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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Schatten. Erst als wir draußen sind, schlüpfe ich in die Fellsachen.
    »Ist etwas passiert?«
    Er schüttelt den Kopf, macht das Zeichen für später, dann nimmt er meine Hand und zieht mich hinter sich den finsteren Korridor entlang.
    Ein Stück weiter hängt eine Art Fackel in einer Wandhalterung, brennt mit schwacher, unentschlossener Flamme, schafft es aber trotzdem, einen großen Abschnitt des Tunnels zu erhellen.
    Direkt neben der Fackel bleibt Sandor stehen. Er mustert mich aufmerksam und ohne merkliche Regung im Gesicht. »Deine Verletzung«, sagt er dann. »Ist sie ausgeheilt?«
    Ich muss die feine Linie, die sich um meinen Hals zieht, nicht berühren, um zu wissen, dass sie da ist. Vielleicht für immer da sein wird – jetzt noch dunkelrosa, dann heller und schließlich silbrig weiß.
    Es ist das erste Mal, dass ich mit Sandor unter vier Augen spreche, seit dem Tag, an dem ich dieses Mal erhalten habe. Er war es, der den Sentinel, dessen Würgeschlinge mir den Atem und die Stimme nahm, getötet hat.
    »Es geht mir gut. Ich kann wieder reden, schlucken, alles wie früher.«
    »Gut. Das hatte ich gehofft.«
    Ist er deshalb so früh am Morgen zu mir gekommen? Um sich nach meinem Befinden zu erkundigen?
    Er sagt nichts, hat aber wieder diesen prüfenden Blick aufgesetzt, als würde er sich fragen, inwieweit man mir trauen kann. Also ergreife ich das Wort.
    »Gibt es einen Grund dafür, dass wir hier stehen?«
    Seine Augenbrauen wandern nach oben, die normale und die in der Mitte gespaltene. »Natürlich.«
    Ohne weitere Erklärung wendet er mir den Rücken zu und setzt den Weg fort. Offenbar erwartet er, dass ich ihm folge. Was ich auch tue, aber nicht ohne Ärger.
    Er ist ein Außenbewohner, erinnere ich mich. Du kannst von ihm nicht die gleichen Umgangsformen erwarten wie von jemandem aus den Sphären.
    Wir sind nach links abgebogen, hier ist es stockdunkel, der Boden ist bedeckt mit Schutt und Steinen. Sandor schaltet seine Leuchte ein und streicht mit dem Lichtkegel über das Geröll. »Vorsichtig gehen.«
    Es ist ein mühsames Vorwärtskommen und zweimal kann ich nur knapp einen Sturz vermeiden, aber genau in dem Moment, als ich meinen Stolz beiseiteschieben und fragen will, was zum Teufel wir hier eigentlich tun, bleibt Sandor stehen.
    »Wir sind da.«
    Er steigt auf einen Steinbrocken und streckt die Hände bis zur Tunneldecke. Drückt dagegen.
    Eine kreisrunde Scheibe löst sich, lässt sich beiseiteschieben. Was dahinter zum Vorschein kommt, ist beinahe ebenso dunkel wie die Wände um uns herum, aber eben nur beinahe. Ein kühler Luftstrom trifft mein Gesicht.
    Sandor dreht sich zu mir herum. »Warte, ich gehe zuerst.«
    Er zieht sich an den Rändern hoch, in einer einzigen, mühelos wirkenden Bewegung, dann streckt er eine Hand zu mir hinunter. »Komm.«
    Ich recke mich nach oben und umfasse seinen Unterarm. Hole Schwung und drücke mich ab. Sandor zieht mich ins Freie, unter den endlosen dunkelgrauen Himmel eines frühen Morgens. Luft, klar und kalt. Ich lande auf einer ebenen und gleichzeitig rauen Fläche; das Material wurde früher Beton genannt, so viel habe ich schon gelernt.
    Direkt vor mir ragt eine bröckelnde Ruinenmauer auf, rechts von mir eine weitere. Es ist ein geschützter Ort, an dem man nicht sofort entdeckt wird, wenn man aus der Unterwelt auftaucht. Ähnlich wie die Stelle, von der aus Quirin mich das Dornenritual hat mit ansehen lassen.
    Es ist ein Geschenk, das Sandor mir macht, das habe ich begriffen. Ich weiß nur noch nicht, wofür ich es bekomme – und ob eine Gegenleistung damit verbunden sein wird –, aber im Moment ist mir das egal. Ich werde jede einzelne Sekunde hier draußen genießen, das Gefühl der Weite innerlich speichern, damit ich es jedes Mal abrufen kann, wenn ich mich durch die dunklen Korridore unter der Stadt taste.
    Augen schließen, auf Geräusche achten: Da ist Wind, der zwischen den alten Mauern wispert. Das fast unhörbare Tapsen eines kleinen Tieres. Ein Vogelschrei, dann noch einer.
    Ich öffne meine Augen. Dort, wo der Himmel das Land berührt, verfärbt er sich, von Grau nach Rot, in immer helleren Tönen. Und dann passiert das, was ich heimlich gehofft, woran ich aber nicht geglaubt habe: Die Wolken gleiten beiseite und legen eine orangefarbene Sonne frei, gleißend, rund und schön wie das Leben selbst.
    »Danke«, sage ich, zu dem Moment und zu dem, der ihn für mich möglich gemacht hat.
    Sandor antwortet nicht, er steht ein Stück hinter

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