnder will ausweichen, fliehen, seine Sensoren arbeiten auf Hochtouren. Doch Sandor ist schneller, seine Schläge prasseln auf das Metallgehäuse nieder, bis ein schriller Alarmton die Luft durchschneidet. Drei Schläge später bricht er ab. Das Innenleben des Fahnders liegt frei: Platinen, Kontakte, zarte Drähte.
    Die restliche Gruppe hat angehalten, Andris und Milan haben ihre Waffen gezogen und sind zu uns zurückgeeilt, nun beäugen sie misstrauisch das zerstörte Gerät.
    »Was ist das?«, brummt Andris. Seine Verwunderung ist echt, ebenso wie seine Vorsicht, als er in die Knie geht und zögernd eine Hand nach der verbeulten, aber immer noch glänzenden Hülle des Fahnders ausstreckt.
    »Ihr habt so etwas noch nie gesehen?«, frage ich.
    Andris’ hellblaue Augen richten sich auf mich, lauernd. »Nein. Was ist das? Gehört es euch?«
    »Nicht uns«, erwidere ich leise.
    »Anderen Lieblingen?«
    Ich kann mich an diese Bezeichnung nicht gewöhnen, sie kommt mir so unpassend vor. »Ja. Das ist Sphärentechnik.«
    Auch Sandor ist neben dem Fahnder in die Hocke gegangen. Er zieht die zerbrochenen Teile der Hülle weiter auseinander. »Wozu ist es gut?«
    Ich werfe Tycho, der zögert, einen auffordernden Blick zu. Besser, er beantwortet diese Frage. Zeig ihnen, was du kannst. Wie gut du bist.
    »Es ist dazu da, Menschen zu finden«, erklärt er. »Es kann Körperwärme spüren, und wenn es auf diese Weise jemanden entdeckt, folgt es ihm.«
    Andris knurrt. Gleich wird er die Zähne fletschen wie einer der Wölfe, in deren Fellen er steckt. »Weiß es, ob die Wärme von Mensch oder Tier kommt?«
    »Nein«, antwortet Tycho zögernd. »Eigentlich nicht, aber im Allgemeinen ist eine Kamera eingebaut, die Bilder an ein Überwachungszentrum schickt.« Er bückt sich, wobei er versucht, so viel Abstand wie möglich zu Andris zu halten. Dann greift er mit geübten Fingern in die Reste des Fahnders und fördert eine kleine, runde Linse zutage, die durch zwei dünne Drähte mit dem Gerät verbunden ist. »Hier. Das ist so etwas wie … das Auge.«
    Andris nimmt Tycho die Kamera grob aus den Händen und reißt an den Drähten bis sie nachgeben. »Das war es dann mit dem Auge«, grölt er.
    Sandor ist einen Schritt zurückgetreten. Er hat die Arme vor der Brust verschränkt; zwei steile Falten teilen seine Stirn. »Wer von uns ist einem solchen Ding schon mal begegnet?«
    Keiner meldet sich.
    »Das liegt daran, dass es unseretwegen hier ist«, sage ich leise. »Nicht euretwegen.«
    Er dreht seinen Kopf blitzschnell in meine Richtung. »Das weißt du nicht mit Sicherheit.«
    »Es wäre aber logisch«, erwidere ich. »Wir hätten sterben sollen, aber wir sind entkommen. Jetzt schicken sie Fahnder aus, die unsere Spur aufnehmen sollen. Wenn sie uns gefunden haben, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die … die Exekutoren ihnen folgen.«
    Sandors Augen verengen sich. Ich weiß ziemlich genau, was ihm gerade durch den Kopf geht. Wenn die Fahnder uns finden, dann finden sie auch den Clan. Sehr wahrscheinlich, dass ihm das nicht recht ist. Er könnte uns jetzt einfach laufen lassen. Uns in den Wald jagen, zurück zu den Wölfen. Dann hätte er ein Problem weniger am Hals. Oder uns töten lassen, ein paar Kehlen sind schnell durchgeschnitten.
    Ich kann sehen, wie er beide Möglichkeiten erwägt, doch am Ende wählt er keine davon. Schüttelt nur sachte den Kopf. »Rohstoffe einsammeln«, befiehlt er und geht weiter.
    Jeder seiner Männer, der eine Hand frei hat, zerrt Teile aus dem zerstörten Fahnder und steckt sie in Beutel oder Taschen. Das war also mit Rohstoffen gemeint, aha. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was die Prims mit einer

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