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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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zögern. »Hier steht einer für grade mal sechsunddreißigtausend. Ein Kabrio, noch mit der alten Karosserie, bevor die Leute von Ford dran rumgefuhrwerkt haben.«
    »Ist aber nicht sonderlich praktisch. So ein Jaguar hat nämlich so gut wie keinen Rücksitz. Und wo sollen dann die Hunde hin?« Er brachte mich zum Lachen, und das freute ihn so, dass er strahlte.
    »Ja, genau, die Hunde«, sagte ich. »Tja, dann werde ich mir wohl eine ziemlich alte Kiste zulegen müssen. Es sei denn, ich trenne mich ganz von dem Trans Am. Aber ich kaufe nur was, wenn das wirklich eine vernünftige Alternative zum Mieten ist.«
    Er ließ seinen schmutzigen Finger über die Seite gleiten und murmelte dabei mit glänzenden Augen leise die Texte vor sich hin.
    Zwar hat er seine eigenen Freunde und kümmert sich um den kleinen Garten in unserem winzigen Hinterhof, aber trotzdem ist ihm sein Leben zu langweilig - deshalb mischt er sich auch immer wieder in meine Angelegenheiten ein.
    Während Mr. Contreras die Anzeigen durchging, überflog ich die Nachrichten, um zu sehen, ob dort schon etwas über die Frau auf der Straße stand. Ich fand einen kleinen Artikel über Commonwealth Edisons Unfähigkeit, die Stadt ausreichend mit Strom zu versorgen, und einen über Feuersbrünste in Florida, doch den größten Raum der Titelseite nahm ein Bericht über dis Fernsehdebüt von Global ein.
    Murray beschrieb dann sein Interview mit Lacey Dowell. Zum erstenmal seit zehn Monaten war wieder etwas von ihm auf der Titelseite zu lesen, und zum erstenmal seit drei Monaten überhaupt wieder in der Zeitung. »Tja, offenbar hast du dir bis jetzt einfach die falschen Storys ausgesucht, Murray«, murmelte ich. Zuerst pushte die Zeitung vier Tage lang den neuen Fernsehsender von Global, dann hatte besagter Sender sein Debüt, und schließlich beschrieben sie noch in der Zeitung, was schon im Fernsehen zu sehen gewesen war. Ein hübsches Paket, ja, aber waren das auch Neuigkeiten?
    Sogar Regine Maugers Kolumne war an eine deutlich sichtbare Stelle gerückt, weil sie sich darin mit der Global-Story beschäftigte. Teddy Trant strahlte gestern abend,, gurrte sie, und zwar nicht nur des sanften Lichts aus Sal Bartheles Tiffany-Lampen wegen. Flankiert von Jean-Claude Poilevy, dem Speaker von Illinois House, und Lacey Dowell hat er allen Grund, sich über den Eindruck zu freuen, den er in Chicago macht.
    Dann beschrieb Regine die anderen Gäste, unter ihnen auch Mitglieder der Illinois Commerce Commission, den Bürgermeister und seine Frau, die ich in der Menge der Leute überhaupt nicht gesehen hatte, sowie natürlich die Mitarbeiter der Chicagoer Fernsehstudios, die ziemlich eingeschnappt reagieren, wenn man sie nicht wahrnimmt.
    »Murray Ryerson, der sein Markenzeichen, den roten Bart, eigens für diesen Anlass abrasierte, gab sich vor der Kamera von Anfang an. als halte er nie etwas anderes gemacht. Seine Begleiterin an jenem Abend war Alexandra Fisher von Global, die atemberaubend aussah in ihrem Abendensemble von Armani. Aber von dem tiefen Ausschnitt sollte man sich nicht täuschen lassen: Wenn sie wieder in ihre Bürokleidung schlüpft, kann sie sich mit den härtesten Männern messen.
    Natürlich ergeben sich bei solchen Anlässen auch immer Probleme. Wir haben gehört, dass Lucian Frenada, der aus dem Viertel stammt, in dem Lacey seinerzeit aufgewachsen ist, sich in der Hoffnung, Lacey an eine alte Romanze zu erinnern, eine Einladung erschlichen hat. Officer Mooney von der Chicagoer Polizei konnte ihn hinauskomplimentieren, bevor er Zeit hatte, eine große Szene zu machen.
    Lacey wollte sich nicht dazu äußern, doch Alex Fisher meinte, die Schauspielerin mache sich Gedanken wegen des Missverständnisses. Andere Anwesende wie zum Beispiel die Chicagoer Privatdetektivin V. I. Warshawski, die früher mal mit Ryerson zusammen war, machten sich offensichtlich Hoffnungen, ein paar Brosamen von einem der üppigsten Tische seit Jahren zu ergattern .
    Der letzte Satz ließ mich so abrupt von meinem Stuhl aufspringen, dass Peppy erschreckt bellte. Dieses verdammte, mindestens fünfzigmal geliftete Klappergestell war also ganz schön angefressen gewesen, weil ich ihr auf die Chanel-Hose gestiegen war. Ich wollte Brosamen von den Hollywoodstars ergattern? Und ich sehnte mich immer noch nach Murray? Ich wusste nicht, welche dieser Andeutungen mich mehr verärgerte.
    Ja, ich hatte tatsächlich einmal etwas mit Murray gehabt, aber das war so lange her, dass nicht mal

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