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Die verschollene Flotte 04 - Gearys Ehre

Die verschollene Flotte 04 - Gearys Ehre

Titel: Die verschollene Flotte 04 - Gearys Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Campbell
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ändert das nichts. Außerdem wird sehr wahrscheinlich eine Syndik-Streitmacht auf der Suche nach uns dieses System durchqueren, und dann wird man den Notruf dort ebenfalls empfangen.«
    Er nickte und war erleichtert darüber, dass es eine men-schenwürdige Alternative gab. Doch dann kam ihm ein anderer Gedanke. »Wird eine Syndik-Streitmacht, die uns verfolgen soll, einen Umweg machen, um diesen Zivilisten zu helfen?«
    Desjani presste die Lippen zusammen, bis sie nur noch eine schmale Linie bildeten, dann schüttelte sie den Kopf. »Wahrscheinlich nicht, Sir. So gut wie sicher nicht. Der Commander würde im Arbeitslager landen, weil er einen Befehl missachtet hat.«
    Das musste er Desjani lassen. Eigentlich wollte sie aus vielen guten Gründen keinen Umweg einlegen, um diese Leute zu retten, doch sie hatte ihm eine ehrliche Antwort gegeben, auch wenn sie damit ihren eigenen Argumenten schadete. Er musste an diese Zivilisten auf Wendig I denken. Es war durchaus denkbar, dass einige von ihnen - j a , sogar einige Erwachsene - noch nie ein Schiff in ihrem Sternensystem zu sehen bekommen hatten. Warum sollte sich auch irgendein Schiff hierher verirren, wenn es doch das Hypernet benutzen konnte? Und jetzt, da ihre Lebenserhaltungssysteme kurz vor dem Versagen standen, blickten sie zum Himmel und sahen diese Flotte vorüberfliegen, die gleich darauf das System verließ. Und dann würden sie vielleicht noch eine Syndik-Flotte sehen, die auf der Jagd nach den Allianz-Schiffen das System durchflog und es dann auch wieder verließ. Danach würden keine Schiffe mehr vorbeikommen. Die Luft wurde dann kälter, und das Atmen fiel schwerer. Während die Alten und die kleinsten Kinder als Erste starben, klammerten sich die körperlich stärksten Bewohner verzweifelt aneinander, bis der Tod sie einen nach dem anderen ebenfalls holte. Schließlich würde es im Wendig-System kein menschliches Leben mehr geben, ganz so wie vor vielen Tausend Jahren, bevor die ersten Raumschiffe hier eingetroffen waren.
    Geary atmete angestrengt durch. Dieses Bild der sterben-den Kolonie war so real, als wäre er persönlich dort gewesen.
    Wie war es in seinen Kopf gelangt?
    Vielleicht wurde er tatsächlich geführt. Er wusste, was sein Herz ihm sagte, und er wusste, was ihm alles sagte, was er je gelernt hatte. Dem gegenüber stand die grausame Realität des Krieges, verbunden mit den Notwendigkeiten, die mit dem Kommando einhergingen. Aber ihnen saß momentan keine Syndik-Flotte im Nacken, also gab es keine unmittelbare Bedrohung, die schwerer wog als die Rettung dieser unschuldigen Zivilisten.
    Alle beobachteten ihn und warteten auf seine Entscheidung.
    Nur er konnte die Entscheidung treffen. Diese Erkenntnis gab den Ausschlag, denn es lag in seiner Verantwortung, schwierige Entscheidungen zu fällen. Aber weiterzufliegen und die Kolo-nisten ihrem Schicksal zu überlassen, machte gar keine Entscheidung erforderlich, sondern bedeutete nur das Fehlen einer solchen, bis der Punkt erreicht war, an dem es zu spät war, die Rettungsaktion auszuführen. »Ich habe das Gefühl«, begann Geary, »dass es unsere Pflicht ist, diesen Leuten zu helfen. Dass dies eine Prüfung ist, die wir bestehen müssen, um zu beweisen, dass wir immer noch an die Dinge glauben, die die Allianz groß gemacht haben. Wir werden diesen Test bestehen.«
    Es kam ihm vor, als hätten alle auf der Brücke der Dauntless
    gebannt den Atem angehalten, bis er diese Worte sprach. Geary sah zu Desjani und fürchtete, einem missbilligenden Blick zu begegnen. Er wusste, wie sie über die Syndiks dachte. Und jetzt wollte Geary ihr Schiff aufs Spiel setzen, um einige von diesen Syndiks zu retten.
    Aber Desjani schien nicht wütend zu sein. Stattdessen musterte sie ihn auf eine Art, als versuche sie etwas zu sehen, das man mit dem bloßen Auge nicht erkennen konnte. »Ja, Sir«, sagte sie. »Wir werden den Test bestehen.«
    Die Videoverbindung von Wendig I zur Flotte wurde von statischem Rauschen überlagert, das daran erinnerte, was sie in Lakota hinter sich gelassen hatten. »Ich kann das nicht auf Interferenzen zurückführen. Vermutlich liegt es daran, dass ihre Ausrüstung zusammengeschustert ist«, erklärte der Komm-Wachhabende.
    Ein Mann sah sie verdutzt an. »Allianz-Schiff, wir haben Ihre Nachricht empfangen. Wir sind unendlich dankbar, dass Sie uns helfen wollen. Sagen Sie, ist der Krieg vorüber? Oder wie kann es sonst sein, dass Sie sich so tief im Territorium der Syndikatwelten

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