Die Verschwörung
beendete.
Sie legte auf und rührte den Kaffee um. »Ein paar gute Nachrichten wären mir jetzt wirklich recht, Connie.« Ihr fiel auf, daß auch er zu Hause gewesen war, sich geduscht und umgezogen hatte. Das Herumkriechen im dunklen Wald hatte seinem Anzug bestimmt nicht gutgetan. Sein Haar war noch feucht und ließ es grauer aussehen als sonst. Brooke vergaß immer wieder, daß Connie schon über fünfzig war. Er schien sich jedoch nie zu verändern. Er war immer der große, zerfurchte, von Wind und Wetter gegerbte Fels, an den sie sich klammern konnte, wenn die Gezeiten an ihr zerrten. So wie jetzt.
»Möchtest du Lügen hören oder Wahrheiten?«
Brooke trank einen Schluck Kaffee, seufzte und lehnte sich im Bürostuhl zurück. »Im Moment weiß ich’s nicht genau.«
Connie beugte sich vor und stellte seine Tasse auf den Schreibtisch. »Ich habe den Tatort mit den Burschen von der VCU durchkämmt. Bei denen habe ich nämlich vor vielen Jahren angefangen. War wie in alten Zeiten.« Er legte die Handflächen auf seine Knie und drehte den Hals, um eine Verspannung loszuwerden. »Verdammt, mein Rücken fühlt sich an, als hätte ‘ne ganze Footballmannschaft darauf herumgetrampelt. Ich werde zu alt für solche Jobs.«
»Du kannst nicht in Rente gehen. Ohne dich läuft der Laden hier nicht.«
Connie nahm die Tasse wieder an sich. »Was du nicht sagst.«
Es war jedoch offensichtlich, daß Brookes Bemerkung ihn erleichterte. Er lehnte sich zurück und knöpfte sein Jackett auf. Etwa eine Minute saß er so da und hing seinen Gedanken nach.
Brooke wartete geduldig. Sie wußte, daß Connie nicht gekommen war, um mit ihr zu schäkern. So etwas tat er selten, egal mit wem. Brooke hatte gelernt, daß Connie praktisch nichts ohne einen bestimmten Grund tat. Er war ein echter Veteran im Land der Bürokratie, und entsprechend trug er seine Agenda natürlich stets bei sich. Obwohl Brooke sich bedingungslos auf seine Instinkte und seine Erfahrung im Außeneinsatz verließ, war ihr doch immer bewußt, daß sie zwar jünger und unerfahrener war als Connie, aber dennoch seine Chefin. Das mußte ihm zu schaffen machen. Obendrein war sie eine Frau - und das auf einem Gebiet, auf dem nicht viele Frauen arbeiteten. Sie hätte es Connie eigentlich nicht verübeln können, wenn er Vorbehalte gegen sie hegte. Aber er hatte nie ein böses oder abfälliges Wort über sie gesagt. Und er hatte sich noch bei keinem Fall ein Bein ausgerissen, nur um besser dazustehen als Brooke. Im Gegenteil, er war so methodisch wie kein anderer und so verläßlich wie der Sonnenaufgang. Trotzdem mußte sie auf sich aufpassen.
»Ich habe heute morgen mit Anne Newman gesprochen. Sie hat deinen Besuch gestern sehr zu schätzen gewußt. Sie hat gesagt, du hättest sie wirklich getröstet.«
Das überraschte Brooke. Vielleicht nahm die Frau es ihr wirklich nicht übel. »Sie hat es so gut aufgenommen, wie man es in der Situation nur kann.«
»Ich habe gehört, der Direktor ist auch bei ihr gewesen. Das war nett von ihm. Weißt du, Ken und ich haben uns lange gekannt.« Der Ausdruck auf Connies Gesicht war leicht zu lesen. Falls er den Mörder eher fand als die Jungs von der VCU, bestand die Möglichkeit, daß es gar nicht mehr zu einem Prozeß kam.
»Ich weiß. Ich muß die ganze Zeit daran denken, wie schwer es für dich sein muß.«
»Du hast genug andere Dinge im Kopf. Außerdem bin ich der letzte, um den du dir Sorgen machen mußt.« Connie trank einen Schluck Kaffee. »Der Schütze wurde ebenfalls getroffen. Jedenfalls sieht es so aus.«
Brooke ruckte sofort nach vorn. »Erzähl mir alles.«
Connie lächelte kurz. »Willst du nicht auf die schriftliche Meldung der VCU warten?« Er schlug die Beine übereinander und zupfte an seinen Hosenbeinen. »Was den Standort des Schützen angeht, hattest du recht. Wir haben dort Blut entdeckt, und zwar eine ganze Menge. Im Waldstück vor dem Haus. Die Stelle stimmt wahrscheinlich mit dem Punkt überein, von dem der Schuß abgefeuert wurde. Wir sind der Spur gefolgt, so gut wir konnten, haben sie aber nach ein paar hundert Metern im Wald verloren.«
»Wieviel Blut war es genau? Lebensbedrohlich viel?«
»Schwer zu sagen. Es war dunkel. Zur Zeit ist ein Team dort, um die Suche nach der Kugel fortzusetzen, die Ken getötet hat. Sie durchkämmen den Rasen, die ganze Umgebung. Aber das Haus steht so weitab von allem, daß ich nicht weiß, ob es was bringt.«
Brooke holte tief Luft. »Wenn wir eine Leiche
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