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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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einmal mit dem Auftrag von Continental United zu beschäftigen, aber statt dessen fuhr ich nach Hause, duschte und legte mich hin.
    Während ich versuchte, über die Mittagshitze hinwegzudösen, tauchte mein Gespräch mit Abigail immer wieder in meinen Träumen auf. In manchen davon bemitleidete sie mich wegen meines mangelnden Privatlebens. In anderen sah sie zu, wie BB Baladine mich bedrohte. Durch einen Alptraum, in dem Baladine mich würgte und Abigail Trant sagte: »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass er sich nicht gern drohen lässt«, wachte ich schließlich ganz auf.
    »Ich habe ihm nicht gedroht«, sagte ich laut. »Es war genau umgekehrt.« Was sollte ich denn tun, mich von Baladine zurückziehen, weil er jede Annäherung als Aggression interpretierte? Nun, vielleicht hatte Abigail Trant im Hinblick auf Baladines Charakter recht, aber meiner Meinung nach steckte hinter der Geschichte mehr - sie hatte etwas mit Nicola Aguinaldo zu tun. Nachdem sie aus dem Gefängnis geflohen war, war sie vielleicht an Baladine herangetreten, und er hatte das als Drohung interpretiert, sie niedergeschlagen und sie überfahren. Und als er dann in seinen Wagen gestiegen war, hatte sich das Ferragamo-Emblem von seinem Schuh gelöst.
    Doch das waren alles nur Spekulationen - abgesehen von der Tatsache, dass Nicola Aguinaldo tot war. Hätte ich doch bloß mit ihrer Mutter sprechen können! Warum war Abuelita Mercedes genau zu dem Zeitpunkt, als ihre Tochter gestorben war, so plötzlich verschwunden? Vielleicht würde ich, wenn ich in das Viertel zurückkehrte, in dem Nicola gelebt hatte, den rätselhaften Mr. Morrell finden, den Mann, der Fragen über Leute stellte, die aus dem Gefängnis entkommen waren. Ich machte mir einen Espresso, um die Schläfrigkeit zu überwinden, die mir von dem Dösen in der Hitze geblieben war, und zog mich wieder an.
    Ich warf meinen verschwitzten Pullover in den Wäschekorb und wählte meine Kleidung sorgfältig - Abigail Trant hatte mir das Gefühl gegeben, schmuddelig und grobschlächtig zu sein. Ich musste über mich selbst lachen, zog aber trotzdem eine saubere Leinenhose und dazu eine weite weiße Bluse an und legte sogar ein bisschen Lippenstift und Rouge auf. Das Ergebnis war weit entfernt von Mrs. Trants Perfektion. Immer gleich attraktiv auszusehen, ist wie jede andere Fähigkeit - man muss viel üben, um wirklich gut zu sein.
    Vielleicht halfen wöchentliche Besuche bei Parruca auch ein bisschen dabei.
    Der Samstag ist in Uptown genau wie in Oak Brook der Tag, an dem man Besorgungen macht, aber die Mädchen hier arbeiteten und nahmen keine Reitstunden. Als ich auf die Klingel von Mrs. Attar drückte, kam Mina an die Tür, die schmollte, weil sie Staub wischen musste. Die Mädchen hatten jemanden namens Aisha erwähnt; dieser Morrell hatte sich mit Aishas Vater unterhalten. Nach ein bisschen Murren führte Mina mich zur Wohnung von Aisha, die sich zwei Häuser weiter befand.
    Aishas Vater war zu Hause und passte auf einen kleinen Jungen auf, der lediglich eine Windel trug. Der Mann begrüßte mich zurückhaltend und wich nicht aus der Tür. In gestelztem, aber ganz passablem Englisch fragte er mich, was es mich angehe, ob er eine Tochter namens Aisha habe. Als ich ihm den Grund meiner Frage erklärte, schüttelte er den Kopf. Leider, so sagte er, führten die Mädchen aus der Gegend Fremde gern an der Nase herum. Er kenne niemanden namens Morrell. Seine Frau wisse möglicherweise, wer diese Frau namens Abuelita Mercedes sei, aber sie sei gerade auf dem Markt, und ihm persönlich sage der Name nichts. Wenn ich ihn bitte entschuldigen würde, er sei sehr beschäftigt. Ich reichte ihm meine Visitenkarte mit der Bitte, mich anzurufen, falls er doch noch etwas von Mr. Morrell hören sollte. Die Karte flatterte auf den Boden vor ihm, wo ich sie liegenließ.
    Es war ziemlich demütigend, für jemanden von der Einwanderungsbehörde gehalten zu werden. Oder für die Agentin eines ausländischen Geheimdienstes.
    Ich hätte durchaus etwas Sinnvolleres mit dein restlichen Nachmittag anfangen können, fuhr aber nach Hause und beschäftigte mich mit ein paar Drucken, die ich auf einem Flohmarkt entdeckt hatte. Auf einem der Bilder war eine junge Frau zu sehen, die ungefähr so alt war wie Nicola Aguinaldo. Sie trug eine Art Mieder und betrachtete das Fenster; besonders gefiel mir, dass sie sich in dem Glas spiegelte.
    Ich begann mir Gedanken über das T-Shirt-Kleid zu machen, das Nicola angehabt hatte. Das

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