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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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etwa neunjährige Mädchen mit dem Zopf an, der bis zum Bund ihrer Shorts reichte. »Aus dem Gefängnis geflohen? Heißt das - war er heute hier?«
    »Nicht heute, aber sonst an den meisten Tagen. Machen Sie jetzt ein Foto von mir?«
    Ich machte Fotos von den Mädchen als Gruppe und einzeln und versuchte, sie dazu zu bringen, dass sie mir mehr über Morrell erzählten. Sie breiteten hilflos die Hände aus. Er kam immer wieder vorbei und unterhielt sich mit manchen der Eltern, besonders mit Aishas Vater. Sie wussten nicht, wer er war oder wo man ihn finden konnte. Nach einer Weile gab ich es auf und wandte mich wieder der Straße zu. Ich ging mit dem Vergrößerungsglas auf Hände und Knie, wahrend Mr. Contreras neben mir stand und aufpasste, dass niemand mir eins über den Kopf zog.
    »Haben Sie was verloren, Miss?« »Suchen Sie Ihren Ring?« »Gibt's eine Belohnung? Wir können Ihnen helfen.«
    Ich ging in die Hocke. »Wisst ihr, dass hier gestern nacht eine Frau angefahren worden ist? Ich bin Detective. Ich suche nach Spuren von dem Unfall.«
    »Sind Sie wirklich Detective? Wo ist denn Ihre Pistole?« fragte ein Madchen, und ein anderes sagte »Detectives sind immer Männer. Lass dir nichts vormachen, Sarina.«
    »O nein, es gibt auch weibliche Detectives, und ich bin eine«, erklärte ich.
    Die Mädchen begannen, das Areal um den Gehsteigrand nach Spuren abzusuchen. Ich find an der Stelle, an der Nicola Aguinaldo meiner Ansicht nach gelegen hatte, so etwas wie Blut und fotografierte diese Stelle aus mehreren Perspektiven. Dann kratzte ich ein bisschen davon ab und gab die Probe in ein Papiertaschentuch. Sonderlich überzeugend wäre das Ganze vor einem Gericht und Geschworenen sicher nicht, aber etwas Besseres hatte ich nicht.
    Die Mädchen kamen zu dem Schluss, dass Sarina recht hatte. Ich war offenbar tatsächlich Detective, denn sie hatten im Fernsehen gesehen, dass jemand genau das gleiche machte. Danach brachten sie mir die unterschiedlichsten Dinge, von einer leeren Annie Greensleeves-Flasche bis zu einem knöchelhohen Converse Turnschuh. Ich inspizierte ihre Funde mit ernster Miene. Plötzlich entdeckte ich inmitten der Sachen, die sie mir hinhielten, ein Metallstück. »Das ist doch Gold, Miss, oder? Ist es wertvoll? Kriegen wir eine Belohnung?«
    Es war kein Gold, nicht einmal Metall, sondern schweres Plastik, ganz neu und mit Sicherheit noch nicht lange hier auf der Straße. Das Ding hatte die Form eines griechischen Omega, aber es war kein Glücksbringer, sondern eher so etwas wie ein Anhänger von einem Handtaschenreißverschluss oder vielleicht auch einem Schuh. Ich hatte das Gefühl, dass ich den Designer kannte, aber so aus dem Stand konnte ich das Zeichen nicht einordnen.
    Mr. Contreras wurde allmählich unruhig: Er wollte nun wirklich hinaus nach Park Ridge und sich den Wagen ansehen, den er ausgesucht hatte. Ich steckte das Omega in die Tasche und stopfte die restlichen Sachen, die die Mädchen gefunden hatten, in einen Abfalleimer.
    »Wer von euch ist die älteste?« fragte ich.
    »Sarina ist zwölf«, sagten sie wie aus einem Mund.
    Ich gab dem Mädchen meine Visitenkarte und drei Dollar. »Das Geld teilt ihr euch; das ist eure Belohnung dafür, dass ihr mir bei der Spurensuche geholten habt. Und die Karte ist für euren Freund Morrell. Wenn er wieder herkommt, gebt ihr sie ihm, ja? Mein Name und meine Telefonnummer stehen drauf. Er soll mich anrufen.«
    Die Mädchen drängten sich um Sarina. »Was steht drauf?« »Mensch, Sarina, sie ist tatsachlich Detective, da steht's.«
    Ihre Kommentare verhallten, als wir um die Ecke bogen und zur Hochbahn gingen. Mr. Contreras sagte mir alles Wissenswerte über den Buick Skylark, den wir uns ansehen wollten. »Er will siebzehnhundert dafür, aber der Wagen hat schon über hundertfünfzigtausend Kilometer auf dem Buckel. Wahrscheinlich können Sie ihn ein paar hundert Dollar runterhandeln. Allerdings sollte sich Ihr Freund Luke die Kiste anschauen, bevor Sie sie kaufen - heutzutage sind ja so viele Chips und Sachen in den Autos, dass man gar nicht mehr weiß, was in so einem Motor vor sich geht.«
    »Ja, mein Freund Luke.« Ich musste an unser Gespräch vom Nachmittag denken. »Der verlangt vermutlich erst 'ne Hypothek auf meine Wohnung, bevor er einen Finger für mich rührt. Nach den Schätzungen, die Luke mir heute durchgegeben hat, überlege ich schon, ob ich mir nicht einfach ein paar Wochen lang 'nen Wagen mieten soll. Auch fünfzehnhundert Dollar

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