Die Verschollenen
Mara finster. Aber ob er es aussprach oder nicht, sie konnte spüren, dass noch mehr hinter seinen Worten stand. Ihr Verhalten hatte ihm ein wenig Unbehagen verursacht.
Ihr erster Impuls bestand darin, sofort darüber zu sprechen und darauf zu bestehen, dass er seine Gedanken zu diesem Thema vollkommen offenlegte, damit sie Gelegenheit hatte, ein Argument nach dem anderen zu entkräften.
Aber etwas hielt sie zurück. Vielleicht das Gefühl, dass das hier nicht die richtige Zeit und nicht der richtige Ort für ein solches Gespräch waren.
Oder vielleicht war sie nicht so sicher, ob sie die Argumente tatsächlich alle entkräften konnte.
In gewisser Hinsicht hatte er Recht. Es war ihr wirklich verstörend leichtgefallen, wieder in diese Rolle zu schlüpfen. Es war erfrischend gewesen, mit Soldaten zu tun zu haben, die Befehle ohne Frage befolgten, und nicht mit einer gemischten Gruppe aus Menschen, Bothans, Devaronianern und Mon Cals, die alle ihre eigenen Vorurteile und Perspektiven hatten und manchmal Befehle auf vollkommen unterschiedliche Weise auslegten oder befolgten.
Ich hatte genug imperialen Dienst , hatte sie Fel gesagt. Aber stimmte das wirklich?
»Wie auch immer, wir sollten vielleicht zur Jadeschwert zurückkehren und sehen, ob wir dort etwas haben, das als Gesellschaftskleidung durchgeht«, fuhr Luke fort. Offensichtlich wollte auch er die Sache nicht ausdiskutieren. »Es ist bald Zeit zum Abendessen, und wir wollen bereit sein, wenn Feesa kommt, um uns abzuholen.«
6
Aus der Größe des Empfangsbereichs hatte Luke geschlossen, dass der Hauptspeisesaal der Chaf Envoy ebenfalls geräumig und großartig sein würde. Zu seiner Überraschung sah er allerdings der Offiziersmesse auf anderen Schiffen recht ähnlich, obwohl es auch hier die gleiche elegante, auf Details bedachte Einrichtung gab, die ihm bereits in ihrem Quartier aufgefallen war. Offensichtlich waren Prunk und Förmlichkeit nicht mehr so wichtig, nachdem man die Würdenträger in angemessenem Stil auf dem Schiff empfangen hatte.
Vielleicht sollte auch die Kleidung dafür entschädigen. Formbi und Drask waren noch aufwändiger gekleidet als bei der Landung der Jadeschwert , obwohl sie die gleichen Farben trugen wie zu diesem Anlass. Fel hatte eine Galauniform angelegt, die beinahe königlich wirkte und bei der ein großer Teil der oberen linken Seite des Waffenrocks mit Reihen bunter Metallstücke bedeckt war, die offenbar für bestimmte Feldzüge oder Siege standen. Jinzler hatte sich angepasst und trug ein mehrschichtiges Tunika-Gewand, das gut zu einem diplomatischen Empfang auf Coruscant gepasst hätte. Mara in einem fließenden Wickelkleid und bestickter Bolerojacke stand ihm nur wenig nach.
Das alles bewirkte, dass Luke sich in seinem schlichten dunklen Overall und dem ärmellosen, knielangen Mantel ausgesprochen fehl am Platz fühlte. Er nahm sich vor, bei der nächsten derartigen Gelegenheit daran zu denken, ein paar festlichere Kleidungsstücke mitzunehmen.
Dennoch war er weit entfernt davon, der am schlechtesten gekleidete Gast an diesem Abend zu sein. Die beiden Geroons auf der anderen Seite des großen runden Tischs wirkten im Vergleich zu den Chiss-Offizieren, die neben ihnen saßen, beinahe schäbig. Beide trugen schlichte, aber schwer aussehende braune Gewänder aus einem dicken Material über langen hellbraunen Tuniken. Einer von ihnen, der Geroon, der von dem Flüchtlingsschiff aus mit Formbi gesprochen hatte, hatte sich etwas um die Schultern geschlungen, das wie ein totes Tier aussah, dessen lang gezogener Kopf und klauenbewehrte Vorderpfoten ihm über die Brust bis beinahe zur Taille hingen, während der größte Teil des Oberkörpers und der Hinterbeine sich auf dem Rücken befanden. Ein kunstvolles blaugoldenes Halsband glitzerte am Hals des Tiers – das einzig Schmückende an der Kleidung des Geroons.
»Ich hoffe, das Essen schmeckt Ihnen?«, fragte Feesa, die links von Luke saß.
»Es ist hervorragend, danke«, versicherte er ihr. Tatsächlich war das Essen für seinen Geschmack ein wenig zu stark gewürzt, und das kombinierte Gabelmesser, das man ihm gegeben hatte, verursachte bei jedem Bissen einen seltsam metallischen Nachgeschmack. Aber die Chiss hatten so deutlich den Versuch gemacht, ein Bankett im Stil der Neuen Republik nachzuvollziehen, dass er sich über solche Einzelheiten nicht beschweren würde. Mehr als nur einmal fragte er sich, ob die Rezepte wohl von Parck stammten.
»Verwalter Bearsh trägt
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