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Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Die Verstummten: Thriller (German Edition)

Titel: Die Verstummten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Fey
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die dann später zu solchen Auffälligkeiten führen.«
    Maya schwieg einen Moment. »Das ist ein neuer Ansatz für mich, für den ich dir danke«, sagte sie dann. »Jetzt können wir nur hoffen, dass es der kleinen Lea bald besser geht. Hast du selbst Kinder?«
    Carina verneinte. »Und du?«
    »Ich hatte eine Fehlgeburt vor zwei Jahren. Seither probieren es mein Mann und ich immer wieder, ich bin immerhin schon fünfunddreißig. Wenn ich tagtäglich von den Problemen in den Familien höre, von Kindern, die eine Last für ihre Eltern sind … « Maya stockte und kratzte den Rest Milchschaum aus der Tasse.
    Und die einfach dem Vater und seiner neuen Frau überlassen werden, ohne dass sich die Mutter jemals wieder für sie interessiert, ergänzte Carina für sich. Ihr fiel etwas ein. »Bestimmt muss man einen Termin bei euch machen und so.« Carina zögerte. »Aber könntest du in euren Akten was für mich nachschauen?«
    »Um was geht es denn?« Maya wischte sich den Milchschaumbart von der Oberlippe und stellte die Tasse ab.
    Wie sollte Carina es nur beschreiben? Sie überlegte einen Moment. Schließlich redete sie einfach drauflos. »Meine Mutter hat mich, na ja … zur Adoption freigegeben. Also, nicht direkt freigegeben, ich wurde von meinem Vater und dessen Frau großgezogen, die mich dann adoptiert hat.« Sie merkte, wie ihr Puls sich beschleunigte; die Worte holperten in ihrer Kehle wie in einem Kaugummiautomat, der gleich eine von Mayas Glasperlen herauswürgen würde.
    »Heißt dein Vater so wie du, dieses biblisch klingende Kyrieleis?«
    »Ja. Matthias Kyreleis, ohne ›i‹ vorne.« Sie wartete auf die übliche Frage, ob sie die Tochter des stadtbekannten Kriminalhauptkommissars war. Doch Maya schien ihn nicht zu kennen. Sie zog ein Netbook aus ihrer Handtasche und tippte Name, Geburtsort und Geburtsdatum ein, auch die Daten von Silvia, nach Carinas Angaben. »Sie haben dir deine Herkunft bisher verschwiegen und es dir erst vor Kurzem gesagt, oder?«
    Carina nickte. Tränen stiegen in ihr auf. Sie schluckte. Jahrelang war sie verarscht worden. Ihre Lippen zitterten. Sie würde doch jetzt nicht vor dieser Fremden losheulen. Schnell tunkte sie mit der Fingerspitze die restlichen Krümel auf. Genauso hatte es ihr Vater am Samstag beim Lasagneessen gemacht, fiel ihr ein. Sie schob den Teller zur Seite. »Vermutlich haben es alle um mich herum gewusst. Meine Halbschwester auf jeden Fall. Die Verwandten, Bekannten, meine Lehrer, die Eltern meiner Freunde haben wahrscheinlich hinter meinem Rücken getuschelt. Sieh sie dir an, das arme Würmchen. Die tapfere Hebamme Silvia Kyreleis hat sich des Seitensprungs ihres Gatten erbarmt, weil sie sonst von ihrer richtigen Mutter vielleicht ertränkt worden wäre.« Durch Mayas aufmerksame, konzentrierte Art wurde ihr erst klar, was alles in ihr brodelte. »Im Nachhinein fällt mir vieles auf, was ich als Kind als Einbildung abgetan habe.« Sie hielt inne. »Entschuldige, du hörst dir ständig solche Geschichten an, und dann komme ich auch noch daher.«
    »Nein, gar nicht.« Maya blickte wieder auf ihr Netbook. »Ich habe von hier aus nicht auf alles Zugriff, aber zumindest kann ich gleich sehen, ob es in unserem Archiv was zu finden gibt. Erzähl bitte weiter.«
    »Ich hab es mir selbst noch nicht so genau überlegt, aber nun, wo ich weiß, dass ich nicht ihre Tochter bin, sehe ich wieder vor mir, wie mich Silvia als Kind manchmal betrachtet hat, auch wenn ich gar nichts gemacht habe. Es war, als würde allein mein Anblick sie traurig machen. Verstehst du, was ich meine?«
    Maya nickte. »Wahrscheinlich hattest du auch öfter das Gefühl, dass mit dir etwas nicht stimmt, dabei waren es die Erwachsenen, die ein Geheimnis vertuscht haben. Du hast dich angestrengt und wolltest perfekt sein, aber es war nie gut genug.«
    Carina nickte. Woher wusste Maya das, hatte sie das im Studium gelernt, oder waren ihr in der Arbeit solche Fälle begegnet? »Ich hab funktioniert und vermutlich unbewusst gehofft, dass Silvia nie an mir zweifelt, dass sie mich nie zurückgeben will. Dabei war meine Schwester Wanda, ihre leibliche Tochter, das Sorgenkind.« Sie starrte auf ihre Füße unterm Tisch, bis die Insekten auf den Schuhen zu ihr hochzufliegen drohten; dann sah sie wieder auf. »Ich habe das noch nie jemandem erzählt.«
    »Keine Sorge. Nur du bist auskunftsberechtigt. Dein Vater und auch sonst keiner erfährt was davon. Also, hier steht was. Hm, das ist … Auf deiner Akte liegt

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