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Die Verschwender vom Mars

Die Verschwender vom Mars

Titel: Die Verschwender vom Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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rief: »Daddy, Daddy!«
    Richard Swenson war eben von dem Ausläufer eines Landebeins gestiegen und marschierte auf die Kuppel zu. Hinter dem durchsichtigen Silizium seines Kopf teils war sein Gesicht deutlich zu erkennen.
    »Hast du je einen Kerl gesehen, der so glücklich aussah?« fragte Ted Long. »Vielleicht ist an dieser Sache mit dem Heiraten doch was dran.«
    »Ach geh', du bist nur zu lange im Raum draußen gewesen«, sagte Rioz.
     

 
Die in der Tiefe
     
1.
     
    Schließlich muß jeder einzelne Planet sterben. Der Tod kann rasch erfolgen, wenn seine Sonne birst. Der Tod kann langsam sein, wenn seine Sonne schwächer wird und erlischt und seine Meere sich mit Eis überziehen. Im zweiten Fall besteht wenigstens für vernunftbegabtes Leben eine Möglichkeit des Weiterlebens.
    Zum Weiterleben kann eine Richtung zu einem Planeten hin gewählt werden, der näher an der erkalteten Sonne liegt oder zu einem Planeten, der zu einer anderen Sonne gehört. Diese Wege stehen nicht offen, wenn der Planet unglücklicherweise der einzige bedeutende Himmelskörper ist, der sich um seinen Stern dreht, oder wenn kein anderer Stern in einem Umkreis von fünfhundert Lichtjahren zu finden ist.
    Zum Weiterleben kann eine Richtung nach innen in die Rinde des Planeten hinein gewählt werden. Das ist immer möglich. Man kann sich eine neue unterirdische Heimat bauen und die Hitze des Planetenkerns kann zur Energiegewinnung herangezogen werden. Dieses Vorhaben kann vielleicht Tausende von Jahren in Anspruch nehmen, aber eine sterbende Sonne erkaltet langsam.
    Doch im Lauf der Zeit vergeht auch die planetarische Wärme. Immer tiefere Höhlen müssen gegraben werden, bis der Planet durch und durch tot ist.
    Die Zeit kam näher.
    Auf der Oberfläche des Planeten wehten schwächliche Neonschwaden, die kaum die Sauerstoffteiche kräuseln konnten, die sich in den Niederungen angesammelt hatten. Während der langen Tage loderte manchmal die verkrustete Sonne auf, bis sie mattrot schimmerte und in den Sauerstoffteichen stiegen einige Blasen auf.
    Während der langen Nächte überzog eine feste, blauweiße Schicht die Sauerstoffteiche, und auf dem nackten Fels schlug sich Neontau nieder.
    Zwölfhundert Kilometer unter der Oberfläche gab es eine letzte Blase der Wärme und des Lebens.
     
2.
     
    Wendas Beziehung zu Roi war so eng, wie man sie sich nur denken konnte, bei weitem enger, als sie sich anständigerweise eingestehen durfte.
    Man hatte ihr in ihrem Leben nur einmal gestattet, das Ovarium aufzusuchen, und man hatte ihr ganz deutlich zu verstehen gegeben, daß es bei diesem einen Mal bleiben würde.
    Der Rassenspezialist hatte gesagt: »Du erfüllst nicht ganz die Normen, Wenda, aber du bist fruchtbar, und wir versuchen es einmal mit dir. Vielleicht klappt es.«
    Sie wünschte sich, daß es klappen möge. Verzweifelt wünschte sie es sich. Sie hatte ziemlich früh in ihrem Leben eingesehen, daß es ihr an Intelligenz mangelte und daß sie nie mehr als ein Handlanger sein würde. Es war ihr peinlich, daß sie die Rasse im Stich lassen könnte, und sie sehnte sich nach einer einzigen Gelegenheit, bei der sie mithelfen konnte, ein neues Wesen zu schaffen. Sie wurde ganz besessen davon.
    Sie legte ihr Ei in einen Winkel der Anlage und kehrte dann zurück, um zuzusehen. Der »Zufallsprozeß«, der die Eier während der künstlichen Befruchtung leicht bewegte – um gleichmäßige Verteilung der Gene zu gewährleisten – tat bei einigem Glück nicht mehr, als ihr festgeklemmtes Ei ein wenig ins Schwanken zu bringen.
    Sie paßte während der Reifezeit unauffällig weiter auf, beobachtete das Kleine, das aus dem einen Ei schlüpfte, das das ihre war, merkte sich seine körperlichen Kennzeichen und sah zu, wie es wuchs.
    Sie sagte einmal ganz beiläufig: »Schau dir den da an, der da drüben sitzt. Ist er krank?«
    »Welcher?« Der Rassenspezialist war erschrocken. Ein sichtlich krankes Kind würde ein schlechtes Licht auf seine Fähigkeiten werfen. »Du meinst Roi? Unsinn. Ich wollte, alle unsere Jungen wären so wie der.«
    Zuerst war sie nur mit sich zufrieden gewesen, dann erschrocken und schließlich entsetzt. Sie sah sich den Jungen verfolgen, interessierte sich für seinen Unterricht, beobachtete ihn beim Spielen. Sie war glücklich, wenn er in der Nähe war, sonst teilnahmslos und unglücklich. So etwas war ihr noch nie vorgekommen, und sie schämte sich.
    Sie hätte den Geistesspezialisten aufsuchen sollen, war aber zu vernünftig

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