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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Liegestühlen, die Augen hinter riesigen Sonnenbrillen verborgen. Ihre Badeanzüge brachten die Körper, die durch sorgfältige Pflege perfektioniert worden waren, bestens zur Geltung. Die beiden hoben den Blick, als das Mädchen und ich uns näherten, unterbrachen aber keineswegs ihre zwanglose Unterhaltung.
    Eine dritte Frau, ebenfalls mit einem Körper, den sich nur reiche Müßiggänger leisten können, stand am seichten Ende im Pool. Sie trainierte zwei kleine Mädchen, die in der Bahn neben ihr schwammen. Zwillingsjungen sprangen am tiefen Ende ins Wasser und jagten einander mit Plastikwaffen, von denen ein paar am Rand des Pools herumlagen, neben ihnen Space-Berets-Actionfiguren. Die hatte ich bei Mary Louise schon einmal gesehen - ihre Jungs sammelten sie.
    »Keine so unruhigen Züge, Utah«, sagte die Frau im Pool. »Rhiannon, die Arme nicht so hoch aus dem Wasser. Jetzt noch eine Bahn, ihr beiden, und zwar ruhiger. Jason und Parnell«- hier hob sie die Stimme - »wenn ihr nicht aufhört, so einen Krach zu machen, verschwindet ihr aus dem Pool, bis wir hier fertig sind.«
    Sie stellte sich mit dem Rücken zu mir, während Utah und Rhiannon noch einmal fünfundzwanzig Meter schwammen, diesmal deutlich ruhiger. Die Kleine, mit der ich gekommen war, beobachtete sie mit kritischem Blick.
    »Utah ist meine Schwester. Sie ist besser als ich in ihrem Alter, aber inzwischen bin ich auch besser in Form. Und ich bin eindeutig besser als Rhiannon. Wollen Sie's mal sehen?«
    »Nicht heute«, sagte ich »Deine Schwester heißt Utah - heißt du dann, Wyoming oder Nevada?«
    Die Kleine sprang in den Pool, ohne mir Beachtung zu schenken. Das Wasser bewegte sich dabei kaum. Ungefähr nach einem Drittel der Bahn tauchte sie wieder auf. Sie war deutlich besser in Form als ich.
    Die Frau hob Utah aus dem Pool und stemmte sich dann selbst mit einer einzigen kräftigen Bewegung heraus. Eine vierte Frau, die so dunkel und rund war wie eine Figur auf einem Gemälde von Gauguin, trat aus dem Schatten und schlang ein Handtuch um das kleinere Mädchen. Schweigend reichte sie der Mutter ein weiteres Handtuch und ging dann mit Utah weg.
    »Ich bin Eleanor Baladine. Ich hoffe, Sie haben mir etwas Wichtiges zu sagen, denn Sie stören gerade bei meinem Trainingsprogramm.«
    »Für die nächste Olympiade?« fragte ich.
    »Sie finden das vermutlich witzig«, sagte sie mit kühler Stimme »Robert und ich wissen nicht, wie gut unsere Mädchen eines Tages vielleicht noch werden, aber möglicherweise schaffen sie es in zehn Jahren tatsächlich in ein Team. Besonders Utah - obwohl Madison auch immer besser wird. Und Rhiannon Trant macht sich ebenfalls sehr gut, obwohl sie erst letzten Sommer angefangen hat.«
    Rhiannon Trant? Tochter von Edmund, dem neuen obersten Boss von Murray? Das erklärte das Global-Nummernschild an dem Mercedes. »Wunderbar. Es wäre ja schade, wenn sie nur so zum Spaß schwimmen wurden.«
    »Niemand schwimmt nur so zum Spaß Entweder man lässt sich auf einen Wettbewerb ein, oder man hat keine Motivation, ins Wasser zu gehen. Ich habe einmal eine Olympia-Teilnahme um sechs Zehntelsekunden verpasst. Ich mochte nicht, dass es meinen Mädchen genauso ergeht.«
    Dann gab sie Madison eine Anweisung. Eine der Frauen auf den Liegen, die offenbar das Gefühl hatte, dass Rhiannon zu kurz kam, setzte sich auf und rief ihr etwas Aufmunterndes zu. Wenn sie Edmund Trants Frau war, wunderte es mich nicht, dass Klatschkolumnistinnen wie Regine Mauger ihr nachstellten. Das lag nicht nur an ihren goldblonden Haaren und ihrer braunen Haut, sondern auch an der Art und Weise, wie sie sich bewegte, sogar auf einem Liegestuhl, und nicht zuletzt an ihrem Lächeln. Offenbar amüsierte es sie, dass sie sich etwas daraus machte, wie ihre Tochter sich in diesem Privatpool schlug. In ihrer Gegenwart fühlte ich mich genauso pummelig und unbeholfen wie Robbie in der seiner Schwester.
    »Ich bin Detective V. I. Warshawski«, sagte ich, während ich auf die beiden Frauen auf den Liegen zuging, »und würde Mrs. Baladine gern ein paar Fragen über Nicola Aguinaldo stellen.«
    Eleanor Baladine beeilte sich zu erklären: »Das frühere Kindermädchen von Madison und Robbie, wisst ihr, die wegen Raubes nach Coolis gekommen ist... «
    »Das war doch eher Diebstahl, oder?« unterbrach ich. »Oder ist sie eingebrochen und hat eine Waffe benutzt?«
    »Entschuldigen Sie bitte, Detective,« Mrs. Baladines Stimme troff vor Sarkasmus. »Aufgrund meiner mangelnden

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