Die verschwundene Frau
Erfahrung mit kriminellen Handlungen kenne ich mich mit diesen Unterscheidungen nicht aus.«
»Wie sind Sie seinerzeit an Ms. Aguinaldo gekommen?« fragte ich.
»Über eine Agentur. In solchen Fällen wenden wir uns alle immer an Help Across Borders - die sind normalerweise sehr zuverlässig. Sie haben mir versichert, dass Nicolas Aufenthaltsgenehmigung in Ordnung ist, und für ihre Referenzen gebürgt. Sie konnte sehr gut mit den Kindern umgehen, was mich nicht überrascht, weil sie selbst eins hatte... «
»Ich dachte, sie hätte zwei«, fiel ich ihr ins Wort.
»Vielleicht haben Sie recht. Das ist jetzt schon ein paar Jahre her, ich erinnere mich nicht mehr so genau. Madison! Konzentrier dich auf deine Hüften! Du verlässt dich viel zu sehr auf deine Beine. Du bist ein Seehund mit kleinen Flossen; nun zeig uns, wie du sie bewegst.«
»Sie hat hier gewohnt? Mit ihren Kindern?«
»Aber nein. Ich leite hier keinen Kindergarten, und außerdem muss sich jemand, der bei mir arbeitet, auf seine Arbeit konzentrieren.«
»Wie oft hat sie ihre Familie denn gesehen? Und wie ist sie zu ihr gekommen?«
»Ich habe ihr immer den Sonntag freigegeben, auch wenn das für uns oft gar nicht so angenehm war. Außer auf Reisen, da habe ich sie immer gebraucht. Haben Sie Kinder? Nun, dann wissen Sie wahrscheinlich nicht, wie schwierig es ist, mit drei kleinen Kindern zu verreisen. Die Mädchen haben nichts als Unsinn im Kopf, und mein Sohn ist gern allein und verschwindet an Orte, wo niemand ihn finden kann, weil er sich einfach nicht körperlich betätigen will.« Sie wandte den Blick dabei nicht vom Pool und hob und senkte die Arme wie Flossen, um Madison dazu zu bringen, dass sie sich richtig bewegte.
Die anderen beiden Frauen pflichteten ihr bei, dass es in der Tat schwierig sei, Kinder auf Reisen zu bändigen. »Sie brauchen einfach einen regelmäßigen Tagesablauf und ihre Freunde«, erklärte eine von ihnen.
Und Pools und Schipisten und weiß Gott, was sonst noch. »Und wenn Nicola ihre Kinder am Sonntag sehen wollte, hat jemand sie zur Bahn gebracht?«
Mrs. Baladine wandte den Blick einen Moment von ihrer Tochter ab und musterte mich abschätzig. »Der Diebstahl ist jetzt mehr als zwei Jahre her. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Beförderungsfrage irgend etwas damit zu tun hat.«
»Ich wurde gern herausfinden, wer sie im Auto mitgenommen haben könnte, als sie aus Coolis geflohen ist. Sie kann von dort aus nicht den ganzen Weg nach Chicago zu Fuß gegangen sein. Hat irgendein Mann sie an ihren freien Tagen abgeholt? Oder eine Freundin? Oder haben Sie oder Mr. Baladine sie zur Bahn gefahren?«
»So viel Zeit hatten wir nicht. Manchmal hat Robert sie mitgenommen, wenn er zu einer Besprechung nach Oak Brook musste, aber normalerweise hat sie den Metra-Bus unten in der Gateway Terrace genommen. Ein oder zweimal hat er sie bis ganz nach Hause gebracht, wenn er sowieso in die Stadt musste. Ich wusste, dass das eine weite Fahrt für sie ist, also habe ich sie die Nacht in der Stadt verbringen lassen und die Kinder am Montagmorgen selbst für die Schule fertig gemacht.«
»Und sie hatte vor der Halskette noch nie etwas gestohlen, oder? Können Sie sich erklären, was sie zu dem Diebstahl getrieben hat?«
»Sie war arm und wir reich. Was sollte es sonst für einen Grund geben?« Sie hatte den Blick mittlerweile wieder auf den Pool gerichtet, aber ihre starre Körperhaltung verriet mir, dass sie mehr wusste.
»Ich versuche herauszufinden, mit welchen Menschen sie in ihrer Freizeit zu tun hatte. Ob sie von einem Mann abhängig war, der unbedingt Geld brauchte, oder ob sie angefangen hat, Drogen zu nehmen... «
»Ja, genau, Eleanor«, meldete sich die dritte Frau zu Wort. »Sie muss eine Menge Männer gekannt haben; vielleicht hat sie einer von denen angegriffen. Ist nicht einer von ihnen mal am Wochenende hier rausgekommen?«
»Sie angegriffen?« fragte ich. »Wer hat denn etwas davon gesagt?«
Die Frau sah Eleanor Baladine an oder bewegte zumindest die dunkle Sonnenbrille in ihre Richtung und sprang dann hoch. »Jason und Parnell sind viel zu überdreht. Es wird Zeit, dass sie aus dem Pool kommen und heimfahren. Du bist wirklich ein Schatz. Eleanor, dass du sie hier toben lässt, während du deine Mädchen trainierst.«
»Wollten Sie mir sagen, dass Sie bereits von dem Angriff auf Ms. Aguinaldo gehört haben, obwohl die Öffentlichkeit noch gar nicht darüber informiert ist, Ma'am?« fragte ich.
Sie lachte.
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