Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
Geld für Erdwirker aufgetrieben hatte, die inzwischen Steingebäude errichteten, welche Schutz vor den gefährlichen Elementaren hier an der Grenze des Reiches boten.
    Noch verblüffender war allerdings, was auf der Außenseite der
großen Mauer geschehen war. Dort breiteten sich Zelte um einen weiten Marktplatz aus, und sie sah mehrere hundert Leute, die ihre Geschäfte wie an jedem anderen Tag führten. Das war jedoch gar nicht das Ungewöhnlichste daran. Was Amara eher verblüffte, war die Tatsache, dass es sich beim Großteil dieser Leute auf dem Markt um Marat handelte.
    Die hellhäutigen Barbaren und ihre Tiere hatten in der aleranischen Geschichte zwar nicht immerwährend, aber doch immer wieder eine Bedrohung für den Frieden dargestellt, und erst vor etwa zwanzig Jahren war eine Horde tief ins Tal vorgedrungen und hatte die Kronlegion ausgelöscht, die damals nach Verlusten in einem vorherigen Feldzug ihre alte Stärke noch nicht wiederhergestellt hatte. Tausende Legionares , Marketender und Wehrhöfer des Tales waren an einem einzigen Tag gestorben, darunter auch Princeps Gaius Septimus - und nur einer seiner persönlichen Leibwächter war damals nicht in der Schlacht dabei gewesen: Sir Miles, der heutige Hauptmann der neu erschaffenen Kronlegion.
    Für Alera hatte es sich um eine der bittersten Niederlagen überhaupt gehandelt, und obwohl der Erste Fürst danach das Tal mit Feuer und Flamme von den Marat befreit hatte, brachte ihm das seinen Sohn und Erben nicht aus dem Grab zurück. Aleraner waren gefallen. Der Nachfolger des Ersten Fürsten war gefallen. Wen wunderte es da, wenn die Aleraner nicht gerade mit freundlichen Gefühlen auf ihre barbarischen Nachbarn schauten.
    Und dennoch gab es Händler und Kaufleute, die ihre Geschäfte mit den Marat abschlossen, so wie sie es in jeder anderen Stadt des Reiches unter ihresgleichen getan hätten. Auf der Ebene, die tiefer ins Gebiet der Marat führte, grasten Pferde und auch etwa zwei Dutzend Garganten. Sogar eine Gruppe Wölfe lag in der Morgensonne auf einem Hügel aus verwitterten Felsen, etwa eine halbe Meile entfernt. Vor allem der Pferde- und der Gargantclan waren Verbündete der Aleraner, oder besser gesagt: Verbündete von Bernard, Graf von Calderon, und somit war ihre
Anwesenheit nicht weiter verwunderlich. Doch der Wolfsclan galt als grausamster und blutrünstigster Stamm der Marat und war bisher noch immer ein Feind des Reiches.
    Die Zeiten, so schien es, änderten sich, vielleicht sogar zum Besseren, und sie war stolz auf Bernard, der ohne Frage zu den Menschen gehörte, die diesen Wandel vorantrieben.
    Amara bemühte sich, ruhig und gelassen zu bleiben, doch allen Anstrengungen zum Trotz merkte sie plötzlich, dass sie etliche hundert Fuß vor ihrer Eskorte flog. Der Wachposten über dem Tor hatte sie angerufen und locker hereingewunken, ehe sie ihren Namen ganz ausgesprochen hatte. Da sie den Grafen von Calderon seit Jahren besuchte, kannten die meisten der hiesigen Legionares sie längst, besonders die Veteranen aus Giraldis Zenturie. Diese kaum mehr sechzig Legionares gehörten der einzigen Zenturie in der Geschichte des Reiches an, die das rote Band des Löwenordens zweimal für ihre Tapferkeit verliehen bekommen hatte, und sie genossen es, die roten Streifen an beiden Beinen ihrer Hosen mit der gleichen vorgetäuschten Gleichgültigkeit zu pflegen wie andere Legionares ihre Waffen und Rüstungen.
    Amara ließ sich mit Schwung von Cirrus, ihrem Windelementar, hinunter in den Hof tragen und trabte gleich weiter bis zu der Treppe, die zum Dienstzimmer und den Gemächern des Grafen führte. Sie nahm immer zwei Stufen auf einmal, obwohl sie wusste, dass sie dabei aussah wie ein aufgeregtes Mädchen, das den Armen des Geliebten entgegeneilt - aber sie konnte einfach auch nicht anders.
    Noch ehe sie oben ankam, ging die Tür auf, und Bernard trat ihr entgegen. Er war ein großer kräftiger Mann mit breiten Schultern, dunklem kurzem Haar und Bart, kurzgeschoren nach Art der Legion und mit erstem Silbergrau durchzogen. Auf seinem markanten, wettergegerbten Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, und er fing Amara in den Armen auf, als würde sie nicht mehr wiegen als ein kleines Lamm. Sie schlang ihm im Gegenzug ihre Arme um den Hals und vergrub ihr Gesicht
zwischen seinem Hals und seiner Schulter. Dort atmete sie seinen Duft ein - nach Leder und frischem Heu und Holzrauch.
    Er trug sie hinein, in ein selten benutztes, karg eingerichtetes

Weitere Kostenlose Bücher