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Die Verschworenen

Die Verschworenen

Titel: Die Verschworenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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ist die Schlacht noch in vollem Gange und es können jederzeit neue Verletzte hereingebracht werden oder gar Feinde den Saal stürmen – ich bin hier mehr als nur fehl am Platz.
    So schnell ich kann, verschwinde ich aus der Mitte der Halle in eine der kleinen Nischen, von denen aus gewundene Treppen auf eine brüchige Galerie führen. Hier ist es dunkler. Ich versuche, mit den Schatten zu verschmelzen.
    Die eiligen Schritte kommen näher, mischen sich mit den rauen, aufgeregten Stimmen der Laufenden.
    »Wo ist er? Wie geht es ihm?«
    Sandor. Nun würde ich mich doch gerne zeigen, aber das verlangt nur ein kleiner, gefühlsgesteuerter Teil von mir, der sich leicht durch Vernunft beherrschen lässt.
    »Es waren drei Scharten, drei!«, dröhnt Andris’ Bass durch die Halle. »Feiger Abschaum, sie haben ihn von allen Seiten angegriffen. Aber es war das Letzte, was sie je getan haben, dafür habe ich persönlich gesorgt.« Kurze Pause. »Was … was machst du da?«
    »Die Blutung stillen.« Quirin klingt gereizt. »Tretet zurück. Wartet. Seid ruhig.«
    Die Männer gehorchen. Ich höre schlurfende Schritte und eine Unterhaltung, die so leise ist, dass ich ihr nicht folgen kann. Aber ich zähle vier verschiedene Stimmen: Sandor, Andris, eine, die ich nicht kenne, und … Yann?
    Ich widerstehe der Versuchung, einen spähenden Blick aus meinem Versteck zu werfen. Es spielt keine Rolle, ob Yann da draußen steht, meine Abneigung gegen ihn ist unwichtig und mein Wunsch, ihm Vorwürfe zu machen, kindisch. Aber wenn ich lautlos atme, kann ich vielleicht verstehen, worüber sie sprechen, und erfahren, ob der Kampf zu Ende und gewonnen ist.
    Ein Schrei lässt mich zusammenzucken, es klingt, als würde jemand durchbohrt werden. Während mein erschrocken jagendes Herz mir gegen die Rippen hämmert, wird mir klar, dass es Quirins Wunddesinfektion gewesen sein muss, die Vilem aus seiner Bewusstlosigkeit gerissen hat. Jetzt ist nur noch Stöhnen zu hören, und auch das verstummt schnell.
    »Fiore. Das Nahtmaterial.«
    Es herrscht das Schweigen konzentrierter Arbeit. Nach dem Schrei haben die Männer ihre leise Unterhaltung nicht fortgesetzt. Trotzdem ist ihre Anwesenheit hörbar. Räuspern. Das Scharren von Füßen. Seufzen.
    Ich frage mich, ob Sandor ahnt, wie nah ich bin. Ob er meine Anwesenheit in Fiores oder Bojans Augen lesen kann. Oder ob jemand von Quirins Leuten irgendwann zu lange in die Richtung geschaut hat, in die ich verschwunden bin.
    Wasserplätschern.
    Ich vermute, Quirin wäscht sich die Hände in der Schüssel, die hinter ihm gestanden hat.
    »Es lässt sich noch nichts sagen«, erklärt er dann. »Ob Vilem das überlebt, steht in den Sternen. Er ist stark. Hoffen wir das Beste.«
    »Er muss es überleben.« Ja, das ist Yanns Stimme. »Wir haben niemanden, der ihn ersetzen könnte.«
    Eine Spitze, die sich gegen Sandor richtet. Er ist der Than, der Nachfolger, und Yann spricht ihm gerade die Fähigkeit ab, diese Funktion zu erfüllen.
    »Ich hoffe sehr, dass Vilem gesund wird.« Ich kann die leise Warnung hören, die Sandor in seine Worte legt. »Aber wenn es nötig ist, wird der Clan auch ohne ihn überleben. Es wäre gut, daran nicht allzu laut zu zweifeln, das schwächt uns nur.«
    Ein Schnauben.
    Ich kann geradezu vor mir sehen, wie Yann sich mit einem schiefen Grinsen abwendet.
    »Ich zweifle nicht daran«, dröhnt Andris. »Aber es gibt überhaupt keinen Grund, über so etwas zu reden! Vilem wird eine Narbe mehr haben, das ist alles. Und was für ein Prachtstück von einer Narbe das werden wird.« Er lacht und Yann stimmt ein, wenn auch ein wenig verhalten.
    »Ist der Kampf denn zu Ende?«, erkundigt sich Quirin.
    »Ja.« Nun klingt Andris vergnügt. »Die Hälfte des Feindclans ist tot, der Rest fortgerannt. Sollten sie morgen wiederkommen, erledigen wir sie auch noch.«
    »Wie viele Tote bei uns?«
    Kurzes Schweigen.
    »Wir haben noch nicht gezählt«, antwortet Sandor. »Mindestens acht, eher mehr. Den alten Hanno hat es erwischt. Außerdem Rolam und Kerrim.
    »Das ist traurig.«
    Langsame Schritte, Quirin kommt kurz in mein Sichtfeld, eine Hand ans Kinn gelegt. Ich kann an seinem Ellenbogen Spuren von Vilems Blut sehen; an seiner Kleidung sowieso.
    »Ihr solltet zurückgehen und euch um die Toten kümmern. Von den Verletzten bringt mir nur die schweren Fälle.«
    »Ah!«, ruft Yann. »Kann sein, dass du Merios Arm abschneiden musst. Zur Hälfte hat das schon ein Nachtläufer erledigt.«
    »Warum ist

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