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Die Verschollenen

Die Verschollenen

Titel: Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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deinen Fisch hältst.«
    Richard lachte, zitterte aber, als ein besonders heftiger Windstoß über den Strand fegte. Die Haut an seinen Armen prickelte.
    »Es wird ganz schön kühl«, meinte er. »Vielleicht sollten wir ins Camp zurückgehen.«
    Sal musterte den düsteren Himmel. Es wurde von Minute zu Minute dunkler. Die Sonne war schon fast völlig hinter den dicken, bedrohlichen Wolken verschwunden.
    »Wenn es schon regnen muss«, murmelte er, »wünschte ich, es würde endlich losgehen.«
    »Ich kann nicht fassen, wie kalt es plötzlich ist.«
    »Ist es auch nicht«, meinte Sal. »Wir haben uns nur so an die Hitze gewöhnt, dass es sich für uns schon anfühlt wie in der Antarktis, wenn die Temperaturen ein kleines bisschen absinken.«

    Richard sammelte ihre Ausrüstung ein - Netz, Leinen und Haken, die sie bei einer Challenge gewonnen hatten; außerdem zwei Bambusspeere, die sie im Camp geschnitzt hatten -, während Sal weiter den Himmel im Auge behielt.
    »Komm schon«, drängte er, »lass uns zurückgehen.«
    Nickend nahm Sal den Korb mit den Fischen. »Vergiss deine Freundinnen nicht.«
    »Hey, hör mal.« Richard schaute sich um, um sicherzugehen, dass sie allein waren. Der Strand war völlig verlassen. »Du wirst doch niemandem etwas von dem Huhn erzählen, oder?«
    »Kommt drauf an. Wie viel ist dir mein Schweigen wert?«
    »Komm schon, Sal. Das ist nicht fair.«
    »Dann hättest du nichts sagen sollen. Du hast nur Glück, dass wir kein Kamerateam am Hintern hängen hatten.«
    »Trotzdem würde ich es zu schätzen wissen, wenn das unter uns bleiben könnte.«
    »Ich halte den Mund - für die Hälfte des Geldes, wenn du gewinnst.«
    »Die Hälfte?«
    »Die Hälfte.«
    »Wie wäre es, wenn ich warte, bis wir wieder im Camp sind, mich dann vor die Kamera stelle und ganz Amerika von dem fetten Mädchen erzähle, das du genagelt hast?«

    »Ich habe es mir anders überlegt«, lenkte Sal ein. »Das Huhn bleibt unser kleines Geheimnis.«
    Sie gingen über den Strand und Richtung Binnenland. Sie beeilten sich nicht besonders, trödelten aber auch nicht herum. Keiner von ihnen wollte mitten im Dschungel von dem Sturm überrascht werden. Während sie über den Strand liefen, wandte sich die Diskussion nach dem Thema Frauen und Fisch der Musik zu. Sie waren beide Metalheads, aber während Sal leidenschaftlicher KISS -Fan war, bevorzugte Richard eher die esoterisch angehauchten Bands wie Iced Earth oder Death. Er erzählte Sal gerade von seiner momentanen Lieblingsband Coheed and Cambria, als er etwas im Sand bemerkte. Er unterbrach sich, beschattete mit der Hand die Augen und starrte auf den Boden.
    »Was ist los?«, wollte Sal wissen.
    »Schau dir das mal an.«
    Wenige Meter entfernt waren einige Fußspuren im Sand zu erkennen. Sie führten vom Dschungel zum Strand, endeten plötzlich und führten dann U-förmig wieder Richtung Binnenland.
    »Na und?«, meinte Sal. »Das sind unsere.«
    »Nein, das sind nicht unsere.« Richard zeigte in eine andere Richtung. »Unsere sind die da drüben. Siehst du? Da sind wir rausgekommen, drüben neben dem Pfad.«
    »Dann sind es eben unsere Spuren von gestern.«
    »Kann nicht sein. Die wären letzte Nacht von der
Flut weggespült worden. Die hier sind frisch. Sieht aus, als wären die Verursacher auf den Strand geschlichen, während wir beim Fischen waren, und dann hier stehen geblieben, um uns zu beobachten. Und dann sind sie wieder im Dschungel verschwunden.«
    »Vielleicht haben Mark oder Stuart ein paar Aufnahmen von uns gemacht.«
    Richard antwortete nicht. Völlig fasziniert starrte er weiter auf die Fußabdrücke.
    »Also, ich behaupte, das sind unsere Spuren«, sagte Sal wieder, der langsam ungeduldig wurde.
    Richard legte die Angelausrüstung hin und ging langsam näher ran, um die Fußspuren eingehender zu untersuchen. Sie hatten die Form menschlicher Füße, waren aber nur so groß wie die eines Kindes. Die fünf Zehen waren länger als bei einem Menschen, und die Ferse schien runder zu sein. An der Spitze jeden Zehs befand sich ein langer Abdruck, der auf eine Kralle oder eine Klaue schließen ließ. Er streckte die Hand aus und fuhr mit den Fingern über die Abdrücke. Der feuchte Sand bröckelte ab und füllte einen Teil der Vertiefungen.
    »Die sind nicht von uns«, beharrte Richard. »Da bin ich mir ziemlich sicher.«
    »Dann war es vielleicht eine von den Frauen. Roberta hat ziemlich kleine Füße.«
    »Sie war aber nicht mehr hier draußen, seit sie sich

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