Die verschwundene Frau
der Zelle ausgezoge n und ein anderes übergestreift. Sie haben irgendwas darüber gesagt. Obwohl ich immer wieder das Bewusstsein verloren habe, habe ich mitbekommen, was passierte, obwohl das alles keinen Sinn für mich ergab.«
Vor meiner Festnahme hatte ich mich gefragt, ob Frenada etwas mit Nicola Aguinaldos Tod zu tun hatte, aber in einer meiner schlaflosen Nächte in Coolis war mir einiges klargeworden. Frenada hatte plötzlich geschwiegen und aufgelegt, als ich ihn fragte, wieso Nicolas Leiche ein T-Shirt aus seiner Produktion getragen hatte. Also hatte Frenada in der Nacht, in der Robbie ihn in Oak Brook gesehen hatte, Trant und Baladine zur Rede gestellt. Leider konnte ich nicht beweisen, dass Baladine Frenada umgebracht hatte. Ich fragte Morrell, ob Vishnikovs Obduktion irgend etwas Ungewöhnliches zutage gefördert habe.
»Stimmt, das hätte ich fast vergessen«, sagte Morrell. »Frenada ist definitiv ertrunken. Vishnikov sagt, er habe außerdem eine Beule seitlich am Kopf gehabt, die daher stammen könnte, dass er auf den Felsen am Hafen ausgerutscht ist - er hat sie sich jedenfalls vor seinem Tod zugezogen. Vielleicht ist er deshalb ins Wasser gefallen. Andere Quetschungen sind aber erst nach seinem Tod dazugekommen.«
Ich machte ein finsteres Gesicht. »Er war an dem Abend, an dem er gestorben ist, draußen bei Baladine. Robbie hat ihn dort gesehen und eine Bemerkung Trants gehört, etwas von wegen, das würde das Problem wohl lösen. Ich glaube, sie haben Frenada im Pool ertränkt und ihn dann zum Lake Michigan gebracht, aber wahrscheinlich steht das nicht im Obduktionsbericht.«
Morrell schüttelte den Kopf. »Nachdem Sie mich gebeten hatten, noch einmal zu ihm zu gehen, hat Vishnikov sich alle Organe von Frenada genau angesehen, aber er sagt, es gibt zum jetzige n Zeitpunkt keine Möglichkeit mehr nachzuweisen, ob er in See- oder in Chlorwasser ertrunken ist.«
Ich fing an, die allmählich dahinwelkende Blume in meinem Knopfloch zu zerrupfen. »Wenn ich diesem Schwein nichts wirklich Schlimmes nachweisen kann, werde ich auch nicht wieder arbeiten können. Ich habe keine Beweise dafür, dass er Frenada umgebracht hat. Die Sache mit den T-Shirts kann ich bezeugen, aber ich kann auch nicht beweisen, dass sie in Coolis eine Fabrik aufgezogen haben. Das heißt, ich kann nicht beweisen, dass sie die T-Shirts und Jacken und anderen Sachen außerhalb des Gefängnissystems verkaufen, jedenfalls nicht ohne einen Mordsaufwand.«
»Und was müsste man tun, um es zu beweisen?« fragte Morrell.
»Ach, das wäre anstrengende Detektivarbeit, wie wir sie früher gemacht haben, vor den Tagen von Computer und Internet. Man müsste Ausschau halten nach Lieferwagen wie dem, der mich aus dem Gefängnis gebracht hat, ihnen folgen, nachsehen, welche davon Produkte von Global transportieren und wohin sie sie bringen. Wahrscheinlich könnte man die Fahrer bestechen und die Sache so ein bisschen abkürzen, aber selbst dann gäbe es Ermittlungen und Anhörungen, und in der Zwischenzeit müsste ich Geld zum Leben auftreiben, ganz zu schweigen von dem Geld für die Nachforschungen. Es wäre leichter, wenn ich Baladine dazu bringen könnte, alles zuzugeben.«
Morrell sah mich erstaunt an. »Sie glauben doch nicht wirklich, dass Sie das schaffen, oder? Dazu ist Baladine einfach nicht der Typ. Sein Image, sein Bedürfnis, immer alles unter Kontrolle zu haben... «
Während Morrell sprach, dachte ich über die Methoden nach, die Baladine gegen Frenada und mich eingesetzt hatte: Er hatte in Frenadas Fabrik und in meinem Büro Kokain versteckt, mich wegen Entführung festnehmen lassen und falsche Daten über Frenada ins Internet gestellt. Baladine hatte also trotz der ihm zur Verfügun g stehenden Technologie keine Skrupel, sich die Hände schmutzig zu machen. Allerdings erkannte ich allmählich, wie ich ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen konnte. Bedeutete das, dass ich wieder einmal tollkühn war, nicht genug überlegte, bevor ich handelte? Letztlich war mir das egal, denn ich war bereits durch die Hölle gegangen, und ich hatte sie überstanden. Nichts, was jetzt noch kam, konnte so schlimm sein wie das, was ich hinter mir hatte.
»Ich habe eine Idee«, fiel ich Morrell ins Wort. »Aber für ihre Umsetzung brauchte ich ein bisschen Hilfe.«
Von Haien umgeben
Der Schwimmwettbewerb von Eleanor Baladine lockte erstaunlich viele Interessenten an. Morrell setzte mich ungefähr zwanzig Meter vom Tor zum Anwesen der
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