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Die Versteckte Stadt: Thriller

Die Versteckte Stadt: Thriller

Titel: Die Versteckte Stadt: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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zurückzuweichen?
    „Ist ja schon gut“, hörte er seinen Vater einlenken, „ich meine nur, du kannst mir vertrauen, Max, ich bin dein Vater. Wenn du mir nicht vertrauen kannst, wem dann?“
    Max ließ den Löffel in die Suppe fallen und schob den Teller zurück. „Nimmst du das Tablett? Ich kann nicht mehr.“
    Sein Vater beugte sich vor und sah in den Teller. „Du hast ja noch gar nichts gegessen.“
    „Bitte, Papa, nimm es weg“, sagte Max und fühlte, dass er Tablett und Teller einfach mit den Beinen zur Seite schleudern würde, wenn sein Vater ihm die Sachen nicht in der nächsten Sekunde abnahm.
    Da griff Bentheim nach dem Tablett und nahm es hoch. „Wenn das so weiter geht, müssen wir dich ins Krankenhaus bringen, hat der Doktor gesagt, ist dir das klar?“ Seine Stimme war jetzt dringlicher geworden. „Der Arzt weiß nicht, was los ist, verstehst du? Deine Mutter macht sich große Sorgen.“
    „Ja, Papa, es … was soll ich sagen … ich weiß auch nicht, was los ist … aber … ich glaube, das Fieber ist wieder gestiegen, mir geht’s nicht so gut.“
    Er sah, wie sich die Augen seines Vaters schmerzlich zusammenzogen. „Ist das wahr?“
    Max zwang sich zu einem Lächeln. „Nee … ist schon okay … ich hab Spaß gemacht. Mir geht’s schon besser. Morgen bin ich wieder voll da, Papa. Ehrlich.“ ‚Wenn er jetzt nicht geht, schrei ich‘, ratterte es ihm durch den Kopf. „Machst du das Licht wieder aus? Am besten, ich schlaf noch ein bisschen.“ Er schloss die Augen und spürte eine kühle Hand, die an seiner Stirn nach dem Fieber fühlte. Max blinzelte und sah, wie sein Vater sich zu ihm herunterbeugte und ihm einen leichten Kuss auf die Wange gab.
    „Armes Mäxchen, was machst du denn für Sachen“, hörte er ihn murmeln – dann schloss Max die Augen wieder, um nichts antworten zu müssen. Alles in ihm drängte danach, die Arme um den Hals seines Vaters zu schlingen, endlich all den Kummer, die Wirrnis und das Dunkel hinter sich lassen, die sich in den letzten Tagen und Wochen auf ihn gelegt hatten, aber er zwang sich, die Arme unter der Decke zu lassen. Denn er war sich sicher: Sein Vater verstellte sich.
    Dann war er eingeschlafen und bemerkte nicht mehr, wie sein Vater das Licht löschte, zur Tür ging und das Zimmer verließ.


     
    Was er sah, war ein Schatten - mannshoch - schwarz - taumelnd. Tills Hände schienen am Geländer des Balkons festzuwachsen. Ein zweiter Schatten tauchte auf. Ein dritter. Ein vierter. Sie kamen direkt auf ihn zu. Durch die dünnen Stämme des Wäldchens auf dem Nachbargrundstück, mit schweren Schritten durchs Laub raschelnd, als wären sie nicht in der Lage, ihre Füße richtig zu heben. Till fühlte sich wie eingegossen in einen Block durchsichtigen Zements. Kein Glied gehorchte ihm mehr, nur die Augen funktionierten noch, saugten die Eindrücke in ihn hinein, Eindrücke, die von seinem Kopf jedoch nicht mehr verarbeitet wurden, so reduziert war er aufs Schauen, gebannt von dem, was sich abspielte, überfordert von der Unfasslichkeit des Geschehens.
    Jetzt traten die ersten Schatten aus dem Wäldchen heraus an den über zwei Meter hohen Maschendrahtzaun, der Bentheims Garten von dem benachbarten Grundstück trennte. Silbriges Licht fiel auf die Gestalten, aber sie hatten die Köpfe gesenkt, sodass Till nur ihre Haare sah - oder vielmehr das, was von den Haaren übrig geblieben war - darunter die Kopfhaut, merkwürdig aufgeraut, verschorft …
    Gebannt beobachtete Till, wie sich die Wesen gegen den Zaun sinken ließen, während ihre Beine wie die von aufgezogenen Spielfiguren weiter die Laufbewegungen vollführten. Gleichzeitig kamen immer neue Gestalten aus dem Wäldchen heraus. Die zähe Masse, die sich um Till gelegt zu haben schien, kühlte ab. Es fror ihn, seine Haut hatte sich aufgerichtet - aber er konnte die Augen nicht von dem Zaun lösen, gegen den sich immer mehr und noch mehr Gestalten pressten. Die Holzpfosten, an denen der Zaun befestigt war, knackten bereits, obwohl sie stark waren und solide im Boden verankert. Sie konnten - daran zweifelte Till keine Sekunde - dem fortgesetzten Ansturm nicht mehr lange standhalten. Schon schoben sich zwei, drei, fünf Reihen von Gestalten hintereinander gestaffelt gegen den Zaun - da knallte es, als würde ein Schuss abgefeuert, ein Pfosten war umgebrochen - dann zerbarst der nächste, der Zaun neigte sich in einer Länge von zwanzig Metern zu Boden.
    Die Wesen, die unmittelbar gegen den Zaun

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