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Die verschwundene Lady (German Edition)

Die verschwundene Lady (German Edition)

Titel: Die verschwundene Lady (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Grund mehr, Rücksicht zu nehmen.
    »Den Mann können Sie aber nicht wiedererkennen ?«, fragte Lord Henry nochmals, denn diese Frage hatte Anne noch nicht beantwortet.
    Anne musterte ihn.
    »Er hatte Ihre Figur.« Anne kam ein fataler Gedanke. »Sollte vielleicht Ihr Chauffeur...?«
    »Mein Chauffeur heißt Harry, ist fünfzig Jahre alt, grauhaarig, klein und hinkt leicht. Wegen seines Rheumatismus ist er schon seit anderthalb Jahren mehr arbeitsunfähig als das Gegenteil und befindet sich seit etlichen Wochen in Brighton zur einer Kur. Ich will ihn aber nicht entlassen und keinen anderen einstellen, weil Harry schon so lange bei den Kensingtons ist. Die wenigen Male, die ich den Rolls brauche, fahre entweder ich ihn, oder mein Butler chauffiert. Genügt Ihnen diese erschöpfende Auskunft? - Schauen Sie sich James mal an.« Ein sarkastischer Unterton trat in Lord Henrys Stimme. »Hat er vielleicht Ihre Mutter betört?«
    Der steife, backenbärtige Butler war nun wirklich kein Typ, der Frauenherzen entflammte. Außerdem, soviel hatte Anne gesehen, jener Mann am Montagabend am Regent’s Park hatte keinen buschigen Backenbart gehabt.
    »Was haben Sie dazu zu sagen, James ?«, fragte Lord Henry.
    »Ich habe weder unerlaubt Ihren Rolls-Royce benutzt, noch habe ich in London Frauenbekanntschaften«, entgegnete der Butler. »Zudem lege ich meine Hand dafür ins Feuer, dass niemand ohne Ihre Billigung und mein Wissen den Rolls benutzt haben kann. Das würde ich nie gestatten. -Stehen noch weitere Fragen offen?«
    »Nein. Sie können gehen, James.«
    »Halt !«, rief Anne. »Weshalb hat mir der Gärtner denn gestern jene Lügengeschichte von Ihrem angeblichen Tod aufgetischt, als ich ins Schloss wollte, Lord Henry?«
    »Ach, Wallace ist manchmal wirr im Köpf«, erwiderte Lord Henry. »Dann schwatzt er irgendwas.«
    Er winkte knapp - der Butler verließ das Zimmer.
    »Wie Sie sehen, sind Sie bei mir an der falschen Adresse«, sagte Lord Henry, die Hände auf dem Rücken. »Würden Sie mir nun erklären, was Sie mit dieser Geschichte bezwecken?«
    »Sagen Sie uns lieber, was Sie bezwecken, Sir!«
    Kampfeslust funkelte Anne aus den Augen. Stanwell wollte zurückweichen und murmelte vor sich hin, man würde ja sehen und ein Gericht sollte die Sachlage klären. Die Medizinstudentin war aber nicht bereit, die Probleme mit langwierigen Schriftwechseln anzugehen und die Paragraphen zu drechseln. Hier musste rasch und direkt zugepackt werden.
    »Onkel Peter, wir bleiben!« Anne stellte sich Lord Henry entgegen. »Uns können Sie nicht so leicht für dumm verkaufen, indem Sie einfach alles abstreiten. Ich habe Ihr Wappen am Auto gesehen. Es passt alles zusammen. Für mich gibt es keinen Zweifel, wer der geheimnisvolle Liebhaber meiner verschwundenen Mutter ist. Ich will sofort wissen, wo sich meine Mutter befindet und wo das viele Geld geblieben ist, das sie blindverliebt abhob
    „Ihnen sollte man mal den Hintern versohlen!“, sagte L ord Henry. »Jetzt werde ich aber langsam wirklich wütend. - Raus, alle beide! Sie sind ja nicht bei Trost, Miss !«
    »Sie Heiratsschwindler und Frauenbetrüger !«, rief Anne laut. »Damit werden Sie aber nicht durchkommen! Sie glauben wohl, weil Ihre Gattin Ihnen übel mitspielt und Ihr Vermögen verschwendet, gäbe Ihnen das ein Recht, sich an anderen Frauen schadlos zu halten? - Zum letzten Mal: Wo ist meine Mutter? Ist ihr am Ende gar noch etwas zugestoßen? Halten Sie sie bei Wasser und Brot gefangen und erpressen Sie sie?«
    »Jetzt werden Sie aber unverschämt, Miss ! Wofür halten Sie mich denn? Ich lasse mich von Ihnen nicht als ein Schurke hinstellen! Und schreien Sie nicht so laut! Machen Sie keine Szene!«
    »Was ich vorzubringen habe, kann jeder hören, Sir Henry! Sie sind eine Schande für Ihr Geschlecht und den gesamten Adel. Ich entlarve Sie und mache Sie vor allen Leuten unmöglich ...«
    »... abgesehen von den rechtlichen Konsequenzen«, warf Stanwell ein, der nicht immer nur stumm dastehen wollte.
    »... wenn Sie nicht auf der Stelle ein Geständnis ablegen und wiedergutmachen, was Sie getan haben !«, fuhr Anne zornig fort.
    Lord Henry betrachtete sie mit merkwürdiger Miene.
    » Sie sind bildschön, wenn Sie wütend sind, Miss Carmichael, und Sie glauben tatsächlich, was Sie da sagen. Ich kann nur immer wiederholen, dass hier ein Missverständnis vorliegt. Sie müssen das Wappen und den Wagen verwechselt haben. Das waren weder ich noch mein Rolls-Royce. Und der Liebhaber

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