Die Verschollenen
Empfangsbereich«, sagte Mara. »Der Zeitpunkt war beinahe zu gut, um zufällig zu sein.«
Ein paar Sekunden antwortete Luke nicht. Mara lauschte der Stille und beobachtete das Kaleidoskop von Gedanken und Gefühlen in seinem Kopf, als er die Möglichkeiten durchging. »Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich. »Das Kabel hätte mich wahrscheinlich nicht umgebracht, selbst wenn es mich direkt getroffen hätte. Aber es hätte mich leicht einige Zeit außer Gefecht setzen können.«
»Und damit wäre ich mehr oder weniger auf mich allein gestellt gewesen«, sagte Mara. »Oder es hätte Drask eine Ausrede geliefert, uns vollkommen von der Mission auszuschließen.«
»Das durchzusetzen wäre ihm sicher schwergefallen«, wandte Luke ein. »Es ist ziemlich eindeutig: Formbi will, dass wir mitkommen.«
»Mag sein, aber zumindest würde es ihm einen weiteren Hebel geben«, sagte Mara.
Dann kam sie plötzlich zu einem Entschluss. »Ich bin bald wieder da«, sagte sie, überzeugte sich, dass ihr Lichtschwert noch sicher an ihrem Gürtel hing, und ging zur Tür.
»Wo willst du denn hin?« Luke stützte sich auf den Ellbogen und schaute ihr hinterher.
»Zurück in den Empfangsbereich«, sagte sie. »Ich will mir dieses Kabel näher ansehen.«
»Soll ich mitkommen?« Luke setzte dazu an aufzustehen.
»Lieber nicht.« Mara schüttelte den Kopf. »Wenn eine einzelne Jedi sich umsieht, ist das nichts als Neugier, zwei sind eine offizielle Ermittlung. Es hat keinen Sinn, Öl in Drasks Feuer zu gießen.«
»Du hast wahrscheinlich Recht.« Widerstrebend ließ Luke sich wieder aufs Bett sinken. »Pfeif, wenn du Hilfe brauchst.«
»Selbstverständlich«, versicherte Mara mit einem unschuldigen Blick. »Tue ich das nicht immer?«
Es gelang ihr, aus dem Zimmer zu schlüpfen, bevor ihm eine angemessen sarkastische Antwort einfiel.
Die Flure, die zum Empfangsbereich führten, waren ziemlich ruhig. Mara sah vielleicht ein Dutzend schwarz uniformierter Chiss, und die meisten ignorierten sie mehr oder weniger. Einige schienen interessiert oder fasziniert von ihrem fremdartigen Aussehen, aber selbst diese wenigen sprachen sie nicht an. Diese Kultur war entweder sehr höflich, oder Formbi hatte strenge Anweisungen gegeben, wie man seine Gäste behandeln sollte.
Es war jedoch interessant, wie viel vom emotionalen Zustand der Soldaten sie diesmal auffangen konnte. Auf Nirauan, wo sie zum ersten Mal größeren Gruppen von Chiss begegnet war, war sie kaum imstande gewesen, ihre Anwesenheit wahrzunehmen. Erfahrung und Übung zahlten sich in diesem Bereich offenbar aus.
Selbstverständlich war sie damals auch keine echte Jedi gewesen, also trug vielleicht auch das zu dem Unterschied bei.
Wie sie erwartet hatte, war der Empfangsbereich leer, als sie ihn erreichte. Überraschender war schon die Tatsache, dass das Kabel, das Luke beinahe getroffen hatte, bereits wieder angebracht worden war.
Sie blieb einen Moment direkt hinter dem Torbogen stehen und betrachtete das Kabel. Es verlief durch eine Nische zwischen der Decke und dem Schott, gut sechs Meter vom Deck entfernt. Das war kein unmöglicher Sprung für eine Jedi, aber nur zu springen würde ihr nicht viel nützen. Sie würde sich mindestens eine oder zwei Minuten auf dieser Höhe halten müssen, um sich das Ende des Kabels anzusehen und festzustellen, ob es gerissen oder durchgeschnitten worden war. Und soweit sie wusste, konnten selbst Jedi nicht einfach in der Luft schweben.
Aber es gab vielleicht eine andere Herangehensweise. Formbi hatte gesagt, dieser Empfangsbereich könne für eintreffende Gäste automatisch neu konfiguriert und dekoriert werden …
Sie brauchte eine Minute, um das Bedienungsfeld zu finden, das sich direkt im Torbogen befand, verborgen hinter einer Abdeckung, die ebenso grau angestrichen war wie die anderen Paneele. Es gab ein Dutzend Knöpfe, alle mit unbekannten Zeichen beschriftet. Neugierig drückte sie einen davon.
Gleitend und vollkommen lautlos begann der Raum, sich zu verändern. Ein Dutzend Wandsektionen unterschiedlicher Größe und Form begannen, nach außen zu schwingen, und Mara konnte erkennen, dass auf ihrer anderen Seite komplizierte Symbole oder Muster aufgemalt waren. Teile der Decke klappten auf und hingen dann wie Flaggen nach unten, andere glitten zurück, und rechteckige oder runde Säulen unterschiedlicher Höhe kamen aus diesen Öffnungen hervor und ließen den Raum bald aussehen wie eine stilisierte Tropfsteinhöhle.
Das
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