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Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht

Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht

Titel: Die versteckte Lust der Frauen - ein Forschungsbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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was ich nicht bin.«
    Sie fügte noch hinzu: »Ich habe Sehr blaue Augen gelesen.« Und dann sprach sie von den Lehren aus Toni Morrisons Roman. »Ich weiß, wie ich sein sollte, wie es eigentlich laufen sollte – diese ganze Stärkung der Minderheiten. Am College habe ich haufenweise Aufsätze darüber geschrieben, dass alle gleich und gleich schön sind. Aber ich fühle nun mal nichts davon.«
    Ihr College war fast zu 100 Prozent weiß; der Kreis ihrer schwarzen Freundinnen war eine Art Insel. Unter sich redeten sie oft über die schwarzen Popstars und die Studenten, die sie anhimmelten, über die Vorzüge schwarzer Männer – wegen der Größe ihrer Penisse und der unbehaarten Haut. Ihre schwulen Freunde heute – Weiße und Asiaten – tun das Gleiche. Und dennoch hatte sie das Gefühl, erst wenn sie Objekt des gewaltigen Verlangens eines weißen Mannes wäre – »all meine Fantasien handeln von einem weißen Mann, der zwar gesichtslos, aber unbe schreiblich hübsch ist, groß, mit azurblauen Augen und dichtem, dunklem Haar« –, wüsste sie mit absoluter Gewissheit, dass sie begehrenswert ist.
    Der Kellner war groß und breitschultrig. Er hatte blaue Augen und dunkle Haare. »Er sah umwerfend aus«, erklärte sie später. Sie betrat die Toilette, er folgte ihr und drehte den Wasserhahn voll auf, damit das Wasser laut rauschte. Wie laut kann so ein Kuss wohl werden, fragte sie sich insgeheim, als sie anfingen. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und zog sie an sich. Sie legte ihre Hände auf der Höhe seiner Schultern an die Fliesen. Seine Hände umfassten ihren Po. Irgendwann merkte sie, dass er seinen Schwanz aus der Hose geholt hatte; sie spürte ihn hart an ihrer Hüfte. Gern hätte sie an der Wand gestanden, aber es war egal – die Kraft seiner Hände lenkte sie von diesem Gedanken ab.
    Der Wasserhahn schluckte weiterhin jedes Geräusch. »Lutsch ihn«, sagte er zu ihr.
    Seine Stimme schien noch mehr als sein Aussehen direkt ihrer Fantasie, ihren Momenten intimster Lust zu entspringen. So, wie er die beiden Worte wiederholte, schwang darin nicht einmal der Unterton einer Frage mit.
    Sie nahm die Hände von der Wand, streckte sich und wich einen Schritt zurück. Er sagte ihr noch mal, was er wollte.
    Â»Ich muss gehen«, sagte sie nur.
    Â»Nein, musst du nicht.«
    Â»Ich muss gehen.«
    Â»Bleib.«
    Als sie sich umdrehte und tatsächlich gehen wollte, gelang es ihr nicht, die Verriegelung zu lösen.
    Â»Ich habe zu viel getrunken«, protestierte sie. »Außerdem habe ich einen Freund.«
    Â»Ach, wirklich?« Er hielt sie gewaltsam fest.
    Â»Ich habe einen Freund«, log sie. »Und ich muss jetzt gehen.«
    Irgendwas in seinem Gesicht veränderte sich, und auf einmal war alle Dreistigkeit aus seiner Stimme verschwunden. Er wirkte orientierungslos, verloren. »Okay«, sagte er nur. Und dann bekam sie die Tür auf.
    Ihre Freunde jubelten, als sie auftauchte. Sie vermuteten, sie hätten es nicht beim Küssen belassen. David bestand auf einer Beschreibung seines Schwanzes. Er hatte sie schon oft mit Schilderungen der Ausstattung seiner Eroberungen unterhalten. »Ich werde nicht darüber sprechen«, erklärte sie. Gleich danach gestand sie, dass sie einen Rückzieher gemacht hatte. Als alle aufstöhnten, entschuldigte sie sich, und als man sie nach dem Grund fragte, antwortete sie, sie wisse es nicht. »Ich konnte einfach nicht«, meinte sie.
    Später fuhr sie nach Hause, legte sich hin und ließ die Szene noch einmal vor ihrem inneren Auge ablaufen – aber anders von dem Moment seiner Forderung an und ihrer Unfähigkeit, den Riegel zu öffnen. Dabei berührte sie sich selbst und stellte sich alles vor, bis sie kam. Sie verlor sich in der Vorstellung, gab sich ihr ganz hin, ließ es am nächsten Morgen erneut geschehen, am darauffolgenden Abend und an noch mehr Morgen und Abenden, als sie zählen konnte.

7
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    Ãœber die Monogamie
    Alisons Ehemann Thomas war Basketballtrainer in der Jugendliga. Er brachte den Kids Pick-and-Roll und die Ab wehrhaltung bei, zeigte ihnen, wie man einen Pass an nimmt oder einen Freiwurf korrekt vorbereitet. Er glaubte an Grundregeln. Er glaubte, wenn seine elfjäh rigen Spieler sonst nichts lernten und nach einer Saison bei ihm nie mehr einen Basketball anrührten, dann

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