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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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den ersten Blick erkennt. Im Gegenteil, nicht einmal die Farblosen haben mitbekommen, wer ich bin. Dabei war ich mehrmals bei ihnen und sie waren zu dritt!«
    »Darüber habe ich auch schon nachgedacht.« Dantorian fährt sich mit den Fingern durchs Haar. »Ich vermute, die Farblosen werden nur in die Angelegenheiten eingeweiht, für die sie zuständig sind, und die drei haben eben nicht den Auftrag, uns zu suchen. Aber ich glaube nicht, dass wir in Sicherheit sind, Ria. Jedes Mal wenn ich um eine Ecke biege oder einen Raum betrete, habe ich Angst. Ich fühle mich ständig bedroht. Irgendwann wird jemand große Augen bekommen, mit dem Finger auf mich zeigen und sagen: Das ist er.«
    Ich erwidere ein paar beruhigende Worte, drücke Dantorian zum Abschied und mache mich auf den Weg zurück in mein Quartier, voller Vorfreude auf die Dusche, die mich dort erwartet. An unser Gespräch erinnere ich mich erst einige Tage später wieder, als die Bedrohung real geworden ist, auch wenn sie aus einer Richtung kommt, mit der ich nie gerechnet hätte.
    Albina schläft seit gut zwei Stunden und das Datenterminal meldet bei keinem der Patienten ungewöhnliche Werte. Ich stelle mich auf eine ruhige Nacht ein, habe mir Apfelsirup mit heißem Wasser zu einer Art Tee aufgegossen und überlege, wie ich die Zeit am besten nutzen könnte. Am liebsten würde ich eine umfassende Datenbank-Suchanfrage zu Jordans Chronik starten und mir alle Dokumente anzeigen lassen, die diese Wortkombination enthalten.
    Die Vorstellung ist ebenso verlockend wie riskant. Manche Suchanfragen sind gesperrt, andere werden sofort an die Datenzentrale weitergeleitet, weil sie darauf schließen lassen, dass der Suchende nichts Gutes im Schilde führt.
    Ich habe so eine Ahnung, dass das Schlagwort Jordans Chronik zu denen zählt, das noch in dieser Nacht zu dem Terminal zurückverfolgt werden würde, an dem es eingegeben worden ist. Was nicht nur mich in unmittelbare Gefahr bringen würde, sondern auch Albina.
    Nach meinem eigenen Namen zu suchen, ist vermutlich ebenfalls eine sichere Art, mein Leben zu verkürzen.
    Ich nehme einen kleinen Schluck vom Apfeltee, finde ihn noch viel zu heiß und stelle ihn wieder weg. Für den Anfang werde ich mir einfach die aktuellen Meldungen vornehmen, das ist unverdächtig.
    Sphäre Bozen hat eine neue Kuppel angebaut, beginnt aber gleichzeitig mit ersten Pflanzungen im Freien, hauptsächlich Weizen. Man will außerdem einen großen Fischteich anlegen, die Aushebungsarbeiten sind bereits weit fortgeschritten.
    Ich frage mich, welcher Clan die Gegend rund um Sphäre Bozen bewohnt. Und wie lange noch.
    Die nächste Meldung: Weiße Greifer sollen einen Trupp Sentinel überfallen haben, in der Nähe von Sphäre Hamburg 4. Dort verursachte der Clan kürzlich große Probleme, weil er, im Unterschied zu den meisten anderen, am liebsten im Schnee lebt und deshalb immer weiter nach Norden zieht.
    In Sphäre Neu-Freiburg feiert man dagegen die höchste Temperaturmessung seit der Langen Nacht.
    Plötzliche Geräusche lassen mich aufblicken.
    Laufschritte, von mehr als einer Person. Unterdrückte Stimmen, leiser Befehlston.
    Ich schließe sofort die Nachrichtenseite des Terminals, gleich wird hier eine Notfallmeldung aufleuchten, verbunden mit dem Befehl, den diensthabenden Arzt zu wecken.
    Doch das passiert nicht.
    Die Geräusche und Stimmen werden lauter, ziehen an meiner geschlossenen Tür vorbei in Richtung der Krankenzimmer. Mit drei schnellen Schritten bin ich bei der Tür und reiße sie auf, aber ich sehe die Ankömmlinge nur noch von hinten.
    Es sind fünf Personen, zwei von ihnen schieben eine Krankenliege, auf der sich offensichtlich jemand befindet. Ein großer, regloser Schatten. Die kleinen Räder des Gefährts quietschen, als die Gruppe in den Gang nach links einbiegt.
    Drei Ärzte, zwei Pflegehelfer. Ein neuer Patient. Warum habe ich immer noch keine Meldung auf meinem Terminal?
    Ich könnte schwören, dass es sich bei den Ärzten um die Kontrolleure handelt, die Besserwisser, wie Osler sie genannt hat. Gut möglich, dass sie ihre Arbeit gern ohne die ansässigen Mediziner erledigen wollen, trotzdem ist es gegen die Vorschrift.
    Ich folge dem Tross um die Ecke und sehe, dass sie eins der Einzelzimmer ansteuern, das lässt darauf schließen, dass es sich bei dem Patienten um jemand Wichtiges handeln muss. Ein hoher Beamter? Eventuell gar der Sphärenmeister selbst?
    Ob mit oder ohne Anweisung, ich werde jetzt Albina wecken.

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