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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Kälte, Lungenversagen. Wer überleben wollte, musste Vorräte und einen geschützten Platz haben.« Sandors Daumen streicht über meine Handfläche, leicht wie ein Lufthauch. »Die Asche soll am schlimmsten gewesen sein, es hat unendlich lange gedauert, bis sie sich gesenkt hat. Und dann bedeckte sie die Erde wie ein Leichentuch, von Horizont zu Horizont.«
    Ich nicke. So ähnlich habe ich es auch gehört. Die Asche muss auch an den Sphärenhüllen geklebt haben, doch an Hermetoplast bleibt nichts lange haften.
    »Ihr wusstet es wirklich schon vorher?«
    Er meint den Ausbruch. Ich nicke. »Es gab Anzeichen dafür. Paul Melchart, sagt dir der Name etwas? Er hat versucht, die Welt zu warnen. Zehn Jahre vorher. Er sagte, er wüsste nicht genau, wann, aber er sei sich sicher, dass es passieren würde, irgendwann in den nächsten zwei Dekaden.« Zwei Dekaden , das waren seine Worte. Wir haben oft Dokumentationen über Melchart gesehen, Aufzeichnungen von Interviews, in denen er an die Vernunft der Menschen appelliert.
    Wir brauchen Zufluchtsstätten, wenn es so weit ist, aber die müssen wir jetzt bauen. Wenn Sie überleben wollen, stecken Sie alles, was Sie haben, in dieses Projekt. Je mehr von uns sich beteiligen, desto mehr Sphären können wir erschaffen .
    Ich habe den Wortlaut noch genau im Ohr. Melchart konnte damals viele Menschen überzeugen, aber bei Weitem nicht alle. Nicht Sandors Vorfahren. Als der Vulkan unter dem Yellowstone Nationalpark schließlich explodierte und riesige Mengen Lava und Asche in den Himmel schleuderte, war ein Teil der Menschheit schon in Sicherheit. Ein kleiner Teil.
    »Deine Urgroßeltern haben die richtige Entscheidung getroffen«, sagt Sandor ohne Bitterkeit in der Stimme.
    »Ja – gewissermaßen, auch wenn ich nicht weiß, wer sie waren.«
    Erbsubstanzspender. Ein unpersönlicherer Begriff lässt sich kaum denken. »Ich habe keine Eltern im eigentlichen Sinn. Ich bin ein Kind der Sphären.«
    »Ein Vitro, nicht wahr?« Er lächelt, offenbar erfreut, dass er sich den Begriff gemerkt hat.
    »Genau. Optimales Erbmaterial, genau aufeinander abgestimmte Anlagen.« Ich zucke die Schultern. »Das Ernüchternde daran ist, dass es meine Leistungen in einem anderen Licht erscheinen lässt. Sie sind weniger mein Verdienst als der meiner Gene.«
    Sandor betrachtet mich nachdenklich. Hebt eine Hand und greift nach der Haarsträhne, die mir ins Gesicht gefallen ist. »Optimales Erbmaterial«, murmelt er. »Ja. Du bist …«
    Er atmet tief ein. Runzelt die Stirn, als müsste er ein schwieriges Problem lösen, dann legt er die Hand in meinen Nacken und zieht mich zu sich. Seine Lippen sind kühl und sanft, sie streichen über meine, bevor sie sich auf sie legen.
    Ich lasse es zu. Erwidere seinen Kuss, der, abgesehen von der Sonne, das Beste ist, was mir in der Außenwelt begegnet ist. Meine Hände streichen über Sandors Taille, weiter nach hinten, ertasten die harten Stränge seiner Rückenmuskeln.
    Nicht denken. Nicht jetzt.
    Sein Duft, sein Atem, seine Hände in meinem Haar. Neu. Anders. Die Zeit schwindet wie das Licht bei Nacht.
    In meinem Kopf gibt es keine Fragen, was gut ist, weil ich sie alle mit Nein beantworten müsste, während mein Körper ein einziges großes Ja ist.
    »Ria.« Kaum ein Flüstern. Ich fühle mit meinen Lippen, wie sich seine zu einem Lächeln teilen. »Liebling.«
    Ich lasse mich nach hinten sinken und ziehe ihn mit mir, auf mich. Meine Hände suchen sich wie von allein ihren Weg an Jacke und Untergewand vorbei, finden Haut. Warm, fast heiß.
    Sein Atem in meinem Ohr. Seine Lippen an meiner Halsbeuge, vorsichtig, zärtlich.
    Alles ist gut, so gut, dass ich lachen möchte. Die Welt versinkt und nimmt ihre Mühen, Probleme und Fragen mit sich ins Nichts.
    Daran liegt es. Deshalb hören wir die Laute von draußen erst so spät.
    Es ist Sandors Jagdinstinkt, der uns rettet. Ich spüre, wie seine Lippen sich von meinen lösen, will es nicht zulassen und ihn festhalten, doch er ist bereits aufgesprungen und lautlos zur Luke gehuscht.
    Jetzt höre ich es auch. Schritte. Knirschen. Unterdrücktes Rufen. Klingt, als wäre es nicht mehr weit entfernt.
    Geh zurück .
    Ich tue so, als könnte ich die Handzeichen nicht lesen.
    Was ist los? , deute ich und stehe langsam auf. Mache drei Schritte auf Sandor zu, bis der Ausdruck in seinen Augen mich stoppt.
    Feindclan .
    Das Zeichen ist überdeutlich und diesmal täusche ich kein Unverständnis vor. Ich weiche zur Kellerwand

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