Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verratenen

Die Verratenen

Titel: Die Verratenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
Vom Netzwerk:
Sphärenmeister und so.«
    Die Mentoren, was ist mit den Mentoren?, möchte ich fragen, aber Lennis ist dafür die falsche Adresse. Kann ich mit Aureljo darüber reden? Mit Fleming?
    Es ist, als würde sich alles, was ich mit meinen Gedanken zu fassen versuche, in Wasser verwandeln und einfach davonrinnen. Ich weiß nichts mehr. Ich kenne niemanden mehr. Jeder, dem ich je vertraut habe, könnte mich angelogen haben.
    Offenbar verberge ich meine Verstörung schlecht.
    »Es tut mir leid«, sagt Lennis.
    »Ja. Danke.«
    Ich richte mich innerlich auf. Auch Lennis könnte ein Lügner sein, ebenso wie der Unbekannte, der mir Nachrichten schickt. Der Sphärenbund hat unsere Spur wieder aufgenommen – oder auch nicht. Es gibt einen Verräter in unseren Reihen – oder auch nicht.
    Ich spreche aus, was mir als Erstes in den Sinn kommt: »Ich war eine der Besten an unserer Akademie. Nummer 7. Ich hätte auf jeden Fall eine Stelle an der Spitze bekommen, da müsste ich doch von diesen Dingen wissen?«
    Lennis erwägt das. »Vielleicht hätten sie es dir irgendwann gesagt? Wenn du deinen Posten bekommen hättest. Oder eben nicht, wenn es nicht notwendig gewesen wäre. Innerhalb der Sphären bekommt man doch von dem, was sich draußen tut, nichts mit.«
    Damit hat er recht und ich begreife erst zwei Atemzüge später, warum mich das so erleichtert. Wegen Grauko, wegen Baja. Es gibt so viele gute Menschen in den Sphären. Ich will einfach nicht aufhören, daran zu glauben.
    »War es anfangs nicht schwierig für dich, das Leben mit den Pri … mit den Außenbewohnern?«
    Lennis überlegt. »Die Kälte war schwierig, die unregelmäßigen Mahlzeiten.« Er grinst. »Das selbstständige Denken.«
    »Und die Angriffe der …« Wie war noch mal das Wort? »… der Feindclans?«
    »Doch, das war natürlich auch –« Er erstarrt mitten im Wort und auch die anderen Jäger bleiben plötzlich stehen, wie auf einen unhörbaren Befehl hin.
    Ich bin langsamer, ich bemerke die Sentinel erst jetzt, als ich nach der Quelle der Irritation Ausschau halte.
    Man kann aus der Entfernung nicht sehen, ob es rote oder farblose sind, aber es müssen etwa zehn sein. Die übliche Größe eines Suchtrupps.
    Ich handle instinktiv. Ducke mich. Ein Stück rechts von uns wachsen Bäume, in enger Formation. Ein kleiner Wald. Ich wünschte, ich wäre dort, hinter dieser dunkelgrünen Mauer.
    Sandor hat sich zu uns umgewendet. Seine Hände bewegen sich schnell, malen große Muster in die Luft. Wieder Zeichensprache. Die anderen setzen ihren Marsch fort, schlagen einen scharfen Bogen nach rechts.
    Als Einzige nicht imstande zu sein, dem, was gesagt wird, folgen zu können, ist so ungewohnt für mich, dass ich wie gelähmt in meiner Hockposition verharre. So lange, bis ich Sandors Blick bemerke. Er ist wachsam, ruhig und abschätzend.
    Ein Ruck mit dem Kopf. Da hinüber.
    Ich nicke und richte mich langsam auf. Die Sentinel sind noch nicht näher gekommen. Haben sie uns überhaupt gesehen? Sie sind üblicherweise mit Wärmesuchgeräten ausgerüstet, mit Feldstechern und anderen Vorrichtungen, deren Namen Tycho sicher besser kennt als ich.
    Schritt für Schritt bewegen wir uns weiter auf den Wald zu. Sandor hat seinen Bogen von der Schulter genommen und einen Pfeil eingelegt. Doch es sieht nicht so aus, als würden die Sentinel uns folgen, sie sind auf etwas konzentriert, das in der entgegengesetzten Richtung liegt.
    Hoffentlich nicht der Trupp, der Boden freilegt. Wenn sie auch nur einen aus unserer Gruppe finden, wissen sie, wo sie den Rest suchen müssen.
    Als wir die Bäume erreichen, ist mir heiß. Erst jetzt gestehe ich mir ein, dass ich fast damit gerechnet habe, von hinten erschossen zu werden. Den Vorschriften nach müssen mindestens zwei Sentinel pro Einheit ein Zielfernrohr auf ihrem Gewehr tragen.
    Der Wald ist wie ein dunkler Raum und überwältigt mich fast so sehr wie der direkte Sonnenschein gestern. Ich fühle mich, als hätte mich ein großes Tier verschluckt, das atmet und sich bewegt. Alle Gerüche sind fremd und es liegt kaum Schnee. Die goldenen Tropfen auf dem Baumstamm neben mir kleben. Duften.
    Wieder eine Handbewegung von Sandor. Alle nicken, ich ebenfalls. Diesmal glaube ich die Geste verstanden zu haben. Wir warten.
    Zwei Jäger beziehen Position an den äußersten Bäumen. Wachposten. Ich frage mich, was wir tun sollen, wenn die Sentinel beschließen, uns anzugreifen. Die Bewaffneten werden zurückschießen, aber die anderen? Fortlaufen,

Weitere Kostenlose Bücher