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Die verschollene Karawane

Titel: Die verschollene Karawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ackermann
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durch ein herumfliegendes Metallteil ausgelöst worden sein. Weiß der Teufel, wie viele von diesen Scheißdingern hier noch im Sand vergraben sind. Vielleicht liegen unter unserem Auto auch welche. Ich weiß nicht, was ich machen soll!«
    Sahib al Saif, Racheengel des Al-Sakina-Ordens, hatte in seinem Leben genug kritische Situation erlebt, um nicht zu erkennen, dass seine Mission gescheitert war und er in einer nahezu ausweglosen Situation steckte. In nur wenigen Sekunden kam er zu dem Schluss, dass er seine Position, die des Starken, des Befehlenden, nicht mehr halten konnte. Die Gefahr bestand vielmehr, dass aus dem Täter das Opfer werden würde. Man hätte ihm einen erfahrenen Mann an die Seite stellen müssen, einen, der sich in der Wüste auskannte. Er hätte ihn gebraucht, denn vom Überleben in der Wüste hatte er keinen blassen Schimmer. Aber der Targi Habib Mounzer war kein erfahrener Mann, sondern ein räudiger Hund, ein leichtfertiger Idiot gewesen. Egal, die Seele dieses Versagers befand sich längst beim Shaitani. Er selbst saß allerdings inmitten eines Minenfeldes, angewiesen auf einen Mann, den er umbringen würde, wenn sie jemals wieder hier rauskämen. Aber wie? Ohne diesen Föllmer hatte er keine Chance. Der Kerl hatte viel Erfahrung mit der Wüste. Er war ein exzellenter Fahrer, konnte mit dem GPS umgehen, verstand es sogar, sich an den Sternen, der Sonne, dem Mond, an Felsen und Bäumen zu orientieren. Es war eine schmerzliche Erkenntnis. Aber es führte kein Weg an der Tatsache vorbei, dass er diesen Föllmer brauchte. Von ihm hing sein Leben ab. Ohne ihn würde er die Sahara nicht mehr verlassen können. Was nutzte ihm seine Pistole jetzt noch? Nichts! Was scherte ihn die Geisel in Deutschland? Auch nichts! Es war lächerlich, diesem Mann mit der Pistole oder mit dem Tod seiner Freundin zu drohen. Der wusste doch genau, dass er ihn nicht erschießen würde, weil er ihn zum Überleben brauchte. Der war clever, ein hochintelligenter Bursche, der genau wusste, was er tat. Und noch eine grausame Erkenntnis erschütterte ihn. Selbst wenn er hier rauskommen würde, die Derwische hatten sicherlich längst beschlossen, sich seiner zu entledigen. Die Sufis würden ihn umlegen lassen. Mit Sicherheit! In ihren Augen hatte er versagt. Außerdem, er ahnte das schon lange, war sein Tod fraglos Bestandteil ihres Plans gewesen. Die würden ihn so oder so umlegen. Als Versager oder als unbequemen Zeugen. Sein Leben war nur dem Umstand zu verdanken, dass sie nicht noch einen Mann mit all diesen Details um den Schatz und die Karawane vertraut machen wollten. Er war doch nicht blöde: Den Sufis ging es nicht um irgendeinen heiligen, für die Moslems angeblich so bedeutsamen Firlefanz. Die waren hinter dem Schatz her. Sonst nichts. Würde er diesen Auftrag erfolgreich zu Ende bringen, würden die greisen Derwische vor Freude tanzen – und er wäre ein toter Mann. Nein, überlegte er: Wenn du hier rauskommen willst, musst du deinen Feind zum Freund machen. Zumindest auf absehbare Zeit. Du musst diesen Föllmer dazu bringen, dich nicht mehr als Feind zu sehen. Du musst taktisch klug vorgehen. Jedenfalls so lange, bist du hier aus diesem Glutofen raus bist. Dann wird man sehen. Die Zeit des Jägers würde kommen. Bis dahin galt es, zu überleben!
    Der Racheengel räusperte sich. Föllmer und die Afrikanerin starrten ihn an. Demonstrativ nahm er seine Pistole und legte sie zwischen den beiden auf die Konsole.
    »Okay, ich gebe auf! Wir stecken alle drei in derselben Scheiße. Es geht um nichts anderes mehr als ums nackte Überleben. Ich garantiere euch, dass ich nichts mehr tun werde, was euch schadet. Bringt mich – uns – hier lebend raus, und ich lasse euch in Ruhe. Ich gebe mich geschlagen. Da liegt meine Waffe. Macht, was ihr wollt. Ihr könnt mich auch umbringen.«
    Peters Augen verengten sich zu schmalen Sehschlitzen. Für einen kurzen Moment wollte er dem Killer mit geballter Faust ins Gesicht schlagen. Aber er hielt sich zurück, zwang sich zu taktischem Vorgehen. Dieser verfluchte Araber machte sich vor Angst bald in die Hose und versuchte, ihn einzulullen! Der hielt ihn tatsächlich für so blöde, darauf reinzufallen. Nein, du Dreckskerl! Nicht mit mir. Jetzt diktiere ich die Spielregeln! Aber vorher brauche ich Genugtuung. Hasserfüllt zischte er den Killer an: »Du bist das miesestes Schwein, das mir in meinem Leben jemals über den Weg gelaufen ist. Ein eiskalter Killer bist du. Ein Stück Dreck.

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