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Die Verschollenen

Die Verschollenen

Titel: Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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gekleidet als er. »Bei der nächsten Gelegenheit«, murmelte er ihr zu, als die Standartenträger als Erste den Tunnel betraten, »solltest du mich daran erinnern, dass ich ein paar festlichere Sachen einpacke.«
    »Ich habe immer schon gesagt, du und Han, ihr seid die zerlumptesten Helden, denen ich je begegnet bin«, erwiderte sie ebenso leise.
    Er warf ihr einen Seitenblick zu. Diese Bemerkung war typisch Mara – ihre sarkastische Art hatte sich in der Vergangenheit als sehr nützlich erwiesen, wenn es darum ging, Gegner abzulenken und zu verärgern.
    Aber diesmal konnte er sehen, dass es ein reiner Reflex war. Etwas ging in ihr vor, und sie wirkte seltsam konzentriert.
    Dann richtete er den Blick wieder nach vorn und verband sich mit der Macht. Wenn etwas Mara beunruhigte, sollte er lieber ebenfalls darüber Bescheid wissen.
    Der Transittunnel führte sie in einen Eingangs- und Lagerbereich des Dreadnaught, der etwa anderthalbmal so groß war wie selbst die extravagantesten Räume der Chaf Envoy . Ein paar Kisten mit ein wenig verblasster Beschriftung waren immer noch an den Schotten aufgestapelt, aber der größte Teil des Raums war leer. Alles schien mit einer dünnen Staubschicht bedeckt zu sein. »Erstaunlich sauber«, stellte Jinzler fest und sah sich um, als sie sich in der Mitte des Raums sammelten. Seine Stimme hallte seltsam von den nackten Metallwänden wider. »Sollte es nicht mehr Staub geben?«
    »Vielleicht funktionieren ein paar Haushaltsdroiden noch«, sagte Fel. »Oder sie funktionierten zumindest einige Zeit. Das Gleiche gilt für die Reparaturdroiden – sehen Sie, wo sie die Risse im Rumpf geflickt haben?«
    »Diese Maschinen können nach so vielen Jahren immer noch funktionieren?«, fragte Bearsh staunend. »Ohne dass sie jemand überwacht oder repariert?«
    »Alles beim Extragalaktischen Flugprojekt war automatisiert«, sagte Fel. »Und zwar innerhalb jedes einzelnen Schiffs. Sonst hätten sie wahrscheinlich auf jedem Dreadnaught sechzehntausend Personen Besatzung gebraucht.«
    »So wenige?«, fragte Bearsh und sah sich um. »Unser eigenes Schiff ist halb so groß wie dieses hier, und dennoch trägt es mehr als sechzigtausend Geroons.«
    »Ja, aber das hier war auch nicht nur ein Kolonistenschiff, in dem alle dicht zusammengedrängt saßen«, wandte Fel ein. »Die Dreadnaughts waren Kriegsschiffe, die größten, über die die Alte Republik vor dem Klonkrieg verfügte, mit Waffen und Ausrüstung …«
    Formbi räusperte sich. Fel registrierte das und schwieg.
    »Im Namen der neun herrschenden Familien der Chiss heiße ich Sie zu diesem ebenso feierlichen wie traurigen Anlass willkommen«, begann der Aristocra mit wohl tönender Stimme. »Wir stehen heute auf dem Deck eines alten Schiffs, das ein Symbol menschlichen Muts und des Versagens der Chiss darstellt.«
    Luke ließ den Blick über die Gruppe schweifen, während Formbi weiterredete. Er bemerkte, dass Bearsh weiter hinten ein klotziges Kom herausgeholt hatte und etwas in der Geroon-Sprache murmelte. Wahrscheinlich berichtete er Estosh von der Zeremonie, dachte er und fragte sich, wieso die Geroons den jungen Mann an Bord der Chaf Envoy zurückgelassen hatten. Der kurze Weg durch den Transitschlauch hätte ihn doch sicher nicht zu sehr angestrengt. Der einzige Grund, der ihm einfallen wollte, bestand darin, dass Estoshs Verletzung das Tragen des zeremoniellen Wolvkils verhinderte.
    Luke persönlich hielt das für einen eher lächerlichen Grund, den jungen Mann zurückzulassen. Aber er hatte lange genug in der Neuen Republik gelebt, um zu wissen, dass viele Aspekte nichtmenschlicher Kulturen für ihn unverständlich blieben. Es genügte, dass solche Regeln und Bräuche für jene wichtig waren, die mit ihnen lebten, und dass sie als solche seinen Respekt verdienten, wenn auch nicht unbedingt seine Anerkennung.
    Und dann berührte plötzlich etwas seinen Geist. Es war das, was er hier am wenigsten erwartet hätte.
    Er drehte den Kopf und sah Mara an. Ein Blick in ihre aufgerissenen Augen war alles, was er brauchte, um zu wissen, dass auch sie es gespürt hatte. »Luke?«, flüsterte sie angespannt.
    »Was ist denn?«, wollte Formbi wissen, der seine Ansprache mitten im Satz unterbrochen hatte. »Was ist geschehen?«
    Luke holte tief Luft. »Dieses Schiff …«, sagte er und dehnte seine Wahrnehmung in der Macht weiter aus. Nein, er hatte sich nicht geirrt. Sie waren da: Gedanken und Gefühle, und zwar die von Menschen, nicht von Chiss, und

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