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Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verstummten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Fey
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mit dem Kopf in Richtung Matte, der inzwischen heraufgekommen war.
    Nicht nur er steckte in einem Schutzanzug, dem Gummipfropfen seines Stocks hatte er ebenfalls einen Fußschutz verpasst. »Habt ihr eine Waffe gefunden?« Er keuchte und tupfte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.
    »Du meinst, zusätzlich zu der Glock, die in dem Geisterfahrerauto lag? Nein, da war nichts, auch keine weitere Patronenhülse abgesehen von der hier.« Vincent zeigte ihm die Papiertüte mit Nummerierung. »Konische Form, randlos, spricht für neun Millimeter. Kann sein, dass noch eine weitere in der Matratze steckt, das untersuchen wir, wenn die Leichname abtransportiert worden sind. Organisierst du das?«
    Matte nickte. »Der Junge, Enrico Loos, wird noch operiert und kann vorerst nicht erkennungsdienstlich untersucht werden. Die OP wird die Schmauchspuren, falls es welche an ihm gibt, vernichten. Aber ich habe gebeten, dass sie seine Kleidung trotzdem sorgsam verwahren. Am Kellerabgang haben wir zwei Einschüsse gefunden. Einen durchs Fenster. Seht euch die mal an, wenn ihr hier fertig seid.«
    Carina horchte auf. Dieser Hauch von Pulver, den sie gerochen hatte, als sie das Haus betreten hatten! Dann hatte ihre Nase sie also doch nicht getäuscht.
    Nachdem Matte wieder nach unten gegangen war, fuhr Carina mit der Leichenschau fort. Die Anzughose hatte Jakob Loos nach all den Jahren nicht mehr über die Hüften und die Unterhose gebracht. So war es leicht, bei ihm durch die weiten Beine der Boxershorts die Rektaltemperatur zu messen. Sie bat Vincent, die erstarrten Leichname anzuheben. Dann öffnete sie die Jeans, die Olivia unter dem Hochzeitskleid trug, und zog den Slip herab. Die Ergebnisse, vierunddreißig und fünfunddreißig Grad, schrieb sie zusammen mit der Umgebungstemperatur in ihr Notizbuch. Zuletzt stülpte sie zusammen mit Verena Papiertüten über die Hände der Toten, um alle Hautkontaktspuren zu sichern.
    Als Carina den Leichenwagen durch das Fenster vorfahren sah, stieg sie die Treppe hinunter, um den Bestattern Platz zu machen. In der Küche zog sie die Kapuze ab und rief ihre Chefin an.
    »Feininger. Was gibt’s?«, flüsterte die Professorin.
    »Störe ich? Ich wollte nur … «
    »Meine Peggy wird gerade … « Sie war kaum zu verstehen. »Ein Tumor.«
    Peggy? Das war doch hoffentlich nicht ihre Tochter! Überrumpelt suchte Carina nach den passenden Worten.
    »Schon gut. Um was geht es?« Feininger schniefte in den Hörer.
    »Ein Doppelmord, ein Ehepaar.« Laut Rufbereitschaft, falls es einen Leichenfund gab, was in letzter Zeit sehr selten vorgekommen war, hatte sie mit Susanne Schmetterer Dienst. »Wir würden sofort obduzieren, ich wollte Ihnen nur … «
    »In Ordnung, machen Sie das«, unterbrach Feininger und legte auf.
    Carina strich sich durch die verschwitzten Haare und wusste einen Moment nicht weiter. Sie starrte auf den Kühlschrank. Unter einem Hundemagneten hing ein Stundenplan. Verflixt, warum hatte sie die Chefin nie gefragt, wie ihreKinder hießen? Sie wählte Nussers Handynummer und gab dem Präparator Bescheid, dass sie gleich obduzieren würden. Danach verständigte sie Susanne. »Könntest du bitte darauf achten, dass die Bestatter die Leichname möglichst nicht drehen, wegen der Abrinnspuren bei den Schusswunden. Und sag mal, wie heißt eigentlich die Tochter der Chefin?«
    »Die Professorin hat keine Kinder.«
    Carina runzelte die Stirn. »Und wer ist dann Peggy?«
    »Ihr Pekinesen-Hündchen. Es kränkelt seit Längerem.«
    »Oje. Von ihrem Hund hat sie mal erzählt, aber ich wusste nicht, wie er heißt. Na, hoffentlich wird das wieder. Dann bis gleich.« Carina legte auf.
    Rüdiger, ein Kollege ihres Vaters mit ergrautem Pferdeschwanz, gab ihr die Personalausweise der Toten. »Die haben in den Geldbeuteln gesteckt, in einer Schublade unterm Fernseher.«
    Mithilfe dieser Daten füllte Carina auf der Küchenablage, zwischen Brotkrümeln und Apfelschalen, die Leichenschauscheine aus. Ihr Handy klingelte, sie ging dran. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie die Bestatter den ersten Sarg die Treppe hinuntertrugen.
    »Sie haben mich rausgeworfen.« Eine Kinderstimme krähte ihr ins Ohr. Ihr Neffe Sandro.
    »Was, am letzten Kindergartentag haben sie dich doch noch rausgeschmissen?«
    »Ja, die haben mich an Händen und Füßen gepackt und auf die Matratze geknallt. Voll cool.«
    Wanda mischte sich ein. »Das war echt originell, die haben die Kinder nicht nur symbolisch, sondern

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