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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Angestellte des Unternehmens erklärten, dass möglicherweise eine dritte Person den E-Mail-Server von Mr. Baladine manipuliert habe, doch die Nachrichten tragen allesamt den unverwechselbaren »Fingerabdruck« von Mr. Baladines persönlicher E-Mail-Adresse.
    Sie besagen unter anderem, dass die bevorstehende Aufdeckung angeblicher Missstände im Gefängnis von Coolis, das von Carnifice geführt wird, Mr. Baladine zum Rücktritt zwinge. (Siehe Seite C23 mit dem vollständigen Text der E-Mail an Ajax Insurance in Chicago.) Die Missstände scheinen mit der offenbar widerrechtlichen Produktion von T-Shirts und Jacken für die GlobalEntertainment-Gruppe in Zusammenhang zu stehen, da die Gesetze von Illinois den Verkauf von Gefängnisprodukten außerhalb des staatlichen Gefängnissystems untersagen. Der Kongreßabgeordnete Blair Yerkes (R-Ill.) hat eine eingehende Untersuchung des gesamten Gefängniskomplexes gefordert, um herauszufinden, ob diese Behauptungen der Wahrheit entsprechen. »Ich habe schon als Jung e zusammen mit BB Baladine gejagt und kann mir nicht vorstellen, dass er lügt.«
    Doch weitaus verstörender für die Kunden von Carnifice dürfte sein, dass möglicherweise ein Fremder in den Computer von Carnifice eingedrungen ist. Das bedeutet, dass vertrauliche - häufig äußerst brisante - Daten, die dem Sicherheitsdienst anvertraut wurden, Gefahr laufen, übers Internet verbreitet zu werden. Ralph Devereux, der Direktor von Ajax Insurance, drückt es folgendermaßen aus: »Aus unserer Sicht ergeben sich zwei gleichermaßen unerfreuliche Alternativen: Entweder lügt Robert Baladine hinsichtlich seines Rücktritts, oder einem Hacker ist es gelungen, sämtliche Sicherheitsvorkehrungen von Carnifice zu überlisten. Beide Möglichkeiten führen uns zu der Frage, ob Carnifice das richtige Unternehmen für den Schutz unserer hochsensiblen Daten ist.«
    Auch mehrere Zeitungen und Fernsehsender haben eine E-Mail vom Carnifice-Server erhalten, in der die Produktionsgemeinschaft von Carnifice und Global im Gefängnis von Coolis beschrieben wird. Da die Quelle der Nachricht nicht identifiziert werden konnte, bleibt unklar, ob die Informationen darin korrekt sind oder möglicherweise von einem unzufriedenen Carnifice-Angestellten stammen. Die Leitung des Gefängnisses von Coolis hat sich bisher geweigert, neutralen Beobachtern Zutritt zu den Gefängniswerkstätten zu gestatten, aber Politiker fordern intensive Nachforschungen.
    Mr. Baladine war bisher nicht bereit, Anrufe unserer Zeitung entgegenzunehmen, doch Alexandra Fischer, die Sprecherin von Global Entertainment, sagt, bei Global vermute man, dass hinter der Manipulation der E-Mail-Nachrichten eine Chicagoer Privatdetektivin stecke, die vor einiger Zeit mit Baladine in Konflikt geraten ist. Die Privatdetektivin V. I. Warshawski hat einen Monat in Coolis verbracht, nachdem Mr. Baladine sie aufgrund eine s Entführungsdelikts hatte festnehmen lassen. Obwohl die Ärztin Dr. Charlotte Herschel behauptet, Ms. Warshawski habe bei ihrer Flucht Hirnschäden erlitten, meint Ms. Fisher, niemand wisse, wo genau die Privatdetektivin sich aufhalte. Somit ist es jetzt die wichtigste Aufgabe von Carnifice Security, die Detektivin aufzuspüren. (Siehe Seite B45 zur Berichterstattung über einige von Ms. Warshawskis Ermittlungen in Fällen von Industriespionage.)
    Vater Lou las den Artikel in der Sun-Times, die sich von den Chicagoer Zeitungen am ausführlichsten mit der Angelegenheit beschäftigte. Der Herald-Star als Hauszeitung von Global Entertainment handelte die Affäre im Wirtschaftsteil in einem einzigen Absatz ab, der die Geschichte so hinstellte, als habe es nur ein kurzes Durcheinander im E-Mail-Server von Carnifice gegeben. Der Star erwähnte die T-Shirt-Affäre mit keinem Wort. Die Tribune widmete der Sache eine halbe Spalte inmitten der großen Labor-Day-Werbeanzeige von Marshal Field's.
    »Und was jetzt?« fragte Morrell, nachdem ich alles gelesen hatte. »Sollen wir darauf warten, dass alle Kunden sich von Carnifice abwenden und zur Detektei Warshawski überlaufen?«
    Ich verzog das Gesicht. »Im Augenblick sind sie bei Carnifice mit Schadensbegrenzung beschäftigt. Und die Leiterin der Detektei Warshawski muss jetzt allmählich wieder auftauchen, wenn sie irgendwelche Kunden gewinnen will. Ich glaube, als nächstes steht ein Medienspektakel an. Aber für das brauchen wir einen sicheren Ort. Das wird BB so wild machen, dass er sich wahrscheinlich persönlich auf den

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