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Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht

Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht

Titel: Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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man in den späten Achtzigerjahren erstmals Szenen wie diese dokumentiert: Männchen liegen auf dem Rücken, zeigen den Weibchen ihre Erektion und bleiben ansonsten passiv; die Weibchen nähern sich, besteigen die Männchen und nehmen sich, was sie wollen. Und bei den Bonobos mit ihren seltsamen Scheiteln und dem Ruf, untreu zu sein, initiieren die Weibchen gierig Sex mit den Männchen, aber auch untereinander.
    Nachdem Deidrah weiter ihren verrückten Morsecode auf den Boden geklopft hatte, griff Oppenheimer sie sich endlich. Er stellte sich hinter sie, legte die Hände an ihre Hüften, und plötzlich bekam sie, wonach sie verlangt hatte, seine schnellen Stöße. Hastig drang er immer wieder in sie ein. Dann hielt er inne, zog sich kurz aus ihr zurück, berührte ihre Flanken und stieß dann zu einer neuen Runde wieder in sie hinein. Er krümmte sich und zog sich noch mehrmals zurück. Als er mit zitternden Schenkeln und verdrehten Augen kam, krampfte sie sich zusammen, wandte ihm das Gesicht zu, schmatzte hektisch mit den Lippen und griff hinter sich, um ihn zu packen und heftig an sich zu reißen.
    Ihre Erfüllung war nur von kurzer Dauer. Minuten später verfolgte sie ihn schon wieder. Unter anderen Umständen hätte sie sich vielleicht einem anderen Männchen zugewandt. »Die Rhesusaffen-Weibchen haben Sex«, erläuterte Wallen, »und wenn die Männchen in diesen postejakulatorischen Schlummer fallen, was tun sie dann? Sie rappeln sich sofort auf, ziehen los und finden einen Neuen.« Während er die Aktivitäten im Gehege beobachtete, fragte er sich wie schon so oft: Ob die Libido von Frauen einem ähnlichen Trieb folgt und ob »wegen gesellschaftlicher Konventionen und Gebote Frauen oft passiv bleiben oder die Intensität ihres Verlangens – dem die Affen einfach nachgeben – nicht einmal wahrnehmen«. Er gab die Antwort selbst: »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es so ist.«
    Wallen wollte freilich keineswegs Rhesusaffen mit Menschen gleichsetzen. Einer der Unterschiede ist die Wirkung des Eisprungs, der bei Frauen eine sehr viel subtilere Rolle spielt. Wallen und seine ehemalige Doktorandin Heather Rupp hatten versucht, herauszufinden, wie die Hormone im Zyklusverlauf die lusterzeugenden Neurotransmitter genau anregen. Im Rahmen einer Studie hatten sie drei Gruppen heterosexueller Frauen Hunderte ähnlicher pornografischer Bilder gezeigt – darauf waren immer Frauen mit Männern zu sehen –, und zwar in drei Runden, jeweils zu unterschiedlichen Zeiten im Zyklus der Teilnehmerinnen. Wallen und Rupp benutzten als Maß für das Interesse einer Probandin die Dauer, während der sie ein Bild betrachtete. Ein Ergebnis war vorhersehbar: In der ersten Runde schauten diejenigen, die nahe am Eisprung waren, am längsten hin. Erstaunlich war dagegen etwas anderes. Dieselben Frauen, die sich in der ersten Runde in der Zyklusmitte befunden hatten, wenn Testosteron und Östrogen ihr höchstes Niveau erreichen, blieben interessiert, auch als sie zur zweiten und dritten Runde ins Labor zurückkehrten, obwohl ihr Hormonspiegel sank. Diejenigen, deren erste Betrachtung bei niedrigerem Hormonspiegel stattfand, entwickelten auch um den Eisprung herum kein ausgeprägteres Interesse. Sie blieben weiterhin weniger erregt. Vielleicht, so meinte Wallen, habe hier eine Art konditionierte Erregung oder Gleichgültigkeit gewirkt. In den späteren Runden, vermutete er, hätten die Probandinnen die Laborumgebung, das Equipment, die pornografischen Bilder immer noch unbewusst mit ihren Reaktionen bei der ersten Betrachtung verknüpft.
    Â»Die Lehre daraus«, erklärte Wallen lachend, »treffen Sie niemals eine Frau zum ersten Mal, wenn sie sich gerade in der falschen Zyklusphase befindet. Das können Sie nie mehr ausbügeln.«
    Auf der Plattform über dem Gehege kamen wir erneut auf die Primatenforschung zu sprechen und auf die Erkennt nisse, die wir unseren tierischen Vorfahren verdanken. Wallen sprach von Deidrahs überschwänglichem Verlangen und dessen Beschränkung bei Frauen – über ein allgemeines Gefühl von Gefahr, eine halb bewusste Furcht vor sozialer Ausgrenzung, die hinter dieser Selbstbeschränkung steckt. Schon beim Zuhören dachte ich über historische Ängste, über Archetypen von »Fleischeslust« nach: über Hexen, deren Bösartigkeit »von der

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