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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Tycho, der mich auffängt.
    »Bist du wahnsinnig?« Aureljos Stimme ist leise, aber messerscharf. In der nächsten Sekunde hat Tomma auch ihn zur Seite gestoßen und die Tür erreicht, sie ist schon auf den finsteren Gang hinausgelaufen, als Dantorian sie an der Schulter erwischt.
    Er ist schneller und kräftiger, als ich es ihm nach seiner Verletzung zugetraut hätte. Tomma wehrt sich, will nicht in unseren Keller zurückgezerrt werden, doch ihr Widerstand zerbricht in einem Hustenanfall, der ihren Körper verkrümmt und ihre Knie nachgeben lässt.
    Gemeinsam mit Aureljo stützen wir sie und helfen ihr in ihre Ecke zurück, wickeln sie in unsere Decken ein und warten, bis sie wieder zu Atem kommt.
    Jemand sollte Quirin holen, denke ich. Tycho hingegen spricht es aus.
    »Es reicht jetzt, ich gehe in Quirins Halle und zerre ihn an seinem weißen Umhang her, wenn es sein muss.«
    Schon ist er fort, ohne eine von den Lampen mitgenommen zu haben. Sein Training, Orientierung in der Dunkelheit, scheint sich zu lohnen.
    Tommas Atem geht jetzt rasselnd.
    Lungenentzündung, denke ich, und dass wir keine Antibiotika haben. Vielleicht können wir Quirin überreden, Tomma mit in seine Räume zu nehmen, wo er sich regelmäßig um sie kümmern kann. Vorausgesetzt, sie lässt es zu – meine und Aureljos Versuche, ihre Lage bequemer zu machen, lehnt sie jedenfalls brüsk ab, dreht sich zur Wand und schließt die Augen.
    Quirin taucht in Tychos Begleitung etwa eine halbe Stunde später auf. Er bleibt in der Türöffnung stehen, sein Blick ist auf Tommas schmalen Rücken gerichtet, der sich in hastigen Atemzügen hebt und senkt.
    »Ich wollte gestern schon nach ihr sehen«, murmelt er und holt einen kleinen Beutel aus der Ledertasche, die er umgeschnallt hat. »Aber wir haben gerade eine Menge Probleme. Sentinel und Scharten, vielleicht auch noch Schlimmeres. Tut mir leid, dass ich euch vernachlässigt habe.«
    Er kniet sich neben Tomma, berührt sie an der Schulter, bittet sie, ihn anzusehen. Nach einigen Minuten gibt sie nach und tut, was er verlangt.
    Quirin ist kein Arzt, keiner jedenfalls, wie wir sie aus den Sphären kennen. Ihm fehlen die Geräte und modernen Arzneimittel, trotzdem habe ich den Eindruck, dass er genau weiß, was er tut.
    Er befühlt Tommas Stirn, misst ihren Puls, lässt sie husten. Ihren entzündeten Augen schenkt er besondere Aufmerksamkeit, obwohl das Licht im Gewölbe schlecht ist und Einzelheiten vom Halbdunkel verschluckt werden.
    »Wie lange geht es dir schon so?«, erkundigt er sich.
    »Weiß nicht genau. Lange jedenfalls.« Sie richtet sich halb auf, als sie der nächste Hustenanfall schüttelt. »Begonnen hat es vor unserer Abreise, danach war es eigentlich besser«, keucht sie, als sie wieder genug Atem zum Sprechen hat. »Aber jetzt …«
    Quirin betrachtet sie lange und nachdenklich, dann holt er eine kleine, verbeulte Blechdose aus dem Beutel. »Wenn der Husten schlimm wird, wenn deine Brust schmerzt oder du Angst hast, keine Luft mehr zu bekommen, dann lege dir eine Prise von diesem Pulver auf die Zunge und lass es langsam im Mund zergehen.« Er spricht leise, fast zärtlich, ganz anders als die Sphärenärzte. »Halte dich warm und trink viel Wasser.« Er drückt Tomma an sich, streicht ihr übers Haar.
    Erstmals habe ich das Gefühl, dass sie sich entspannt. »Das werde ich tun«, sagt sie.
    Quirin hilft ihr dabei, sich aufzusetzen, und zeigt ihr, wie viel sie von dem Pulver nehmen soll. Er stützt ihren Rücken, wiegt sie wie ein Kind, das aus einem Albtraum erwacht ist, und sie schmiegt sich an ihn. Es dauert keine drei Minuten, dann ist sie eingeschlafen.
    »Lungenentzündung«, vermute ich, während Quirin Tomma behutsam auf ihr Lager zurückgleiten lässt und sie in ihre Decke wickelt.
    »Nein.« Er streicht ihr über die Stirn und richtet sich auf. »Es ist eine Infektion, aber keine Lungenentzündung. Soweit ich es beurteilen kann.«
    Tommas Atem geht jetzt viel regelmäßiger. Einige Male zucken ihre Hände, vielleicht träumt sie davon, Setzlinge zu pflanzen.
    »Was sollen wir tun, wenn es ihr wieder schlechter geht?«, fragt Aureljo. »Es liegt nicht nur an der Infektion, sie ist auch sehr unglücklich hier unten.«
    Quirin lässt sich Zeit mit seiner Antwort. Ich kann sehen, wie er Möglichkeiten abwägt und wieder verwirft; er schüttelt sachte den Kopf, als würde er sich in Gedanken selbst widersprechen.
    »Dass sie unglücklich ist, verstehe ich gut«, sagt er dann. »Aber ich

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